«Durch Ärztepfusch verlor ich ein Bein»

Eigentlich sollte bei Margarethe nur ein Routine-Eingriff vorgenommen werden. Doch jetzt sitzt sie im Rollstuhl.

Die Kinder grossgezogen, den Haushalt gemacht, als Industriekauffrau gearbeitet, Schicksalsschläge gemeistert – Margarethe (65) ist eine taffe Frau. Auch mit ihrer Diabetes hat die Deutsche in all den Jahren zu leben gelernt. Zwei Bypässe hatte sie bereits in den Beinen, als sie wieder ins Spital musste. Einer davon sollte erneuert werden. «Keine grosse Sache», hiess es.

Heute sitzt die einst so lebenslustige Frau im Rollstuhl. Wenn sie an sich herunterschaut, muss sie weinen. Ihr fehlt ein Bein, weil die Klinik gepfuscht hat! «Nach der Operation wollte die Wunde einfach nicht heilen», erzählt Margarethe. «Die Haut um die Nahtstelle herum wurde immer dunkler, war schliesslich schwarz und abgestorben. Es schmerzte entsetzlich.» Schnell hatte sich die Entzündung bis in die Knochen gefressen. Die Ärzte «schälten» den Wundbereich grossflächig aus. Aber die Stelle heilte auch jetzt nicht zu. «Niemand hat mir das jemals offiziell gesagt», erinnert sie sich. «Die Ärzte meinten nur, dass so etwas immer wieder mal vorkäme.» Über 20-mal musste Margarethe in den folgenden Wochen operiert werden.

Mittlerweile brauchte sie so starke Antibiotika und Schmerzmittel, dass sie ständig benommen war. Ehemann Klaus (64) und die drei Kinder baten die Mediziner immer wieder um Hilfe. Doch die eitrige Wunde reichte schon bis in die Leiste. Lebensgefahr drohte! Die Ärzte mussten das Bein amputieren. Als Margarethe aus der Klinik entlassen wurde, sass sie im Rollstuhl. Und erst bei einer Nachuntersuchung erfuhr sie den Grund für ihr Leid. «Eine Schwester verplapperte sich, und meinte, schuld sei ein Krankenhauskeim. Ich bin als Routinefall hineingegangen und als Schwerbehinderte herausgekommen.»

«Meine Kinder haben gesagt, ich solle wieder lernen, das Leben zu geniessen.» Doch im Alltag benötigt die tapfere Frau für alles Hilfe. Ihr Mann redet ihr gut zu. «Sein Lieblingssatz ist: ‹Geht nicht, gibt’s nicht!› Er hat mich wieder ins Leben zurückgeholt», freut sie sich. Dank seiner Liebe kann sie auch wieder lachen. «Ich habe mein Schicksal angenommen. Aber es war ein langer Weg.»

Schutz gegen Keime

Experten schätzen, dass jährlich Tausende von Patienten im Spital Opfer eines multiresistenten Keims werden. Schuld daran sind mangelnde Hygiene sowie resistente Bakterien. Nicht nur das Spitalpersonal sollte sich sorgfältig die Hände waschen und desinfizieren – auch Sie als Besucher. Selbst wenn der Keim gesunden Menschen in der Regel nichts anhaben kann, können Sie ihn doch weitergeben. Halten Sie Abstand zum Patienten und tragen Sie gegebenenfalls einen Mundschutz.