Sie kann sich an Roger nicht sattsehen

Die Star-
Geigerin schrieb einen «Liebesbrief» an Roger Federer und den 
Zauber seiner 
einhändigen Rückhand.

Einhändige oder zweihändige Rückhand? Seit Jahren ein Diskussionsthema in der Ten­nis-Welt. Die einhändige, gespielt von Roger Federer (34) oder Stan Wawrinka (30), ist eleganter, variantenreicher, aber schwieriger zu spielen und kann auch einmal schiefgehen. Die zweihändige, die Novak Djokovic (28) oder Rafael Nadal (29) bevorzugen, erzeugt deutlich mehr Druck und ist treffsicherer. Deshalb wird die einhändige Rückhand von jungen Spielern kaum noch eingesetzt.

Für Anne-Sophie Mutter (52) gibt es keinen Zweifel: Die einhändige Rückhand ist der Königsschlag auf dem Platz. Der schönste Schlag der Welt. Besonders angetan hat es ihr Rogers Beherrschen dieser Technik, über die sie im Magazin der «Süddeutschen Zeitung» ein dreiseitiges Essay schrieb.

«Die einhändige Rückhand sagt viel aus über den, der sich traut, in grossen Momenten zu versagen, weil ihm so viel daran liegt, etwas Einzigartiges zu schaffen», meint sie und vergleicht Tennis mit Geigenspiel: Federers wunderbare einhändige Rückhand erinnere sie an einen grossartigen Streicher, der mit Präzision, Eleganz und Risikobereitschaft spiele. Auch viele Streicher würden schwierige Bogentechniken nicht pflegen, weil sie danebengehen können. «Doch wenn sie gelingen, vergisst man den Ton, den sie erzeugen, niemals.»

So vergisst auch Anne-Sophie Mutter nie den Moment, als sie Roger das erste Mal spielen sah. «Bis er auftauchte, hatte ich Tennis nur im Fernsehen geschaut. Er hat mich nach Wimbledon gelockt.» Für ihn scheut sie keine Mühe, an Tickets zu kommen, oder steht mitten in der Nacht auf, um einen Match zu verfolgen.

Die einhändige Rückhand, das sei das grösste Opfer, das der Effizienz dargebracht werde, schwärmt Mutter weiter. «Bei Federer und seiner einhändigen Rückhand habe ich immer wieder das Gefühl, dass Technik nicht nur Mittel zum Zweck ist, sondern Freude am Spiel. Federer scheint an der Vervollkommnung seiner Fähigkeiten eine unstillbare Freude zu haben. Wenn er, wie der Musiker auch, seine grosse Begabung intelligent einsetzt, holt er ein Quäntchen mehr heraus, auch für den Zuschauer. Federer führt dieses Quäntchen zu so wunderbaren Schlägen, die gibt es in keinem Lehrbuch. Die fühlt er und die erfindet er. Das ist wie Ballett.»

Und das sei eben das, was den Künstler vom Techniker unterscheide.