«Ich möchte die Menschen warnen»

Wer hat als Beifahrer nicht schon mal die Füsse auf dem Armaturenbrett platziert? Wie gefährlich diese Sitzpose ist, weiss die Irin Grainne Kealy aus eigener schmerzhafter Erfahrung.

Es passierte vor 14 Jahren. Doch Grainne Kealy leidet heute noch unter dem schrecklichen Vorfall: Nichts Böses ahnend, sass sie damals neben ihrem Freund entspannt auf dem Beifahrersitz, die Füsse auf dem Armaturenbrett. Plötzlich geriet das Fahrzeug wegen einer Eisfläche auf der Strasse
ins Schleudern und prallte gegen eine Mauer. Das Paar war mit einer Geschwindigkeit von fast 200 Stundenkilometern unterwegs. Eine grobe Fahrlässigkeit bei glatten Strassen.

Ihre lockere Sitzhaltung hätte die Irin beinahe das Leben gekostet. Der Aufprall löste die Airbags aus. Und die trieben Grainnes Knie direkt in ihre Stirn. Sie drückten ihren ganzen Vorderkopf ein. Die junge Frau wurde sofort mit diversen Gesichtsfrakturen ins Spital gebracht. Zudem lief Gehirnflüssigkeit aus, was die Behandlung durch einen Neurochirurgen nötig machte.

«Sie erklärten mir, dass sie mehr oder weniger mein ganzes Gesicht auseinandernehmen und wieder zusammensetzen müssen», erinnert sich das Unfallopfer. Zwei Jahre dauerten die diversen Eingriffe. Doch dann kam es zu Komplikationen, und der ganze vordere Teil ihrer Schädelknochen musste entfernt werden. Dank einer extra für sie angefertigten Stirn aus Keramik war die Rekonstruktion ihres Antlitzes 2009 endlich fertig.

Äusserlich war die heute 36-Jährige mehr oder weniger wieder die Alte. Doch der Schaden, der durch den Unfall verursacht wurde, war nicht nur ästhetischer Natur: «Ich kann mich nur schwer konzentrieren und bekomme Kopfschmerzen, sobald zu viele Menschen um mich herum am Reden sind», erläutert sie.

Grainne will, dass ihre Geschichte bekannt wird, sie will andere potenzielle Opfer warnen, wie gefährlich das gedankenlose Platzieren der Füsse auf dem Airbag sein kann. Dafür hat die Irin aus Laois, einer Grafschaft mitten auf der grünen Insel, extra eine Facebook-Seite zu ihrer Geschichte und dem Thema an sich eingerichtet.

Besonders deprimierend ist für sie, dass sie immer wieder Bilder von Prominenten sieht, die cool in genau dieser Position im Auto sitzen. «Gerade diese Leute sollten doch Vorbilder sein! Sie senden falsche Signale aus, indem sie sich mit den Füssen auf dem Armaturenbrett in der Öffentlichkeit sehen lassen. Wenn sie nur wüssten, wie gefährlich das ist!»

Es wäre untertrieben zu sagen, dass solche Fotos Grainne deprimieren. «Es zerreisst mir das Herz. Und es untergräbt meine eigenen Anstrengungen, die Leute zu warnen – auf eine Weise, die mich hilflos macht.»