Drei Menschen in den Tod gerissen

Ein Dealer fuhr unter Drogen zwei Polizisten und eine Kauffrau tot. Die Familien begreifen nicht, dass er immer noch frei ist.

Er habe acht Gramm Kokain geschnupft, erzählte der Raser nach seiner Todesfahrt bei der Polizei. Aber beeinträchtigt in seinem Fahrvermögen habe er sich überhaupt nicht gefühlt. Einen Fahrausweis hatte Henrik B. (24) aus Bordesholm (D) ohnehin nicht mehr, als er am 20. Ja­nuar 2021 mit seinem VW Golf aus der Kurve flog, Poller und ein Strassenschild niedermähte und dann drei Menschen frontal rammte, die in diesem Moment  auf dem Trottoir gingen. Reise­verkehrskauffrau Isabella (27) − tot! Polizist Dennis (34) – tot! Seine Verlobte Katharina, ebenfalls Polizistin und Schwester von Isabella − auch tot!

Katharina feierte ihren 30. Geburtstag, als der Raser sie in den Tod riss. Doch warum war Henrik B. viel zu schnell in die Rechtskurve geschossen? Weil er voll auf Drogen war − oder weil er aus­serdem unbedingt zu seinem Drogenversteck wollte? Attila Aykac, Rechtsanwalt von Dennis’ Eltern, sagt in der «Bild am Sonntag»: «Der Fahrer war ein bekannter Drogendealer.» Tatsächlich wurde Henrik B. wenige Monate vor der Fahrt, am 29. August 2020, wegen unerlaubten Handelns mit Betäubungsmitteln zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und sieben Monaten verurteilt.

Anwalt Aytac weiter: «Am Tatort fuhr er mehrfach mit überhöhter Geschwindigkeit zwischen Neumünster und Bordesholm hin und her, überholte dabei Autos auf riskante Weise. Wir gehen davon aus, dass er hinter der Rechtskurve nach links abbiegen wollte, weil sich dort sein Drogenversteckt befand!» Rainer Prüss (58), Vater des getöteten Dennis, ergänzt: «Aus dem Spital hat sich der Fahrer noch in derselben Nacht auf eigenen Wunsch selbst entlassen. Dann hat er sich von einem Taxi zur Unfallstelle fahren lassen, um dort etwas zu suchen. Henrik B. äussert sich selbst nicht zu der tragischen Todesfahrt. Fest steht aber: Seinen Fahrausweis hatte er verloren, als er Ende 2020 bekifft am Steuer erwischt worden war. Und er wusste, dass die Bremsen seines Autos völlig ab­genutzt waren.

Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Kiel Klage erhoben wegen fahr­lässiger Tötung. Dennoch darf der Raser auf freiem Fuss bleiben. Dennis’ Vater Rainer Prüss: «Wir sind mit den bisherigen Ermittlungsergebnissen nicht einverstanden, nach normalem Menschenverstand hätte er in U-Haft sitzen müssen.» Einzige Hoffnung der Angehörigen ist nun, dass der Prozess gegen Henrik B. möglichst schnell beginnt.