Als Felix zu Hause kollabierte, kam Christoph und rettete ihn – eine neue App hatte Alarm geschlagen.

Es ist eine innige Geste. Vorsichtig, als könnte etwas kaputtgehen, halten sich Felix Kleinschmidt (46) und Christoph Bohnet (42) bei einem ersten gemeinsamen Spaziergang durch den Freiburger Stadtteil Opfingen (D) in den Armen. Kleinschmidt sagte der «Bild am Sonntag»: «Es ist so schön, das alles noch erleben zu dürfen. Ohne Christoph wäre ich jetzt ein Pflegefall oder tot. Ich verdanke ihm mein Leben.»

Alles beginnt damit, dass sich Christoph Bohnet, der im Haupt- und Personalamt Freiburg arbeitet, im November 2020 die App des Vereins «Region der Lebensretter» auf sein Handy lädt. Der ehrenamtliche Rettungssanitäter erklärt: «Das ist eine Funktion, bei der ich automatisch über einen Notfall in meiner Nähe informiert werde. So kann ich teilweise schneller vor Ort sein als ein Rettungswagen.»

Als sich Christoph Bohnet am 23. Januar 2021 um 18.36 Uhr eine DVD anschauen will, schlägt sein Handy Alarm − die Notfall-App. Bohnet sieht, dass es nur wenige hundert Meter bis zum Einsatzort sind, springt in seinen Wagen und fährt los. Unterdessen liegt Felix Kleinschmidt bewusstlos auf dem Teppich seines Wohnzimmers. Er selbst kann sich an den Tag, an dem er fast gestorben wäre, nicht mehr erinnern. Dafür seine Tochter Nele (12): «Papa hat ein Videospiel gespielt, ist dann plötzlich umgefallen.»

Was ist passiert? Felix Kleinschmidt hat ein so­genanntes Kammerflimmern, eine Herzrhythmusstörung. Dabei kann das Herz kein Blut mehr pumpen. Unmittelbare Folge: Zellen sterben ab. Unbehandelt führt das zum Tod. Doch Kleinschmidt hat Glück. Als seine Frau die Rettungskräfte alarmiert, schlägt auch die App von Christoph Bohnet Alarm. Dieser ist fünf Minuten später vor Ort. Während er mit ­einer Herzdruckmassage beginnt, übernimmt eine herbeigeeilte Nach­barin − eine Ärztin – die Beatmung. Der Rettungswagen kommt erst nach einer Viertelstunde. «Für mich wäre das zu spät gewesen», ist sich Felix Kleinschmidt bewusst.

Stattdessen darf sich der Gymnasiallehrer jetzt auf die Rückkehr an seinen Arbeitsplatz freuen. «Ich hoffe, dass ich schon bald wieder unterrichten kann», sagt er und bricht fast in Tränen aus. «Ich bin eigentlich nicht so nah am Wasser gebaut, aber die Sache hat mich sehr mitgenommen.» Es falle ihm noch schwer, sein Leben zu begreifen. «Das Treffen mit meinem Retter hat mir noch einmal vor Augen geführt, wie knapp ich dem Tod von der Schippe gesprungen bin. Zurück bleiben eine Narbe auf der Brust, ein Herzschrittmacher – und ein neuer Freund.»

App für die Schweiz

Eine ähnliche Notfall-App gibt es auch in der Schweiz, sie ist zu finden unter «EchoSOS» oder «Echo112» (Version für First Responder, die ein Erste-Hilfe-Zertifikat haben oder  im Gesundheitswesen arbeiten ).