So half er dem krebskranken Buben Jakob

Die Leidenschaft für Tennis und seine Verehrung des Schweizer Ballkünstlers halfen einem amerikanischen Jungen, den Krebs zu besiegen. Das Schönste: Er durfte sein Idol treffen!

Vor vier Jahren entdeckte der damals zehnjährige Jakob Mueller eine neue Passion, die ihm einst das Leben retten sollte: Tennis. Er sah sich den Wimbledon-Halbfinal zwischen Novak Djokovic (29) und Roger Federer (35) im Fernsehen an und verfolgte am Bildschirm zwei Tage später, wie Federer gegen Andy Murray (29) gewann. Jakob war Feuer und Flamme für den Schweizer Tennisstar und dessen Ballmagie.

Wenige Monate darauf begann der Junge aus Little Rock (USA), selbst Tennisstunden zu nehmen und spielte an einigen Turnieren. Als er jedoch im Herbst 2014 einen Arzt aufsuchen musste, wegen eines wachsenden Knotens an seiner linken Schulter, brach sein Leben in Stücke. Die grausame Diagnose: Jakob litt an einem Hodgkin-Lymphom im Stadium 2. Das ist eine bösartige Tumorerkrankung des Lymphsystems. «Ich dachte, ich müsse sterben», sagt Jakob. «Doch als meine Eltern mir sagten, wie gross meine Heilungschancen bei dieser Krebsart sind, ging ich das Ganze mit einer sehr positiven Haltung an. Ich lebte mein Leben genau so weiter wie bisher.»

Ganz so einfach war es dann trotzdem nicht. Jakob musste dreieinhalb Monate Chemotherapie über sich ergehen lassen und anschliessend mehrere Wochen bestrahlt werden. Bis Anfang 2015 konnte er nicht mehr zur Schule. Während der harten Phase der Chemotherapie schaute der kranke Junge stundenlang alte Tennis-Highlights und legendäre Partien auf Youtube – wie etwa den fantastischen Wimbledon-Final zwischen Rafael Nadal (30) und Jakobs Vorbild Roger Federer 2008.

«Ich bin sicher: Jakob überstand diese Periode so gut wegen seiner Liebe zum Tennis. Er interessierte sich immer mehr für das Spiel und schaute sich alles an, was er fand», erzählt sein Vater Mike Mueller. «Auch seine Tennis-Trainer und Tennis-Kollegen unterstützten ihn liebevoll.»

Drei Monate nach Abschluss der Behandlungen war Jakob geheilt. Über die «Make a wish»-Stiftung, die krebskranken Kindern Wünsche erfüllt, wurde Jakobs grösste Hoffnung wahr. Sein Vater erinnert sich an den Moment, als sein Sohn gefragt wurde, was sein Traum sei: «Er zögerte keinen Moment und sagte: ‹Ich möchte Roger Federer kennenlernen.›»

Die Stiftung ermöglichte Jakob einen viertägigen Besuch der US-Open. Er sah sich Spiele in Flushing Meadows an – und dann kam der grosse Moment: Federer war 20 Minuten für seinen tapferen Fan da und ging liebevoll auf ihn ein. Jakob erinnert sich: «Ich fand es toll, dass er sich wirklich Zeit nahm, unsere Fragen ernsthaft und wohlüberlegt beantwortete. Er hatte nachher eine Pressekonferenz, zu der er gehen musste. Aber ich spürte, dass er lieber bei uns geblieben und noch etwas mit uns gequatscht hätte.» Jakob ist sich sicher, dass Tennis und seine Verehrung von Roger Federer ihm halfen, seine Gesundheitsprobleme zu überwinden. «Der Krebs hat mich nicht verändert. Und ich will auch nicht wie ein Krebskranker behandelt werden, sondern wie ein normaler 15-Jähriger auf dem Tennisplatz.»