Ärztliche Fehldiagnose führte fast zum Tod

Die kleine Lucy zog sich immer mehr zurück und magerte ab. Alle konsultierten Mediziner behaupteten, das Mädchen sei kerngesund. Ein fataler Irrtum: Denn sie litt an Krebs!

Die tiefe Traurigkeit kam in Schüben. Dann sass die sonst immer so fröhliche Lucy weinend auf ihrem Bett und wusste selbst nicht, was mit ihr los war. Für ihre Mutter Carrie war dieser Zustand kaum auszuhalten. Sie holte die Meinung von Ärzten ein. Die taten das Verhalten des Kindes als «Stimmungsschwankungen» ab, schickten Mutter und Kind wieder nach Hause. Eine Fehleinschätzung, die Lucy fast das Leben gekostet hätte!

Im Sommer 2018 fing es an. Die damals siebenjährige Lucy war zum Geburtstag einer Freundin eingeladen, aber entschied sich überraschend, lieber zu Hause bleiben zu wollen. «Das fand ich schon sehr merkwürdig, denn eigentlich hatte sie sich wochenlang auf die Party gefreut», erinnerte sich Carrie in der Zeitschrift «Closer». Doch sie dachte sich nichts dabei, bis Lucy immer häufiger diese plötzliche Unlust überkam, sie alles stehen und liegen liess und lieber allein sein wollte. «Sie verkroch sich dann in ihrem Zimmer, legte sich ins Bett. Aber Schmerzen hatte sie nicht», erzählte Carrie.

Als Lucy dann auch noch anfängt, Gewicht zu verlieren, wird ihre Mutter panisch: Was stimmt nicht mit meinem Kind? Sie suchte sich professionelle Hilfe. Erst beim Kinderarzt, dann beim Psychologen, sogar zum Internisten geht sie. Alle schicken sie wieder mit den gleichen Worten nach Hause: «Machen Sie sich keine Sorgen, Ihr Kind ist kerngesund.» Lucy stecke mitten in einer «ganz normalen» Entwicklungsphase. Doch Carrie bleibt skeptisch. Als Lucy noch weiter abmagert, geht sie mit ihr ins Spital. Am Empfang sagte sie: «Ich gehe erst wieder, wenn Sie herausgefunden haben, was meiner Tochter fehlt!»

Eine Entscheidung, die das Leben des Mädchens rettet. Denn als Lucy eher routinemässig geröntgt wird, ist er deutlich zu erkennen – ein riesiger Tumor in der Brust, bereits fünf Zentimeter gross. Bei weiteren Untersuchungen werden die schlimmsten Befürchtungen wahr: Das Krebs­geschwür (Neuroblastom) hat bereits gestreut! Es gibt Metastasen in Schultern, Wirbelsäule, Knochenmark, Becken und Schädel. «Das zu hören, war schrecklich», klagt Carrie in «Closer». Und plötzlich war auch klar, warum Lucy unter so starken Stimmungsschwankungen litt. Der Tumor drückte bereits auf die Nerven. «Aber das hatte keiner der Ärzte geahnt, bei denen wir waren!»

Nur ein paar Tage später startet Lucys Chemotherapie. Sie erhält elf Durchgänge. Dem Mädchen fallen die Haare aus, es wird immer schwächer und noch dünner. Doch das Schlimmste: Die Chemo wirkt nicht. Erst mit Hilfe einer speziellen Medikation, die von einer Neuroblastom-Spezialistin in den USA verabreicht wird, und einer Operation, bei der der Tumor entfernt werden kann, geht es Lucy langsam besser. Doch das dauert: Drei lange Jahre kämpft das Mädchen ums Überleben.

Am 6. April 2021wird die heute neunjährige Lucy das vorerst letzte Mal in den Kernspintomografen geschoben. Und endlich kann Carrie aufatmen. Ihre Tochter ist krebsfrei. «Das war der beste Tag unseres Leben», erinnert sie sich glücklich. «Ich wusste, dass ihre Zeit noch nicht gekommen war!» Der 47-Jährigen ist es wichtig, anderen Eltern Mut zu machen, die einmal in eine ähnliche Situation geraten: «Achtet auf eure Kinder, hört auf euer Bauchgefühl. Auch Ärzte können sich irren. Es gibt immer Hoffnung!»