Stefan Gubser: «Meine Ehe gibt mir Kraft»

Wenn der «Tatort»-Star mit seiner Frau Brigitte wandert, sprechen sie über Gott und die Welt. Und er ist überzeugt, dass dieses Naturerlebnis das Geheimnis seines grossen Liebesglücks ist.

 

Endlich! Der neue Schweizer «Tatort» feiert Premiere – am Sonntag, 14. August. Im Frühling hätte der erste Luzern-Einsatz von Stefan Gubser (53) als Kommissar Flückiger über die Bildschirme flimmern sollen. Doch es kam anders: Der Sendetermin wurde kurzfristig verschoben, der Film war nach Ansicht des Schweizer Fernsehens noch nicht gut genug und wurde überarbeitet. 
  

GlücksPost: Waren Sie enttäuscht von der Diskussion über die erste «Tatort»-Folge?

Stefan Gubser: Ja, das war ein herber Schlag. Ich habe für dieses Projekt sehr lange gekämpft. Das war ein Bubentraum von mir: Ich wollte immer Schweizer «Tatort»-Kommissar werden. Zum Teil ist dieser Traum schon in Erfüllung gegangen: Ich hatte ja einige Gastauftritte als Schweizer Kollege der Konstanzer Ermittlerin Klara Blum alias Eva Mattes im SWR-«Tatort». Und jetzt bin ich der Chef im Luzerner «Tatort»!
 

 

Bringen Sie auch eigene Ideen in die Planung ein?

Ja, ich habe den ersten «Tatort» mitproduziert und war bei der Buchentwicklung von Anfang an dabei. Ich habe da sehr viel Herzblut reingesteckt und kann mich nicht erinnern, dass ich mich schon mal so engagiert habe. Es lag mir viel daran, dass der «Tatort» wieder in die Schweiz zurückkommt. Der Film ist mit viel Sorgfalt gemacht, mit den besten Leuten der Branche – vom Schauspieler bis zum Regisseur.

 

Was viele nicht wissen: Sie sind in Winterthur geboren, aber in Österreich gross geworden.

Ich bin die ersten 15 Jahre in Österreich aufgewachsen, weil mein Vater in der «Maggi»-Fabrik in Bregenz gearbeitet hat. Ich habe dann die Matura in der Schweiz abgelegt. Die Schauspiel-Ausbildung bekam ich am Max- Reinhardt-Seminar in Wien und spielte dann am Burgtheater und später in München und Wiesbaden.

 

Sie haben aus erster Ehe eine 30-jährige Tochter. Hat sie Sie schon zum Grossvater gemacht?

Nein. Aber ich sage Stefanie bei jeder Gelegenheit, dass ich es gerne wäre! Sie vertröstet mich noch. Ich habe Kinder sehr gern – und als Grossvater hat man nicht die ganze Verantwortung und kann abends sagen: So, jetzt sind die Eltern wieder dran. Ideal!

 

Hatten Sie als Schauspieler immer genug Zeit für die Familie oder oft ein schlechtes Gewissen, weil Sie viel unterwegs waren?

Ich habe sehr viel Zeit mit meiner Tochter verbracht. Ich war anfangs am Theater und konnte mich gut um sie kümmern. Meine Tochter war fünf, als ich freischaffend wurde, und so hatte ich auch dann viel Zeit für sie. Heute ist sie im Musikmanagement tätig. Als Teenager hatte sie mal Lust auf die Schauspielerei, aber das war nicht von Dauer.

 

Ihre Frau Brigitte ist Chefin einer grossen Media-Agentur. Ist es gut, dass sie etwas anderes macht als Sie?

Ich glaube, Schauspieler-Ehen und -Beziehungen sind sehr problematisch. Schauspieler stehen von Natur aus gerne im Rampenlicht, und wenn zwei im Rampenlicht stehen, dann kann es schwierig werden. Eine gewisse Eitelkeit und ein gewisser Egoismus gehören zu unserem Beruf. Aber man muss sich auch etwas in Bescheidenheit üben.

 

Fällt Ihnen das manchmal schwer?

