Das letzte Foto einer grossen Liebe

Claudia starb mit ihrer Frau und ihrer Mutter bei einem Frontalzusammenstoss. Vor der Tragödie lachten sie noch lebensfroh in ihre Kamera.

Es war Sonntag, der 21. Juni 2020. Es war eine Tour, wie sie Claudia Günther (32), ihre Frau Sarah (30) und Claudias Mutter Sylvia (57) aus Markranstädt (D) einmal im Monat machten: mit dem Auto über die Grenze nach Tschechien – zum Kaffeetrinken und Zigarettenkaufen, Lachen und Quatschen.

Zu Beginn der Tour fotografierten sich die Frauen: Claudia lächelnd am Steuer des Seat. Auf dem Beifahrersitz Sarah. Das Selfie entstand bei der Abfahrt um 10.06 Uhr. Um 15.45 Uhr auf dem Heimweg wurde das Auto der drei Frauen frontal von einem Tesla gerammt. Laut Unfallbericht der Staatsanwaltschaft Chemnitz starben alle drei an der Unfallstelle. «Ich habe meine Schwester, meine Schwägerin und meine Mutter verloren. Sie waren die drei wichtigsten Frauen in meinem Leben», erzählt David Günther (38) traurig der «Bild am Sonntag». Seine Schwester und er hatten ein besonders inniges Verhältnis.

Claudia und Sarah, das sei eine besondere Liebe gewesen, sagt David. «Zwei wie Pech und Schwefel. Sarah hatte meistens bunte Haare, hat viel gelacht und in einer Bäckerei gearbeitet. Meine Schwester ist deswegen sonntags so gerne Brötchen kaufen gegangen.» So hätten sich die zwei Frauen kennengelernt und verliebt. Die Hochzeit war ein knappes Jahr später, im September 2018, im Heimatort. «Die beiden sind gerne gereist», erinnert sich David. «Nach Ägypten und Thailand.» Musicals haben sie gemocht. Und die Lieder von Matthias Reim. Auf der Beerdigung wurde sein Song «Im Himmel geht’s weiter» gespielt.

Der Unfall, der zum Tod der drei Frauen führte, sei ohne Zweifel von der Tesla-Fahrerin verursacht worden, erklärt die Staatsanwaltschaft. Die Frau habe unaufmerksam und schlagartig das Lenkrad nach links verrissen. Sie muss sich demnächst wegen fahrlässiger Tötung in drei Fällen vor Gericht verantworten.

David Günther wird beim Prozess als Nebenkläger auftreten. Und wird am Todestag im kommenden Monat die Unfallstelle besuchen. «Dort werde ich für die drei Blumen niederlegen.»