Allein gelassen in der Not

Wuhan, wo das Corona-Virus ausbrach, wurde im Januar geräumt. Zurück blieben zehntausende Haustiere − teilweise ohne Futter und Wasser. Freiwillige Helfer retteten sie.

Es kam überraschend für die Bewohnerinnen und Bewohner der chinesischen Stadt Wuhan – dem Ort, an dem die Corona-Seuche ihren Anfang nahm. Keiner war vorbereitet, als die Elf-Millionen-Stadt evakuiert werden musste. Die Menschen verliessen ihre Wohnungen überstürzt und packten nur ein, was sie dringend benötigten.

Haustiere mitzunehmen, war in dieser Situation kein Thema. Und so liessen die Leute von Wuhan ihre geliebten Begleiter mit Säcken voll Futter und Zubern voll Wasser zurück. Jene, die zu ihnen zurückwollten, um nach dem Rechten zu schauen, wurden daran gehindert. Nun hatten sie nur noch die Hoffnung, heimkehren zu dürfen, bevor ihre Tiere verdursten oder verhungern würden.

Nach Schätzungen von Tierschutzorganisationen sind in Wuhan je nach Quelle zwischen 20000 und 50000 Haustiere allein daheim. Zum Glück gibt es über zehn Freiwilligen-Gruppen, die rund um die Uhr arbeiten, um sich um die verlassenen Vierbeiner zu kümmern. «Wir mussten Türen eintreten und durch Fenster klettern, um zu den Eingeschlossenen zu kommen und sie aus ihren Kerkern zu befreien», erzählt einer der freiwilligen Helfer. Einige Tiere wurden ganz ohne Wasser und Fressen gefunden. «Als ihre Besitzer vor zwei Monaten ihre Häuser verlassen mussten, dachten sie nicht, dass sie nicht mehr zurückkehren dürfen. Deshalb waren viele der Geschöpfe, die wir fanden, kurz vor dem Tod.»

Ein Sprecher der Organisation «Wuhan Indigenous Cats» sagt, dass seine Gruppe seit dem Lockdown am 23. Januar 500 Haushalte aufgesucht und noch 400 vor sich hat. «Unsere Freiwilligen haben Autos. So können wir die Tiere – je nachdem, wie es der Besitzer wünscht – zu ihnen oder zu Freunden bringen.» Andere ziehen es vor, dass ihre Vierbeiner in eine Tierklinik oder ein Tierheim gebracht werden. «In einer einzigen Woche haben wir 600 Hunden und Katzen helfen können.»

«Furry Angels Haven», eine andere Tierschutzorganisation in Wuhan, erklärt, die vergangenen Monate seien hart für sie gewesen. «Wir müssen sehr viel Geld für Tierarztkosten, Fressen und Unterkunft aufbringen. Einige Organisationen aus dem Ausland helfen uns, aber vieles müssen wir selbst bezahlen.» Die Arbeit erschwere zudem, dass viele ihre Häuser nicht verlassen dürfen. Zudem sei es in diesen Zeiten sehr schwierig, an Tierfutter heranzukommen.

Gute Neuigkeiten für die Tierschützer: China hat eben angekündigt, dass ab 8. April die totale Abschottung von Wuhan langsam gelockert würde. Grund dafür ist, dass es kaum noch Neuansteckungen mit Corona gäbe. Ein Lichtstreifen am Horizont!