Ein Schatz voll mit «schlechtem Geld»

Acht Jahre ist Tony aus England mit dem Metalldetektor unterwegs, bis er eine aussergewöhnliche Entdeckung macht. Er findet einst minderwertige, heute aber bedeutende Münzen.

Irgendwann gegen Mitte bis Ende des 12. Jahrhunderts hatte es jemand eilig. Und er hatte Angst – oder traute seinem Umfeld nicht. Er vergrub sein
ganzes Geld zusammen mit etwas Schmuck im Boden in der Nähe von Chippenham in der englischen Grafschaft Wiltshire.

Was mit dem Besitzer der Wertsachen passierte, weiss niemand. Ausser, dass er keine Gelegenheit mehr hatte, sein Vermögen wieder an sich zu bringen.

850 Jahre später findet es Tony House (68). Der Grossvater hat es sich zum Hobby gemacht, mit einem Metalldetektor Wälder und Felder abzusuchen. Dies, nachdem er 2014 sein lange geführtes Fast-Food-Lokal schliessen musste. Es war eine schwierige Zeit für Tony, auch finanziell. Er musste sich einen neuen Lebensinhalt suchen: «Diese Kopfhörer aufzuhaben und auf das Signal zu warten ist sehr beruhigend. Du bist draussen und siehst die Natur, die Zeit verfliegt – das ist gut für das Gemüt.» Nie glaubte er, dass er wirklich einen richtigen Schatz finden werde. «Kein Detektor denkt, dass ihm das gelingt. Es ist phantastisch!»

Der Pensionär hatte den Schatz um ein Haar verpasst: Er untersuchte letzten Sommer ein Feld nahe seinem Wohnort. Während Stunden sei er mit seinem Detektor in der Gegend herumgelaufen und habe schon aufgeben wollen, als das Gerät unerwartet piepste.

Zuerst fand Tony lediglich eine alte Münze. Einer Eingebung folgend schaufelte er tiefer und förderte 570 sogenannte «Tealby Pennies» zutage. Den Namen haben die Münzen von einem früheren Fund von 5000 Stück beim Ort Tealby. Die Silberlinge haben den Übernamen «Englands schlechtestes Geld»: Es ist handwerklich minderwertig und die Inschrift schwer zu entziffern. «Bei einigen fehlt ein Teil des Aufdrucks, da er über den Rand der Münze hinausgeht. Und manche Zeichen waren schon unlesbar, als sie gemacht worden sind», sagt ein Spezialist für mittelalterliche Münzen des Britischen Museums. Der Fund sei allerdings höchst interessant: «Er kann uns helfen, das Münzwesen, die Vermögensaufbewahrung und die Wirtschaft dieser Zeit besser zu verstehen.»

Die beiden orientalischen Gold-Dinare liessen überdies den Schluss zu, dass reiche Bürger schon unter der Regierung von König Henry II. († 1189) Fremdwährungen von fern besassen. England und die meisten europäischen Länder produzierten damals keine Goldmünzen.

Eine für Detektor Tony House wichtige Erkenntnis ist der Wert seines Fundes: Die «schlechten Pennies» werden auf über 200 000 Franken geschätzt.