Baby früher zur Welt geholt – damit der Papa es noch sehen kann

Kurz vor seinem Tod durfte Jamie Hunter seine kleine Tochter kennenlernen. «Das war alles, was er je wollte», erzählt seine Partnerin.

Als er sein süsses Töchterchen in den Armen hielt, wusste Jamie Hunter, dass er nicht mehr lange leben würde. Doch der grösste Traum des erst 35-Jährigen hatte sich in diesem Moment schon erfüllt.

Am 11. Mai 2020 blickte der todkranke Hunter zum ersten Mal in die Augen seiner kleinen Harper-May. Ein Moment, den ihre Mutter Beccy (28) unbedingt so wollte: Sie liess das kleine Mädchen zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin auf die Welt holen, damit die beiden sich noch kennenlernen konnten. Nur zwei Tage später starb Jamie an den Folgen seiner Nierenkrebs-Erkrankung.

Das Schicksal und der unglaubliche Kampf der jungen Mutter bewegen jetzt noch die Menschen in England. Denn zu den Strapazen der Geburt und der Verarbeitung ihrer Trauer kamen mehr als zwei quälende Jahre des Behörden-Irrsinns. So lange musste Beccy um die offizielle Anerkennung der Vaterschaft ihres verstorbenen Lebensgefährten kämpfen.

Jamie war verstorben, noch bevor das Paar seinen Namen in der Geburtsurkunde der kleinen Harper-May eintragen konnte. Für Beccy ein täglicher Schmerz: Der «Daily Mail» erzählte sie, sie habe nicht ohne schlechtes Gewissen auf das Dokument schauen können – und habe deshalb eine erniedrigende Prozedur über sich ergehen lassen müssen. Das Problem: Zum Zeitpunkt der Geburt waren Beccy und Jamie unverheiratet, was den Prozess der Beurkundung zu einem Horror für die trauernde Mutter machte.

Beccy fassungslos: «Wären wir verheiratet gewesen, dann hätten sie einfach seinen Namen auf der Urkunde eingetragen. Es ist einfach so falsch. Wir haben noch darüber nachgedacht, vorher zu heiraten.» Aber dann sei seine Krankheit so schnell verlaufen. Und einfach keine Zeit gewesen, um einen Termin zu finden. «Unser ganzer Fokus lag darauf, dass er die Geburt von Harper noch erleben würde. Zwei Tage bevor er starb, gab er mir einen Ring. Ich änderte meinen Namen in Hunter, damit Harper denselben Nachnamen tragen würde.»

Doch Jamies Vaterschaft wurde erst nach einer fürchterlich langen Prozedur anerkannt. Unglaublich: Nach seinem Tod wurden DNA-Proben von seiner Leiche entnommen und mit dem Genmaterial seiner neugeborenen Tochter verglichen – um zu beweisen, dass er wirklich der Vater der kleinen Harper-May war. Beccy weiter: «Alles, was Jamie jemals wollte, war, Vater zu sein. Warum sollte Harper aufwachsen und beim Blick in ihre Geburtsurkunde nur einen leeren Fleck sehen?» Doch auch das Recht auf den aussergewöhnlichen Vaterschaftstest musste die tapfere Mutter sich erst erkämpfen und vor Gericht begründen, warum Jamies Name unbedingt auf der Geburtsurkunde vermerkt werden sollte.

«Es war die Hölle», erinnert sich Beccy. «Es macht mich so wütend, dass wir das durchstehen mussten. Ich musste vor Gericht und auf die Bibel schwören. Es war nervenaufreibend. Ich war noch nie zuvor in einem Gerichtssaal. Ich fühlte mich wie eine Kriminelle.»

Mehr als zwei Jahre später, nachdem sie knapp 4000 Franken ausgegeben hatte, hatte Beccy es trotzdem geschafft: Im Juli 2022 hatte sie den verstorbenen Vater ihrer Tochter endlich auf die Geburtsurkunde gekämpft.