«Der Glaube half mir ins Leben zurück»

Sie war glücklich, eine erfolgreiche Geschäftsfrau und hatte eine intakte Familie. Doch dann entdeckte Maria Kälin aus dem Kanton Schwyz, dass ihr Mann sie betrog und daran war, ihr gemeinsames Lebenswerk zu zerstören. In der Religion fand sie Halt.

Zwei Herzen hatten sich gefunden. Maria Kälin und Hans Arnold (alle Namen geändert) verliebten sich und beschlossen, gemeinsam durchs Leben zu gehen. Ende der 60er-Jahre heirateten sie. Gemeinsam machten sie den Wirtekurs und übernahmen ein Hotel-Restaurant im Toggenburg. Nach drei Jahren schrieben sie schwarze Zahlen. Der Ehe entstammen die Kinder Lukas und Emma.

Die Erfolgsgeschichte ging weiter: Ein paar Jahre später kauften sie im Sarganserland ein konkursites Hotel und brachten das Haus in die Gewinnzone. «Wir waren es gewohnt, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen», erinnert sich die heute 74-Jährige. Die Bücher stimmten, doch die Beziehung der Eheleute im Laufe der Jahre immer weniger. «Ich fand heraus, dass mich Hans seit langem mit einer viel jüngeren Frau betrog», sagt Maria Kälin traurig. Für sie und ihre Kinder brach eine Welt zusammen.

Anfang der 90er-Jahre verliess Hans Arnold seine Frau und die inzwischen erwachsenen Kinder und übersiedelte mit seiner Geliebten in ein Dorf am Vierwaldstättersee. Maria Kälin führte das florierende Hotel allein weiter. Nach drei Jahren kehrte er zurück, übernahm den Betrieb – und warf seine Frau hinaus. Ein Jahr später wurde die Ehe geschieden.

Das alles war zu viel für die erfolgreiche Hotelière, die bisher alle Situationen zu meistern wusste. Von ihrem Mann verlassen und aus dem Hotel vertrieben, fiel sie in eine tiefe Depression. «Ich hatte keine Kraft mehr zum Kämpfen. Meine Seele war restlos am Boden.» Sie trug sich mit Selbstmordgedanken. «Ich wollte mich erhängen oder mich im Rhein ertränken. Selbstmord gilt ja bei uns Katholiken als Todsünde. Aber damals war ich psychisch und physisch dermassen am Ende, dass ich das gar nicht bedacht habe.» Der Gedanke, Hilfe zu suchen, kam ihr nie, denn sie war es gewohnt, alle Sorgen und Nöte in sich zu verschliessen.

Zum Glück realisierten ihre Kinder den Ernst der Lage und alarmierten den Hausarzt. Er riet zu einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik. Damit begann ihre Krankengeschichte, die, mit Unterbrüchen, über fünf Jahre dauern sollte. Dank guter Betreuung in der Klinik, der Liebe ihrer Kinder und intensiven Gesprächen mit einem sehr guten Freund ging es Maria Kälin zusehends besser.

Doch der wichtigste Grund für ihre Genesung war ihre Religiosität. «Ich bin keine fanatische Katholikin», erklärt sie, «aber mein Glaube an die Allmacht Gottes half mir ins Leben zurück.»

Das gibt ihr auch die Kraft, die Rechtsstreitigkeiten mit ihrem Ex-Mann – die bis heute andauern – zu überstehen. Vor ein paar Jahren entdeckte sie zudem, dass Hans sein beträchtliches Vermögen sukzessive seiner Lebenspartnerin überschrieb und Frau und Kinder überging. Ihr Glaube ist ihre Stütze. «Seit einigen Jahren stelle ich mein Wissen und Können der Kirche zur Verfügung. So bekommt mein Leben wieder Sinn und Struktur.»

Andächtig steht Maria Kälin in der Kirche ihres Heimatdorfes im Kanton Schwyz. Eine selbstbewusste Frau, die jahrelang seelische Höllenqualen litt, die aber dank ihrem Gottvertrauen voller Zuversicht in die Zukunft blickt.