«Ich bin die Frau, die nicht lachen kann»

Die junge Frau leidet am Möbius-Syndrom, einer Lähmung der Gesichtsmuskulatur. Von anderen wird sie deswegen oft ­ausgegrenzt.

Wenn Constanze Weigel (30) Kunden in ihrer Foto-Agentur begrüsst, erntet sie meist irritierte Blicke. «Die Leute wissen nicht, wie sie mich ansprechen sollen. Viele halten mich auf den ersten Blick für geistig behindert.» Dabei ist die Deutsche blitzgescheit. Doch sie leidet an einer seltenen Krankheit: dem Möbius-Syndrom.

Die junge Frau hat eine Lähmung der Gesichtsmuskulatur, das heisst, sie kann nicht lachen, nicht die Stirn runzeln, nicht mit den Augen blinzeln. Das Gesicht wirkt emotionslos, versteinert, maskenhaft. «Man lebt isoliert, ausgegrenzt», schildert Constanze Weigel ihre Erfahrungen. «Wer wie ich mit dem Möbius-Syndrom geboren wird, hat einen steinigen Lebensweg vor sich.»

In der Schule wurde die Brillenträgerin gehänselt. Regelmässig riefen die Mitschüler ihr «Lach doch mal!» hinterher. «Hinfallen und wieder aufstehen, das gehört für uns Betroffene dazu», sagt sie, «man braucht ein verdammt dickes Fell.»

Viel Kraft und Liebe bekam sie von ihren Eltern Karlheinz und Annerose sowie ihrem Bruder Björn. «Sie haben mich sehr gestützt.» Constanze machte ihr Abitur, studierte Marketing, aber die Jobsuche gestaltete sich dann als schwierig. Mit ihrem Gesicht kamen die wenigsten klar. Doch auch diesmal fand sie eine Lösung: «Ich betreue Firmen, die sich online besser präsentieren wollen. Da ist es egal, wie ich aussehe.»

Eine andere Leidenschaft liess Constanze Weigel aber nicht los: «Ich liebe es, Gesichter zu fotografieren und die darin zu sehenden Emotionen einzufangen. Ich spiele mit dem, was ich nicht habe.»

So machte sie ihr Hobby zum Beruf, gründete ihre eigene Foto-Agentur, die sie heute sehr erfolgreich führt. «Das Geschäft läuft sehr gut», berichtet Constanze stolz. Ihr besonderer Blick auf Menschen hat sich herumgesprochen. Heute ist sie glücklich und sagt: «Die Krankheit hat mich stark gemacht.»