Dieser Bub muss mit einem halben Herzen leben

Er wirkt wie ein kerngesunder Junge. Doch der 18-Jährige ist dem Tod näher als dem Leben. Seine Mutter kämpft wie eine Löwin, dass es ihm so gut wie möglich geht.

Er hat schon alles minutiös geplant: Wenn sein Ende gekommen ist, sollen am Schönberger Strand (Ostsee) zu Musik von Peter Maffay und Josh Groban weiss-rote Luftballons  in den Himmel steigen. Dann soll seine Asche in die Fluten verstreut werden. Doch zuvor will Daniel noch anderen Kranken helfen. Seinen Organspendeausweis trägt der schwer kranke 18-Jährige deshalb immer bei sich. Seine Mutter Debbie Wyrich (49) muss schluchzen, wenn sie daran denkt: «Am liebsten würde ich dann mitsterben», sagte sie in einem Interview mit der Zeitschrift «Die neue Frau».

Auf den ersten Blick wirkt Daniel wie ein normaler, kerngesunder Junge. Doch der Schein trügt: Der sympathische Rotschopf kam nur mit einem halben Herzen zur Welt, muss Unmengen an Tabletten schlucken, um leben zu können. «Die Ärzte meinen, er würde höchstens 20 Jahre alt werden», erinnert sich seine Mutter. Doch die 49-Jährige will sich mit dem Todesurteil nicht abfinden, sondern kämpft wie eine Löwin um Daniels Leben.

Sofort nach der schrecklichen Diagnose, nur einen Tag nach seiner Geburt, gab sie ihren gut gehenden Kosmetiksalon in Port Elizabeth (Südafrika) auf, um nur noch für Daniel da zu sein. Debbie Wyrich gründete eine Selbsthilfegruppe für Eltern herzkranker Kinder, trommelte Spenden zusammen für seine bislang elf Operationen. Als unter dem ganzen Stress ihre Ehe zerbrach, baute sich Debbie im Jahr 2002 in ihrer alten Heimat Deutschland ein neues Leben auf. Daniel folgte seiner Mutter und deren zweiten Ehemann kurze Zeit später nach Hamburg.

Die Jahre danach waren eine Achterbahn der Gefühle. Daniels Leben hing mehrfach am seidenen Faden, doch er erholte sich immer wieder. Trotz häufiger Spitalaufenthalte schaffte er 2014 den Schulabschluss, arbeitet seitdem halbtags in einer Werkstatt. «Ich bin sehr stolz, dass mein Sohn trotz seiner schweren Krankheit so fröhlich und positiv ist», erzählte sie erfreut.

Zukunftspläne schmiedet sie keine. Sie erklärte in «Die neue Frau»: «Wir leben einen Tag nach dem anderen, und wenn der Tag einmal kommen sollte, dann liegt das nicht in meinen Händen, sondern in Gottes. Auch wenn es mich zu Boden reissen wird, so muss Daniel dann nicht mehr leiden und wird an einem besseren Ort – im Paradies – sein.»