Eine zweite Chance für Menschen in grosser Not

Früher lebte Stephanie selbst auf der Strasse, heute kämpft sie für andere und ist der rettende Engel für Obdachlose.

Schon frühmorgens ist sie auf den Beinen, schmiert stapelweise Brote, packt Obst ein. Dann geht es mit dem Auto los: In mehreren Städten Floridas (USA) verteilt Stephanie Bowman (43) Essenspakete an mehr als 3000 Obdachlose in den Elendsvierteln und Parks. Und nach Feierabend kocht sie mit freiwilligen Helfern für die Ärmsten, verteilt auch diese Mahlzeiten. Seit 2009 ist sie im Einsatz, gründete die Organisation «One Heart for Women and Children» («Ein Herz für Frauen und Kinder»). Alle, die Hilfe brauchen, sind willkommen: Drogensüchtige, Arbeitslose, arme Rentner. Warum Stephanie sich so einsetzt? Weil sie selbst mal ganz unten war!

Dabei stammt sie aus einer liebevollen Familie. «Meine Eltern hatten ein gutes Herz», erinnert sich Stephanie. Doch ihr glückliches Leben endet abrupt, als sie mit 15 Jahren von einem Nachbarjungen vergewaltigt wird − und ein Baby abtreiben lässt. Das verkraftet sie nicht. Anstatt sich den Eltern anzuvertrauen oder Hilfe zu suchen, greift der Teenager zu Drogen, trinkt, trifft sich mit den falschen Freunden und stürzt ab. Mit 23 ist Stephanie kokainsüchtig, mit 32 Mutter von zwei Töchtern. Mit dem damaligen Partner, ebenfalls drogensüchtig, haust sie im Stadtpark.

Dann kommt der Tag, der alles ändert: Die Mädchen werden ihr weggenommen! «Zum ersten Mal erkannte ich, dass es so nicht weitergehen kann, ich einen Entzug machen muss.» Nach fast zwei Jahren Reha ist sie geheilt und bekommt ihre Kinder zurück. Da beschliesst sie, anderen Menschen zu helfen. Die nennen sie dankbar «Engel». «Das bin ich nicht», sagt sie bescheiden. «Aber ich weiss, wie es ist, Hunger zu haben.»