Dank Sport in der Fremde integriert

Von heute auf morgen mussten Myron und seine Mutter aus der Ukraine vor russischem Terror flüchten. In England fanden sie Unterschlupf – und der Zehnjährige sofort Anschluss. Dank Eishockey.

Ich sah jeden Tag vom Fenster aus, wie die Russen unsere Stadt bombardierten», sagt die Ukrainerin Kateryna Levadna. «Es gab so viel Zerstörung und Tod – ich fürchtete um meine Familie.» Dann hört sie von der Aktion «UK Homes for Ukraines» (Englische Zuhause für Ukrainer). Da melden sich Freiwillige, ukrainische Flüchtlinge bei sich aufzunehmen.

Auf Facebook sucht Kateryna einen Unterschlupf in England und findet Bindoo Rattan und ihren Partner, die in West Swindon in der Nähe von Oxford leben. «Kateryna und ich schwatzten auf Facebook, und ich wollte ihr und Sohn Myron helfen, ihnen einen sicheren Ort zum Bleiben bieten», sagt die Gastgeberin. Sie organisieren sofort Visa für die Flüchtlinge, damit Mutter und Sohn so schnell wie möglich das kriegsversehrte Land verlassen können. 

Seit neun Monaten sind Kateryna und Myron nun in Swinton. «Sie gehören bereits zu unserer Familie», freut sich Bindoo.

In seiner Heimatstadt Charkiw spielte Myron Eishockey. Das Eisfeld ist etwas vom Ersten, das die russischen Bomben zerstörten. Seither träumt er davon, wieder auf den Kufen zu stehen. Der Zehnährige spielte im Dynamo Kharkiv Team und trainierte an fünf Wochentagen zweimal täglich. Er gehörte sogar zum Olympischen Reserveteam.

Dank der Organisation «Swindon heisst Ukrainer willkommen» wird Myron ins Jugendteam der Swinton Wildcats aufgenommen. Die Managerin des Teams, Charlotte Phipps, sagt: «Es ist phantastisch, dass Myron für uns spielt. Er kommt gut mit den anderen klar und ist ein unglaublich talentierter Spieler. Er setzt neue Standards für uns.» Myron arbeite hart und habe einen Tatendrang, den man gerne bei allen Spielern sehen würde. Die Swinton Wildcats organisieren Myron ein Outfit und sammeln bei Eltern anderer Spieler Geld, damit er es sich leisten kann, an Matches zu reisen.

Neben dem Training besucht Myron die Shaw Ridge Primary School in Swindon. Seine Mutter ist überglücklich: «Ich freue mich sehr, dass Myron sich so gut integriert hat. Er hat viele Freunde, nimmt seinen Sport ernst und macht auch Fortschritte in der Schule.»

Der Vorsitzende der Wildcats, Lee Mason, setzt grosse Hoffnung in die ukrainischen Neuzugänge. Neben Myron spielt auch Dayd bei den U10 der Wildcats. «Myron sticht im Speziellen hervor, wahrscheinlich wegen seines extensiven Trainings in der Ukraine. Aber auch Dayd ist ein Talent, das man im Auge behalten sollte.» Sie seien so glücklich, den jungen Ukrainern die Chance geben zu können, sich in ihrem Sport weiterzuentwickeln. «Ich hoffe, sie machen weiter so. Nicht nur auf dem Eis, sondern auch als engagierte junge Menschen in unserer Gemeinde.»