«Die Diagnose hat unser Leben auf den Kopf gestellt»

Gleich mehrere Tumore hatte das kleine Mädchen an seiner Niere und der Wirbelsäule: ein Schock für die Eltern! Trotzdem kämpfen sie nicht nur für ihr Kind, sondern auch für andere.

Ein Wohnhaus, komplett re­noviert mit zwei Schlafzimmern und voll ausgestatteter Küche. Gute Lage, in einem ruhigen Wohnviertel des malerischen Ortes Ulverston in England. Ein Traum für junge Familien! Um­gerechnet 350 000 Franken ist die Immobilie wert. Doch die Wilkinsons, denen sie gehört, verscherbeln sie! Um Kinder zu retten, die schwer krank sind – wie einst ihre Tochter.

Die kleine Oonagh ist gerade einmal 19 Monate alt, als der Arzt ihren Eltern Samantha (36) und Steven Wilkinson (36) die Schock-Diagnose übermittelt: Krebs! In einer Niere und der Wirbelsäule des Mädchens wurden Tumore gefunden. Der Fachbegriff dafür lautet Neuroblastom − eine bösartige Erkrankung des sympathischen Nervensystems, die vor allem im frühen Kindesalter auftritt. Diese Krebsart ist nicht nur selten, sondern auch gefährlich. Werden die Tumore nicht entfernt, beginnen sie relativ schnell zu wuchern − das ist bei Oonagh bereits der Fall: Ihr Bauch war richtig geschwollen, so gross war der Tumor an der Wirbelsäule bereits. «Die Diagnose hat unser Leben auf den Kopf gestellt», sagte die Mutter zur Zeitschrift «Closer». Da ist nicht nur die Angst um ihr Kind, sondern auch die Angst um die Existenz der Familie. Denn die Behandlungskosten belaufen sich auf mehrere zehntausend Franken. Hilfesuchend wenden sich die Wilkinsons an «Neuroblastoma UK». Eine Organisation, die sich für die Erforschung dieser besonderen Krebsform einsetzt, aber auch Betroffene unterstützt. Gemeinsam mit den Wilkinsons und den behandelnden Ärzten erstellen sie einen Behandlungsplan − Oonagh kann operiert werden. Mit Erfolg: Der Dreijährigen geht es heute besser. Im November 2020 konnten keine Krebszellen mehr nachgewiesen werden. «Ohne die Arbeit der Stiftung könnte das erheblich anders aussehen», sagt Samantha.

Sie und ihr Mann sind dankbar, dass ihrem Kind geholfen werden konnte. Sogar so sehr, dass sie die Forschungsarbeit der Organisation unterstützen wollen, um etwas zurückzugeben, wie die dreifache Mutter in «Closer» erklärt. Deshalb kamen sie auf eine Idee: Weil ihr Wohnhaus für eine fünfköpfige Familie zu klein geworden ist, müssen sie umziehen. Ein neues Haus mit drei Kinderzimmern haben sie bereits gefunden, das alte verlosen sie. Richtig gelesen: Insgesamt 120 000 Lose haben sie drucken lassen, die sie über eine Website und lokale Händler verkaufen. Ein Gewinnticket gibt es zum Preis von vier Franken. Samantha erklärt: «Wir benötigen 200 000 Euro, um das neue Haus zu finanzieren. Alles, was an Geld noch dazukommt, geht direkt als Spende an Neuroblastoma UK.» Sie selbst rechne mit mindestens 60 000 Euro, wenn alle Lose verkauft sind. Ihr Mann Steve fügt hinzu: «Für den Gewinner gibt es zusätzlich noch 8000 Franken Umzugshilfe obendrauf!» Der Losverkauf ist gut angelaufen, über 12 000 Tickets sind bereits weg. «Viele Leute hier aus dem Ort haben sogar gleich mehrere gekauft», so Samantha. «Ist ja auch klar! Wann hat man schon die Möglichkeit, etwas Gutes zu tun − und gleichzeitig die Chance, ein komplett neu renoviertes Haus zu gewinnen?»

Die Wilkinsons wollen, dass anderen Eltern das Schicksal, das sie durchlebt haben, erspart bleibt. «Dass unsere Tochter lebt, ist unbezahlbar. Aber für die Arbeit der Forscher ist Geld wichtig − damit endlich bessere Therapiemöglichkeiten für Kinder wie Oonagh entwickelt werden können.»