Häusliche Gewalt endet in Mord

Brutal, die Tochter als Opfer häuslicher Gewalt zu erleben. Führt der Missbrauch zu Mord, kommen die Täter glimpflich davon. Noch! Trauernde Mütter erreichten eine Gesetzesverschärfung.

Welch schreiende Ungerechtigkeit! Die Engländerin Carole Gould (52) verlor ihre Tochter auf dramatische Weise: Ellie († 17) wurde 2019 von ihrem damals ebenfalls 17-jährigen Ex-Freund Thomas Griffin erstochen. Er musste dafür gerade einmal zwölfeinhalb Jahre ins Gefängnis.

Julie Devey (60) erlebte dasselbe herzzerbrechende Schicksal: Ihre Tochter Poppy Devey Waterhouse († 18) hatte im Dezember 2018 keine Chance. Ihr damals 25-jähriger Ex-Freund Joe Atkinson stach 23 Mal auf sie ein! Die Gerichtsmedizin fand 100 Verletzungen am Körper der Toten, 49 davon stammten vom Messer. Atkinson musste für 16 Jahre und zwei Monate hinter Gitter.

Viel zu wenig, finden betroffene Mütter, die sich zusammengetan haben. Sie fordern härtere Strafen bei häuslicher Gewalt, die zu einem Mord führt. Letzte Woche hat sich der britische Politiker Dominic Raab zum Thema geäussert und stellte längere Haft in solchen Fällen in Aussicht.

Die Regierung hat angekündigt, das Gesetz ändern zu wollen. So, dass explizit Gewalt und Macht, die Männer über längere Zeit an ihren Frauen ausüben, zu entscheidenden Faktoren für ein härteres Urteil werden. Die Richter sind angehalten, dies bereits jetzt umzusetzen. Momentan wird noch debattiert, ab wann man mit Haftstrafen ab 25 Jahren beginnen soll. Diese Höchststrafe wurde bisher nur angewandt, wenn der Mörder seine Waffe mit an den Tatort brachte und so klar war, dass er mit Vorsatz handelte.

Julie Devey, die Mutter der ermordeten Poppy (†), hat sich gründlich mit dem Thema auseinandergesetzt. «Ob der Täter eine Waffe mitnimmt oder nicht, das sollte bei der Urteilssprechung keinen Unterschied machen.» Ihrer Meinung nach sollte ein weiterer Punkt für den Richterspruch in Betracht gezogen werden: Handelt es sich um «Overkill»? Dies bedeutet, dass der Täter seinem Opfer mehr Schmerzen oder Schaden zufügt, als es braucht, um es zu töten.

«Es ist unglaublich, dass es trauernde Mütter braucht, um auf diese eklatanten Fehler im Justizsystem aufmerksam zu machen», beklagt Carole Gould die aktuelle Situation. Als sie das Urteil für den Ex-Freund ihrer Tochter hörte, machte man sie darauf aufmerksam, dass ein zehnjähriger Täter das gleich hohe Strafmass bekäme, wie der damals 17-jährige Thomas. «Man kann sich gar nicht vorstellen, dass dies zuvor noch nie jemand in Frage gestellt hat! Vier Jahre mussten wir Frauen unsere Kampagne führen und die Botschaft den richtigen Personen zutragen, damit es endlich heisst: Das ist falsch!» 

Das britische Justizministerium betont, dass jeder Mord grundsätzlich eine lebenslange Haftstrafe bedeute. Es liege am Richter, zu entscheiden, wie viele -Jahre davon er ausspricht und wie viele wirklich abgesessen werden müssen.