«Ich dachte, dass kein Mann mich je lieben wird»

Die junge Frau kam mit einem grossen Muttermal im Gesicht zur Welt und durchlebte qualvolle Jahre, bevor es für sie ein Happyend in der Liebe gab.

Im August 1992 wurde Cody Holt mit einem grossen, burgunderroten Muttermal auf der linken Gesichtshälfte geboren. Die Ärzte sagten den Eltern Theresa (heute 50) und Tony (47), dass es operativ entfernt werden könnte, doch dass es in den meisten Fällen während der Kindheit von alleine verschwinde. Es sei deshalb besser, die ersten sechs Lebensjahre abzuwarten.

Die Engländerin Cody erzählt: «Als ich jedoch grösser wurde, wuchs das Muttermal leider mit mir.» Per Zufall sah ihre Mutter einen TV-Bericht über eine Spezialklinik in den USA, wo Muttermale entfernt werden. Sie erkundigte sich nach den Kosten. Die 300 000 Franken konnte sich das Ehepaar nicht leisten. So beschlossen Codys Eltern, eine Spendensammlung zu organisieren, machten in Zeitungen und im Fernsehen auf ihre Lage aufmerksam. So kam die Summe in kurzer Zeit zusammen.

1993 flogen die Eltern mit Cody erstmals nach Kalifornien, wo die erste Operation durchgeführt wurde. In den folgenden 15 Jahren folgten zahlreiche weitere Eingriffe. Cody wurde in dieser Zeit oft angestarrt und in der Schule gehänselt. So zog sie sich immer mehr zurück. «Schlimm war es in meinen Teenagerjahren, als die Mitschüler von ihren ersten Dates schwärmten», sagt sie. «Ich hatte keine Verabredungen, war überzeugt, dass kein Mann mich je lieben wird.»

So meldete sie sich mit 17 Jahren bei einer Online-Partner-vermittlung an. Sie hatte jedoch nicht den Mut, ihr Muttermal auf den Fotos zu zeigen. «Ich bedeckte die linke Gesichtshälfte mit meinen langen Haaren und liess Bilder von der rechten Gesichtshälfte machen.» Einige Wochen später meldete sich Lewis (18). Sie chatteten über die Schule und Musik. Drei Wochen später bat er sie um ein Treffen. Cody willigte ein, wollte ihm aber zuvor reinen Wein einschenken.

«Es gibt etwas, was du über mich und mein Aussehen wissen solltest», teilte sie ihm mit und nannte ihren vollen Namen. Er solle sie vor einem eventuellen Treffen googeln. Dort fänden sich zahlreiche Artikel über sie und ihr Leid. Das tat er, und Cody fand sich schon damit ab, dass sie von Lewis nichts mehr hören würde.

Doch wenig später reagierte er und schrieb: «Wow, du hast viel durchgemacht. Wann wollen wir uns treffen?» Das Muttermal war für ihn kein Problem. Ein paar Tage später kam es  zum ersten Rendez-vous. Cody hatte sich die OP-Narben im Gesicht mit viel Make-up abgedeckt. Die beiden machten einen Spaziergang am Fluss. «Er stellte keine Fragen bezüglich meines Aussehens, wir konnten uns ganz locker unterhalten. Ich merkte, dass Lewis etwas ganz Besonderes ist.»

Kurz nach Codys 18. Geburtstag zog das Paar zusammen. Er fand eine Stelle als Leiter eines Supermarktes, sie arbeitete als Kellnerin. «Seine Liebe gab mir Selbstvertrauen und weckte eine neue Seite in mir, ich wollte mich und mein Aussehen nicht mehr verstecken.» 2013 wurde sie schwanger. Vor der Geburt wollte das Paar heiraten.

Mit der kirchlichen Hochzeit ging für sie ein Traum in Erfüllung. «Ich fühlte mich als wunderschöne Braut, meine Narben waren vergessen», sagt sie. Mittlerweile haben die Eheleute ein zweites Kind. «Grace wurde im Mai 2018 geboren und machte unser Familienglück komplett. Ich hatte keinen leichten Start ins Leben, aber dank meinen wunderbaren Eltern, meinem Mann und den Kindern weiss ich, dass eine glückliche Zukunft vor mir liegt!»