Eizellenspende fürs Studium

In den USA den Master zu machen, ist nicht einfach. Studenten müssen sich einiges einfallen lassen, um die hohen Ausbildungskosten zu tragen. So wie es Kassandra getan hat.

Was macht man in den USA, wenn man studieren will, aber kein Stipendium erhält? Die meisten suchen sich einen Nebenerwerb – in der Regel mehrere. So wie Kassandra Jones: Die New Yorkerin hatte drei (!) Jobs, um ihr Bachelor–Studium zu finanzieren. Zusätzlich lebte sie bei ihren Eltern, um Geld zu sparen.

Dennoch wurde der Schuldenberg der damals 23-Jährigen immer grösser. Die 170 000 Franken, mit denen sie im Soll stand, machten ihr zu schaffen. «Ich konnte nicht mehr schlafen und sah kein Licht am Ende des Tunnels.» Um ihren Traum von einem Masterabschluss als Ernährungsberaterin verwirklichen zu können, musste sie neue Wege gehen: Sie spendete ihre Eizellen.

«Ich hatte eine Freundin, die in wenigen Wochen das Gehalt von vier Monaten damit verdiente», erzählt Kassandra, die heute 28 Jahre alt ist, im «Mirror». «Auch viele andere Bekannte von mir machten es. Nachdem ich mitbekam, dass es bei ihnen geklappt hatte, stellte auch ich mich zur Verfügung.» Für jede Spende erhielt sie rund 10 000 Franken. Die US-Amerikanerin hatte kein Problem beim Gedanken daran, dass sie ihre Eizellen an Familien gab, die keine Kinder haben können. «Es ist ja nur genetisches
Material, und kein Kind, das man weggibt», war ihre Einstellung.

Ganz so einfach war es dann aber doch nicht: Der Spendeprozess ist intensiv – sowohl physisch als auch psychisch. «Ich musste mir selbst Spritzen setzen. Das erste Mal war ich so ängstlich, dass mein Freund es für mich machen musste.» Sie fühlte einen Druck «wie von einer Tonne» auf ihrem Unterkörper. Der Bereich begann auch anzuschwellen. «Schmerzen und Krämpfe machten es schwierig für mich, zu gehen, aufzustehen, zu sitzen oder zu lachen. Und es wurde noch schlimmer, wenn ich zu viel gegessen oder getrunken hatte. Mir ging es einfach total mies.»

Kassandra hatte auch plötzliche Gelüste, empfindliche Brüste oder war dehydriert. Dennoch wusste sie: Sie würde das Ganze drei oder vier Mal machen müssen, damit ihre Schulden ein bisschen weniger würden. Mit jedem Mal dauerte es länger, bis sich ihr Körper von der Prozedur erholt hatte. «Wenn du verzweifelt versuchst, als junge Erwachsene alles auf die Reihe zu bekommen und gleichzeitig einen solch erdrückenden Schuldenberg vor dir herschiebst – dann ist das eine höchst ungünstige Situation, die du aus der Welt schaffen möchtest. Ich hatte schlicht keine andere Wahl.»

Kassandra ärgert sich darüber, dass das Bildungssystem in ihrem Land die Studenten einfach hängen lässt und auch die Politik versagt. «Ich wünschte, ich hätte dieses Geld nicht für Unterricht und Bücher ausgeben müssen, sondern als erste Anzahlung für ein Haus oder ein eigenes Geschäft nutzen können.»