Plötzlich Witwe – und allein mit acht Kindern

Der leidenschaftliche Vater ging abends schlafen und wachte nie mehr auf. Seine junge Ehefrau steht nun allein ­da mit drei kleinen Buben und fünf Mädchen. Wie schafft sie das bloss?

Wenn man das Haus von Cloe Green (27) betritt, geht es zu und her wie in einem Kindergarten. Acht herzige Buben und Mädchen lachen, krabbeln und rennen umher. Niemand würde ahnen, dass die Mutter einen furchtbaren Schicksalsschlag überwinden muss.

Rückblick: Cloe aus dem britischen Dyffryn Ardudwy im Norden von Wales und ihr Ehemann James (†31) kannten sich von Kindheit an. Im Teenageralter verliebten sie sich. «Wir waren Seelenverwandte», erzählt sie. Sie war 17, als er ihr einen Antrag machte. Kurze Zeit später traten sie vor den Traualtar, und schon bald wurde sie das erste Mal schwanger. «Mein Mann liebte Kinder über alles. Er sagte einmal, er hätte am liebsten eine ganze Fussballmannschaft.» Immer, wenn ein Baby zur Welt kam, sagte er zu seiner Frau: «Und jetzt machen wir gleich noch eines.»

So brachte sie Jahr für Jahr ein Baby zur Welt. Doch dann brach ihre Welt plötzlich zusammen. «Zwölf Wochen, nachdem Elijah geboren worden war, starb mein Mann. Er ging abends ins Bett und wachte morgens nicht mehr auf.» Sein Herz habe einfach aufgehört zu schlagen. «Es war so plötzlich, so schockierend. Der Gedanke, dass James seine über alles geliebten Kinder nicht erwachsen werden sieht, bricht mir das Herz.»

In der Zeit kurz nach seinem Tod wuchs ihr alles über den Kopf, sie war betäubt von Schmerz und Trauer, liess sich gehen. «Dann habe ich meine Kinder angesehen, die von mir abhängig sind, und wusste, dass ich für sie und für James alle meine Energie bündeln musste.» Sie hat die Trauer beiseite geschoben. «Ich werde den Kindern den Vater so gut wie möglich ersetzen.»

Cloes finanzielle Situation ist prekär geworden. «Wir hatten nie viel Geld übrig. James arbeitete in einem Café, das er gepachtet hatte.» Jede freie Minute verbrachte er mit der Familie. «Er war so ein leidenschaftlicher Vater. Nie waren die Kinder für ihn anstrengend, er liebte sie abgöttisch.» Ihr grösster Traum ist es, den Garten fertigstellen zu lassen. James hatte begonnen, für die Kinder eine paradiesische Landschaft mit Spielgeräten und Pflanzen zu errichten. Er war handwerklich sehr geschickt. Es kämen jedoch Kosten von 7000 Franken auf sie zu, die sie nicht besitzt.

Das Schlimmste für sie ist, dass sie ihren Kindern Leo (9), Levi (6), Oliver (5), Megan (4), Miley (3), Lacey (2), Lexi (20 Monate) und Elijah (11 Monate) irgendwann erklären muss, dass Papa im Himmel ist und nie mehr wiederkommen wird. «Bisher glauben sie, er sei auf einer grossen Reise und kehre bald zurück.»

Cloes Mutter unterstützt ihre Tochter, hilft ihr beim Einkaufen und spielt mit den Kindern. «So jung plötzlich alleinerziehend zu sein, ist manchmal entmutigend, wenn ich von meinen Bekannten höre, wie sie das Partyleben geniessen und erst viel später eine Familie gründen wollen.» In ihren dunkelsten Momenten zweifelt sie immer wieder, ob sie ihrer Aufgabe gewachsen ist.

Wenn Cloe ganz traurig ist, geht sie mit den Kindern nach draussen. Dann lassen sie Luftballons in den Himmel steigen. Cloe: «Ich stelle mir dann vor, dass James mit einem Lächeln von oben herabsieht. Dieser Gedanke ist mir ein kleiner Trost.»