Misshandlungen
«Mein Ex wurde von seiner Ehefrau zu Tode gequält»
Mit Entsetzen musste Debra miterleben, wie ihr früherer Gatte von seiner neuen Lebenspartnerin misshandelt wurde. Doch er lehnte jede Hilfe ab – mit tragischen Konsequenzen.
David Edward war die Liebenswürdigkeit in Person. Debra Livesley gefiel die Art, wie er sie mit Komplimenten und Geschenken umwarb. Er war ein erfolgreicher Anwalt. Nun ist er seit einem Jahr tot. «Ich kann die entsetzlichen Umstände noch immer nicht fassen, unter denen er ums Leben kam», sagt die Engländerin.
Rückblick: David Edwards (†51) aus dem britischen Chorley (Lancashire) und Debra Livesley (53) lernten sich 2006 in einem Pub kennen, das sie damals führte. Debra erzählte ihm früh von ihren beiden gescheiterten Ehen und ihren vier erwachsenen Kindern. Die beiden verliebten sich schnell und zogen nach wenigen Tagen zusammen. Nach einem Monat eröffnete er ihr, dass er gerne ein gemeinsames Kind hätte. Und tatsächlich wurde Debra noch einmal schwanger. Tochter Mahalia kam am 20. Juli 2008 zur Welt. Der Vater vergötterte sein Mädchen.
In den folgenden Jahren erlosch die Liebe dann aber ganz leise und langsam. «Ich kann keinen speziellen Grund nennen. Wir hatten nie gestritten, uns ganz einfach auseinandergelebt», sagt Debra. Sieben Monate, nachdem er ausgezogen war, hatte David eine Neue: Sharon, damals 42 Jahre alt und sehr dominant. Er besuchte sein Töchterchen oft, doch bei jedem Besuch fiel seiner Ex-Frau etwas anderes auf: Im September erschien er mit einer Schlinge um den Arm. Er sagte, er sei die Treppe hinuntergefallen. Beim nächsten Mal hatte er aufgeschwollene Lippen oder ein zerkratztes Gesicht. «Wie bin ich doch ungeschickt», sagte er, wenn seine Ex ihn auf die Verletzungen ansprach. Immer öfter glaubte Debra seinen Begründungen nicht mehr. Zudem nahm er drastisch ab. Meist redete er kaum noch, wenn er Mahalia abholte und schaute deren Mutter nicht mehr in die Augen. «Ich fragte ihn nach Sharon. Er sagte, alles sei in Ordnung.» Doch als Debra unangemeldet vor seiner Tür stand und Sharon öffnete, meinte diese eiskalt: «Mit David kannst du nur über mich Kontakt halten.»
Kurz darauf sagte David ein Treffen mit seiner Tochter kurzfristig ab. «Mir war klar, da musste etwas passiert sein.» Debra fuhr zu ihm heim. «Er war allein, öffnete die Tür und sah schrecklich aus. Er hatte tiefe Einschnitte im Gesicht, die Lippen waren geplatzt, seine Arme mit Hämatomen übersät, und seine Stimme war so schwach, dass ich ihn kaum verstand.» Er sei die Treppe heruntergestürzt, log er.
Unfassbar: Eine Woche später heiratete David Sharon in Las Vegas. Als er kurz darauf die damals siebenjährige Mahalia zu sich nahm, schrieb diese eine verzweifelte SMS an die Mutter: «Sharon schlägt Papa und hat seine Brille zerbrochen.» Debra holte das verwirrte Mädchen ab und sagte ihrem Ex, dass er die Kleine nur noch in ihrem Zuhause besuchen dürfe. Doch Sharon erlaubte es nicht. «Ich flehte ihn an, die Beziehung zu beenden. Doch David schämte sich und lehnte meine Hilfe ab», erzählt Debra ganz traurig.
Am 24. August 2015 stand morgens um halb acht die Polizei vor Debras Tür. Die Beamten teilten ihr mit, dass ihr Ex-Mann tot sei – getötet mit einem Küchenmesser, das ihm in das Herz gerammt worden war. «Das war seine Frau», platzte es aus ihr heraus. Sharon wurde verhaftet. Während des Prozesses kamen weitere Details ans Tageslicht. Sie hatte ihn regelmässig mit Gegenständen wie Aschenbechern und Geschirr beworfen. Ärzte diagnostizierten über 60 Wunden am Körper des Toten. Sharon erhielt eine lebenslängliche Gefängnisstrafe. Debra: «Ich vermisse David sehr und mache mir oft Vorwürfe, weil ich nichts gegen Sharon unternommen habe. Mit diesen Schuldgefühlen muss ich jetzt leben.»