«Als Vater bin ich eine richtige ‹Gluggere›!»

Erst die Fussball-EM in Frankreich, dann die Olympischen Spiele in Brasilien: Der Sport-Moderator freut sich auf einen spannenden Sommer. Doch es gibt einen Wermutstropfen: Die Familie wird ihm fehlen, denn Sohn Matti und Partnerin Vera sind für ihn das Wichtigste.

Die Stimmung auf dem grossen Spielplatz am Seeufer ist sehr fröhlich, obwohl der Himmel grau und wolkenverhangen, der Sempachersee düster ist. Wir treffen Sascha Ruefer (44) und seinen Sohn Matti Petter unweit ihres Wohnortes Schenkon LU. Ausgelassen springt der Zweijährige über den Rasen und kreischt dabei vergnügt. Keck schubst er seinem Papa mit dem Fuss den Ball zu. Der Moderator blickt überrascht auf den Kleinen, der ihm ein strahlendes Lachen schenkt.

GlücksPost: Herr Ruefer, da scheint ein Sportler heranzuwachsen?
Sascha Ruefer: Ich versuche, meinem Sohn das Fussballspielen beizubringen. Ich stelle aber fest, dass er mehr mit den Händen agiert als mit den Füssen. Das bringt mich zum Nachdenken. Heute beim Fotoshooting war Matti aber erstaunlich gut. Wenn er so weitermacht, hat er einst gute Chancen auf einen Platz in der Schweizer Nationalmannschaft.

Meinen Sie das ernst?
Na ja, ein bisschen Ironie darf sein. Natürlich träumt man als Vater davon, wie es wäre, wenn der eigene Sohn einmal aktiv in einem Fussball-Klub spielen würde und man ihn an einem Match anfeuern könnte. Aber wenn Matti sich später einmal für Musik statt für Sport interessiert, dann ist es genauso gut. Und wenn er sich entscheidet, Klarinette spielen zu lernen, dann werden wir ihn eben da unter­stützen. Er soll bei allem, was er macht, Spass haben.

In den nächsten Wochen dominiert der Fussball Ihr Leben. Sie kommentieren für das Schweizer Fernsehen an der EM in Frankreich alle Spiele der Schweizer Nationalmannschaft sowie weitere Partien.
Es ist ein unglaubliches Privileg, dass ich dabei sein darf. Und nach der Uefa Euro in Frankreich geht es gleich weiter an die Olym­pischen Spiele in Brasilien und von da aus ans Eidgenössische Schwingfest nach Estavayer. Mir wird es diesen Sommer sicher nicht langweilig.

Während unseres Gesprächs kommt Marija Ruefer (66) auf den Spielplatz. Herzlich begrüsst sie ihren Sohn und ihren Enkel. Seit sie denken könne, interessiere sie sich für Fussball. Und selbstverständlich schaue sie alle Spiele im Fernsehen an, die Sascha kommentiere, verrät sie. Damit wir in Ruhe weiterplaudern können, hält Grosi Marija ein wachsames Auge auf Klein Matti.

Fällt Ihnen die Trennung von der Familie schwer?
Ich freue mich riesig auf die beiden Sport-Events, aber die lange Trennung tut mir mega weh. Es gibt einerseits den Job, andererseits die Familie, aber das eine ersetzt das andere nicht. Ich bedaure es sehr, dass Matti den ganzen Sommer ohne mich auskommen muss.

Reagiert Ihr Sohn auf Ihr Gesicht oder Ihre Stimme am Bildschirm?
Ja, wenn er mich sieht, fragt er seine Mutter: «Ist das Papa?» Aber das war es bis vor Kurzem auch schon. Mittlerweile fragt er mich beim Kofferpacken auch: «Wo gehst du hin?» Das trifft mich dann schon.

Wie halten Sie mit Ihren LiebenKontakt?
Mit Facetime oder Skype. Heute gibt es zum Glück gute Technik dafür. Schon als ich meine Partnerin kennenlernte, war ich beruflich immer mal wieder länger weg. Sie kennt es nicht anders von mir.

Seit acht Jahren sind der Berner Sport-Moderator und die Luzernerin Vera Schumacher (35) ein Paar. Im letzten August hat die Primarlehrerin wieder ein kleines Teilpensum an ihrer ehemaligen Schule übernommen. Eine Hochzeit ist für die beiden vorläufig kein Thema. Den Trauschein brauchen sie für ihr gemeinsames Glück nicht.

Wie sind die Aufgaben als Eltern aufgeteilt?
Vera sagt, wo es langgeht, sie ist der aktive Part, und ich unterstütze sie, so gut es geht. Wenn sie etwas entscheidet, dann ist es so. Am Freitag ist «Papi-Tag», dann kümmere ich mich wenn möglich von morgens bis abends um unser Kind. Da darf Matti auch mal machen, was er will, aber immer innerhalb der Regeln, die wir Eltern uns gesteckt haben.

Seinen ungewöhnlichen Namen hat der süsse Knirps vom finnischen Skispringer Matti Hautamäki und vom norwegischen Langläufer Petter Northug. Die beiden Weltklasse-Sportler haben Sascha und Vera so beeindruckt, dass sie sich entschieden, ihren Sohn Matti Petter zu taufen.

Worauf achten Sie bei der Erziehung Ihres Sohnes?

Es ist schwierig, einem Kind von 2½ Jahren aktiv verbal Werte beizubringen. Aber wir versuchen, sie ihm vorzuleben, heisst jemanden zu grüssen, anständig zu sein. Vera zeigt eine unglaubliche Coolness. Matti darf, ja soll auch mal umfallen und sich eine Schramme holen, ohne dass Panik ausbricht. Ich dagegen bin wie eine «Gluggere», und wenn der Kleine weint, dann tut es auch mir weh.

Und weiter?
Wir wollten kein Kind, das sich ständig an Papis oder Mamis Bein klammert und weint, wenn es mal von zu Hause weg muss oder schreit, wenn es Leute ausserhalb der Familie sieht. Unser Sohn soll auch zu unseren Kollegen und Freunden offen sein. Die Grosis, die ihn beide regelmässig hüten, liebt er zum Glück gleichermassen. Wir sind sehr dankbar, dass wir jederzeit auf die Unterstützung sowohl von meiner Mutter als auch von Veras Mutter zählen dürfen. Und dass beide ihn ­ein bisschen verwöhnen, ist uns schon klar.

Aufs Stichwort Grosi kommt Marija Ruefer mit Matti an der Hand zu uns. Zärtlich nimmt Papa Sascha seinen kleinen Sonnenschein auf den Arm und drückt ihn innig an sich.

Wie hat Matti Ihr Leben verändert?
Eigentlich ist alles anders, aber dennoch gleich geblieben. Verändert hat sich die Priorität. Der Kleine und damit die Familie steht über allem. Vieles, was man früher als ungemein wichtig erachtete, ist plötzlich nebensächlich. Für Matti stelle ich mich selber gerne ins zweite Glied zurück.