Jakobsweg
Den Traum der toten Ehefrau erfüllt
Georg Koeniger fuhr mit dem Velo den 2500 Kilometer langen Jakobsweg. Seine Gattin wäre gerne dabei gewesen – doch sie starb an Krebs.
Kabarettisten sind lustige Kerle. Aber was ist, wenn so jemand den Menschen verliert, den er liebt? Darf auch ein frischgebackener Witwer witzig sein? Und kann eine Pilgerreise selbst dann Wunder wirken, wenn man bisher nicht viel vom Pilgern hielt?
Die Frau des Kabarettisten Georg Koeniger (58) – sportlich, kerngesund und Nichtraucherin – erkrankte im September 2012 im Alter von 47 Jahren an Lungenkrebs. Ihr grösster Wunsch war es gewesen, auf dem Jakobsweg zu pilgern. Doch Andrea schaffte es nicht mehr – die Krankheit war stärker. Am 5. Mai 2013 schloss sie für immer die Augen. 22 Jahre war Georg Koeniger mit ihr verheiratet gewesen.
Schon bald trat er wieder auf der Bühne auf. Das Lachen der Zuschauer half ihm. «Das war wie eine Therapie», sagte er zu «Neue Post». Doch der Witwer dachte ständig an Andreas Wunsch. Kurz nach ihrem Tod habe er gewusst, dass er ihn erfüllen müsse. So setzte er sich in Würzburg (D) aufs Velo und fuhr für sie los. Nach vier Wochen, 500 000 Pedalumdrehungen und fast 2500 Kilometern gelangte Georg Koeniger nach Santiago de Compostela.
Andrea war ihm stets ganz nah, denn er bewahrte in einer kleinen Urne ein wenig von ihrer Asche auf. Mit jedem Kilometer liess der Schmerz ein wenig nach, und so konnte er am höchsten Punkt des Jakobswegs, beim Eisenkreuz «Cruz de Ferro», endlich richtig Abschied nehmen: Wo die Pilger normalerweise einen Stein ablegen, verteilte Koeniger Andreas Asche, auch die kleine Urne legte er dort nieder. «Das war sehr schmerzhaft, aber enorm wichtig für mich», erinnerte er sich in «Neue Post».
Angekommen in Santiago de Compostela, überkam Koeniger ein seltsames Gefühl: «Ich hatte mein Ziel erreicht und fragte mich – was jetzt?» Er erkannte, dass es an der Zeit war, ins Leben zurückzukehren. Koeniger ist heute wieder verliebt und sagt: «Die neue Liebe nimmt der alten nichts.» Seine Geschichte hat er aufgeschrieben im Buch, das er seiner Andrea gewidmet hat: «Trauer ist eine lange Reise». Es ist im Verlag Malik erschienen und kostet Fr. 27.90. Infos im Internet gibt es unter www.georgkoeniger.de