Der Maler, der zum Mörder wurde

Der pensionierte Manfred griff zum Messer, weil seine Frau Bärbel ­einen neuen Freund gefunden hatte und ihn verlassen wollte.

Sein Leben schien wie gemalt. Der Rentner Manfred B. (77) liebte seine Frau ­Bärbel (60), die Malerei und den bedeutenden niederländischen Meister Rembrandt. Die Familie wirkte wie aus dem Bilderbuch, die Ölbilder des leidenschaftlichen Hobbymalers aus dem Ostseeheilbad Graal-Müritz (D) wurden sogar auf der «Hanse Sail», dem weltweit grössten Segler-­Treffen, ausgestellt. Doch hinter der heilen Fassade zerbrach die Ehe – und endete jetzt in einem Blutbad. Vor vier Wochen fand der Sohn Marko B. (40) seine Eltern tot in ihrer Wohnung: Manfred B. hatte laut «Bild am Sonntag» seine Frau mit einem Küchenmesser getötet und sich die Waffe danach auf dem Ehebett selbst in die Brust gerammt!

Wie konnte es nur dazu kommen? Was trieb den ehemaligen Erzieher zu dieser Wahnsinnstat? Das Motiv muss verschmähte Liebe gewesen sein. Die 17 Jahre jüngere Bärbel B. hatte seit längerem einen neuen Freund und wollte ihren Mann verlassen. «Meine Eltern lebten in Trennung», bestätigt Marko B. Dann versagt seine Stimme. Eine Bekannte ergänzt: «Sein Vater hatte eine neue Wohnung, wollte ausziehen. Er wollte sich aber eigentlich nie trennen, hat seine Frau sehr geliebt.»

Manfred B. habe deshalb unter grossem Druck gestanden. Die Bekannte erzählt weiter: «Den Druck hat er nicht ausgehalten. Er hatte Angst vor der Zukunft ohne seine Frau.» Das Ehepaar hatte sich vor der Trennung gut ver­standen. Nachbarn erzählen, dass sie die beiden viele Jahre nur in trauter Zweisamkeit zusammen sahen. Sie liefen immer verliebt und Händchen haltend durch den Park, erledigten stets alles zusammen. Eine Anwohnerin: «Er war ein Gentleman und hat alles für sie getragen.»

Als B. 2004 in Rente gegangen war, begann er zu malen. Neben Rembrandt-Kopien malte er Schiffe wie die «Queen Elizabeth», die «Gorch Fock» oder die «Boun­ty». Dem Stadtmagazin «Rostock-Heute» erzählte B.: «Ich sitze oft stundenlang mit der Lupe vor den Abbildungen, um alle Details möglichst genau in meine Bilder zu bringen.» Seine maritimen Gemälde bot er in Galerien oder bei Festen zum Kauf an.

In letzter Zeit bemerkte das Umfeld, dass die Ehe kriselte. «Sie gingen plötzlich weit auseinander, jeder für sich. Sie wirkten auch nicht glücklich», hatte eine Nachbarin festgestellt. Die Staatsanwaltschaft geht bei der Bluttat von einem sogenannten erweiterten Suizid aus. Staatsanwalt Harald Nowack erklärt: «Für uns schliessen sich keine Ermittlungen an, da der Beschuldigte tot ist und wir nicht davon ausgehen, dass ein Dritter die Tat begangen hat.»