Angst vor Einsamkeit veränderte ihr Leben

Eine einst alkoholkranke, alleinerziehende Mutter fürchtet den Moment, in dem ihre Tochter auszieht und sie allein ist. Doch dann fasst sie einen Plan und findet auf einer Weltreise zu sich.

Alkohol bestimmte während Jahren das Leben von Rachel Stump. Dann wurde die heute 49-Jährige aus Kentucky (USA) schwanger. Und wollte für ihr Baby von der Sucht loskommen. «Während der letzten 20 Jahre tat ich alles, damit meine Tochter ein gutes Leben hat», sagt sie. Seit 14 Jahren ist Rachel Stump trocken und hat seither das Geld, das sie sonst für Alkohol ausgegeben hätte, gespart. «Ich wusste immer, dass ich etwas Grosses mit meinem Leben tun möchte, wenn meine Tochter auszieht und zur Uni geht.» Gleichzeitig plagte die alleinerziehende Mutter jedoch die unterschwellige Angst, rückfällig zu werden, sobald sie allein sein würde.

Im August 2021 war es so weit: Wynter (20) zog aus und ging nach Hawaii, um dort zu studieren. Die Monate davor waren hart für Rachel. «Als sie gegangen war, fühlte ich mich unglaublich einsam.» Mutter und Tochter liebten es zu reisen, waren manchmal wochenlang unterwegs. «Wir hatten solchen Spass dabei und nie Heimweh verspürt.»

Deshalb sagte sich die Serviceangestellte, sie würde sich mindestens ein Jahr Auszeit nehmen und etwas von der Welt sehen. Sie verkaufte all ihr Hab und Gut, schmiedete Reisepläne. Bis auf ihren Rucksack hatte sie alles weggegeben und machte sich im Sommer 2022 auf nach -Spanien. «Ich war schrecklich nervös und hatte auch Angst vor dem, was kommen könnte. Doch nun muss ich sagen: Es war das Beste, was ich in meiner Situation hatte tun können. Mir geht es super.»

Sie bereiste Europa, flog weiter nach Indien und Vietnam – wo es sie gerade hinzog. Rachel stürzte sich in die Kulturen der fremden Länder. «Ich habe so viel gesehen, von dem ich nicht wusste, dass es das gibt», schwärmt sie. Deshalb möchte sie Eltern, deren Kinder ausziehen, inspirieren, dasselbe zu machen: «Man muss sich dem Moment stellen, wenn sie gehen. Man kann etwas tun – und das aus eigener Kraft.» Die Menschen fragten sie stets, wie sie das mache, so ganz allein. «Ich habe gelernt, dass man sich mit dem  auseinandersetzen muss, was man vorfindet – egal, wo man ist.»

Nun gehen Rachels Ersparnisse langsam zur Neige. Um weiter um den Globus zu ziehen, versucht sie, als Lehrerin im Ausland zu arbeiten. «Oder ich kaufe mir einen alten Bus und lebe am Strand von Hawaii.» Was auch passiert: Die Weltenbummlerin wird damit klarkommen.