Wichtig ist für mich die Arbeit, die ich machen kann. Der hohe Bekanntheitsgrad kann oft auch unangenehm sein. Beim Einkaufen ist es manchmal mühsam, wenn man beobachtet wird. Ich brauche das nicht, bin ein Naturbursche und laufe lieber in den Bergen als über rote Teppiche. Feste und Galas gehören zum Job, aber es muss nicht dauernd sein.

 

Teilt Ihre Frau Ihre Leidenschaft für die Natur?

Das ist sogar das Geheimnis unseres grossen Liebesglücks! Wir fühlen uns beide in der Natur zu Hause. Ich führe seit bald 16 Jahren eine glückliche Ehe und bin absolut überzeugt, dass sie auch deswegen so toll ist, weil wir so viel wandern gehen. Wenn man acht oder neun Stunden unterwegs ist, hat man Zeit, ruhig und ehrlich über Gott und die Welt zu sprechen. Wir reden über alles, wofür man im Alltagsstress keine Zeit hat. Und die langsame Bewegung ist für uns die optimale Erholung – körperlich, geistig, seelisch. Das ist sicher mit ein Grund, warum es uns so gut geht.

 

Ist es egal, wo Sie wandern gehen?

Wir waren auch schon am Kilimandscharo. Aber für uns gilt: Der Weg ist das Ziel. Wir können dieselbe Strecke immer wieder laufen. Wir gehen meist am Wochenende von unserem Ferienhaus im Tessin los, sehen, wie sich die Natur übers Jahr verändert, und alle Sorgen verfliegen.

 

Das scheint ja eine ideale Ehe- Therapie zu sein.

Das Wandern ist besser als jede Ehe-Therapie! Ich glaube, viele Beziehungen würden besser funktionieren, wenn die Paare regelmässig miteinander wandern würden.

 

Sind Sie in Ihrer ersten Ehe noch nicht gewandert?

Doch. Aber ich war sehr jung bei der Hochzeit, bin mit 23 Vater geworden. Ich hatte eine Familie, bevor ich mit der Schauspielschule fertig wurde. Wir haben uns auseinandergelebt, sind aber heute noch eng befreundet. Es hat einfach nicht gestimmt zwischen uns, und nach 13 Jahren haben wir uns getrennt. Heute bin ich überzeugt, dass ich mit Brigitte alt und mit ihr einen glücklichen Lebensabend verbringen werde.


Sind eine harmonische Partnerschaft und ein Ankerplatz besonders wichtig für Schauspieler?

Ja, meine Ehe gibt mir viel Kraft. Wenn du jemanden hast, mit dem du offen sprechen und dem du absolut vertrauen kannst, ist das viel wert. Wenn ich zu Hause auch noch Streit hätte, wäre das furchtbar. Ich habe drei feste und verlässliche Anker-Punkte: meine Frau, meine Tochter, die Natur.

 

Sie sollen mal ein Jahr lang als Aussteiger in der Einsamkeit gelebt haben. Wirklich?

Das stimmt! Ich habe fast ein Jahr in Brasilien mitten im Niemandsland gehaust. Ohne Strom und fliessendes Wasser. Das war ein Ausbrechen, auch so ein Kindheitstraum – einmal leben wie Robinson Crusoe! Meine Tochter war damals ein Jahr alt, und ich bin mit ihr auf eine kleine, einsame Insel gezogen. Alles war total primitiv, aber dieses Abenteuerleben hat mir viel gebracht. Nur dauerhaft war das nicht mein Weg.

 

Welche Rolle spielt der Glaube an Gott für Sie?

Der Glaube ist schon wichtig für mich. Ich glaube, dass da mehr ist, als wir mit unseren Augen sehen und mit den Ohren hören können. Ich bin nicht auf eine bestimmte Religion ausgerichtet, aber der Glaube an eine höhere Macht hängt ja nicht von der Religionszugehörigkeit ab. Der Glaube kann Trost und Kraft spenden und uns auch demütig und dankbar machen – und das kann ja nicht schaden.