Aus Liebe weggegeben

Ein Zwölfjähriger brachte seinen Hund in ein Heim – um ihn zu schützen vor seinem brutalen Vater. Diese uneigennützige, barmherzige Tat berührt Menschen auf der ganzen Welt.

Eines Morgens Mitte Februar fanden die Mitarbeiter des Tierheims Xollin in Mexiko City eine Kartonschachtel vor ihrem Eingang. Darin war ein Welpe, eingepackt in eine Decke und – wie um ihm Gesellschaft zu leisten – ein Teddybär. Doch das war nicht alles: Es war auch ein Brief dabei. Geschrieben von einem Zwölfjährigen namens Andrés.

Er erklärte in dem Brief, dass seine Mama und er entschieden hätten, den kleinen Hund in die Obhut der Leute von Xollin zu geben. «Das geschieht alles hinter dem Rücken meines Vaters. Er wollte ihn verkaufen. Aber er hat ihn geschlagen und getreten. Einmal so fest, dass sein kleiner Schwanz verletzt wurde. Ich hoffe, ihr könnt ihm helfen. Ich habe ihm ein Plüschtier mitgegeben, damit er mich nicht vergisst», schreibt Andrés. Der Staffordshire Terrier ist drei Monate alt. Und muss noch eine Weile im Tierheim bleiben. Die Helfer tauften ihn René. Sie mussten seinen gebrochenen Schwanz operieren, Parasiten entfernen, ihn entwurmen. «Er macht gerade eine Antibiotika-Kur durch, da er eine schwere Infektion hatte. Sein Schwanz ist wieder in Ordnung, auch wenn er noch etwas Schmerzen hat», sagt Rosa María Segura, die in Xollin als Freiwillige arbeitet. «Er muss zu 100 Prozent gesund sein, bevor er zu einer neuen Familie gehen darf.»

Das Tierheim hat Andrés Brief auf Facebook veröffentlicht – und dadurch über 300 Anfragen von Interessierten aus der ganzen Welt erhalten, die René gerne aufnehmen würden. «Das hat man uns vorgeworfen, dabei war das gar nicht unsere Absicht», sagt Rosa María. «Wir wollten nur Andrés danken und zu seiner reifen Entscheidung gratulieren. Dass dieses Kind es vorzog, seinen geliebten Hund wegzugeben, um ihn so vor seinem bösen Vater zu schützen, ist ein Beweis für seine Weisheit und seinen Mut.»

Was den Tierschützern an der ganzen Geschichte sauer aufstösst, ist, dass sie neben René noch weitere 125 Hunde bei sich haben, die ebenso ein neues Zuhause und liebevolle Menschen suchen und verdienen. «Weil das im Internet herumging, wollen nun alle René. Wenn die Leute ihr Herz und ihr Heim immer so öffnen würden, wie sie es für diesen kleinen Hund getan haben, wäre unser Heim leer!» Gerade in Mexiko ist die Arbeit der Tierhelfer besonders gefragt. Laut Statistiken erleben sieben von zehn Hunden Misshandlungen oder werden ausgesetzt.