Hilfe für verhungerndes Kind

Das Ehepaar adoptierte den kleinen Buben, der in erbärmlichem Zustand war. Heute hat er sich erholt und ist ein fröhliches Kind.

Priscilla Morse (35) und ihr Mann Dave (38) wünschten sich, einem weiteren Adoptivkind ein Zuhause zu geben. Die Amerikaner aus Jackson im US-Staat Tennessee hatten bereits zwei eigene und ein Adoptivkind. Während sie abends wieder Webseiten internationaler Agenturen durchsuchte, rief sie Dave zu sich an den Computer. Sie zeigte einen halb verhungerten Buben auf einem verwahrlosten Bett in Bulgarien. Kurz entschlossen entschied das gutherzige Ehepaar, das auf der anderen Seite des Atlantiks lebende Kind zu adoptieren. «Er bestand nur aus Haut und Knochen», sagt sie. «Er konnte höchstens sieben Pfund wiegen.»

Ein Jahr später flog das Ehepaar nach Sofia, um ihn zu sich zu holen. «Der Kleine sah in Wirklichkeit noch viel schlimmer aus als auf den Fotos», berichtet Priscilla. Sie und ihr Mann wussten nicht, ob sie es schaffen würden, ihn aufzupäppeln. Schliesslich entschieden sie sich aber für Ryan, wie sie ihn später tauften. Heute ist das Paar überzeugt, dass die Verantwortlichen für das Waisenhaus den Jungen langsam verhungern liessen, weil er zu den in Bulgarien verachteten Roma gehört.

Eine ärztliche Untersuchung in den USA ergab: Ryan litt an leichter zerebraler Lähmung, Rückgratverkrümmung und Kleinwuchs. Ausserdem ass er nicht genug, weil er seinen Körper beim Atmen mit Luft auffüllte. «Die Ärzte hatten noch nie so einen Patienten gesehen», erzählt Priscilla. «Sie sagten sogar, es sei ein Wunder, dass Ryan überhaupt noch lebe. Und ob er es schaffe, sei auch fraglich.»

Priscilla und ihr Mann liessen sich nicht entmutigen. Vier Wochen lang wurde der Junge im Spital künstlich mit einer Magensonde ernährt. Dann durften ihn die neuen Eltern nach Hause bringen.

Ganz langsam erholte sich Ryan und begann, Gewicht zuzulegen und Kraft zu tanken. Nach einem Jahr wog er 23 Pfund. Mit regelmässiger Gymnastik bauten Priscilla und Dave dessen vernachlässigte Muskeln auf. Unter ärztlicher Aufsicht hat sich der Gesundheitszustand des Jungen gewaltig verbessert. Bald wurde auch sein verkrümmter Rücken begradigt. Sein früher blasses Gesicht leuchtet jetzt rosa. Und in der Schule für Kinder mit spezieller Betreuung gehört er sogar zu den Besten!