Ein Schweineherz für Metzger Helmut

Seine «Pumpe» machte nicht mehr mit, ­sodass der 65-Jährige ­seinen Betrieb schliessen musste. Nach dem Eingriff gönnt er sich nun mehr Zeit für sich.

Das Ersatzteil hat die Seriennummer 7479302 und liegt in einer sterilen Schale bereit – eine Herzklappe vom Schwein. Und der Patient liegt im OP bereit: Helmut Hofmann, 65 Jahre alt. 42 Jahre lang führte er seine Landmetzgerei in Balingen (D). Bis das Herz kaum noch mitmachte und er den Betrieb Ende April schliessen musste. Jetzt bekommt Helmut die neue Herzklappe implantiert.

Ein Schweineherz rettet einen Metzger: Wie lief dieser Eingriff ab? Helmut liegt in Narkose. Mit dem Anästhesisten hat er scherzhaft ausgemacht, dass er im Traum mit dem Motorroller nach Italien fährt. Es ist 11.23 Uhr, als Chefarzt Prof. Dr. Ralf Sodian (51) im Mediclin Herzzentrum in Lahr (D) einen sieben Zentimeter langen Schnitt macht, dann mit einer Knochensäge den Brustkorb seines Patienten öffnet. Der Anäs­thesist, ein Oberarzt, ein Kardiotechniker, eine OP-Schwester, ein Anästhesie-Pfleger und eine instrumentierende Schwester stehen dem Chirurgen zur Seite. Eine Herz-Lungen-Maschine piept und hält den Blutkreislauf in Gang.

Helmuts Herz wird freigelegt. Das Elektroskalpell verödet die Blutgefässe bereits beim Schnitt − Arbeit am offenen Herzen. Nach weiteren Schnitten kommt die Herzklappe zum Vorschein. «Die Herzklappe ist massiv verkalkt», erörtert Professor Sodian der «Bild am Sonntag». «Kalkbrocken könnten sich lösen und wichtige Blutgefässe verstopfen. Die Folge wäre ein Schlaganfall.»

Die neue Herzklappe wird eingesetzt, mit 16 Fäden und 112 Knoten an der Aorta befestigt. Nach der Arbeit mit der Säge ist nun Filigranes mit der Nadel gefordert. Nach 70 Minuten schlägt Helmuts Herz wieder eigenständig. 24 Stunden später sitzt er in seinem Krankenbett auf der In­tensivstation. Geschwächt, aber glücklich: «Es geht aufwärts.» Seine Gesundheit ist ihm jetzt das Wichtigste: «Da muss noch was im Leben kommen. Das habe ich mir verdient.»

Wenn alles gut geht, wird er schon bald das Spital verlassen und eine mehrwöchige Reha beginnen können. Und dann wie geplant mit seiner Frau Ingrid (62) auf ihren Motorrollern an den Gardasee in Italien fahren. Auf echten Strassen. Nicht in Narkose. Und Helmuts neues Herz wird schneller schlagen vor Freude.