Roger Federer – Doppeltes Glück – und doppelte Last?

Der Tennis-Star und andere Prominente sind vor kurzem Eltern von Zwillingen geworden. Mit ihren Kleinen erleben sie viel Freude, aber auch Stress und sogar Überforderung.
 
Es ist ein entzückender Anblick, wenn Roger Federer sich seinen Zwillingsmädchen Myla und Charlene widmet, sie mit Ehefrau Mirka durch die Stadt schiebt. Dann ist er nicht mehr Tennis-Star, sondern einfach nur fürsorglicher Papa. «Jöh!» möchte man da am liebsten rufen. Roger fühlt sich wie im siebten Himmel, wenn seine Töchter ihn zufrieden anlächeln. «Es ist lässig, mit ihnen Zeit zu verbringen.Und wenn sie am Morgen meine Stimme hören und strahlen, ist das einfach schön», schwärmt er.
 
Wie ihm geht es auch vielen anderen Prominenten, die Eltern von Zwillingen sind: Angelina Jolie, Jennifer Lopez und Sarah Jessica Parker etwa. Doch im Gegensatz zu Aussenstehenden sehen sie auch, wieviel Arbeit dahinter steckt. Windeln wechseln, füttern, Tränen trocknen, unterhalten –und das alles doppelt. «Zwillinge fordern erhöhte Aufmerksamkeit» sagt Federer denn auch. Es sei nicht immer einfach, den Alltag zu organisieren.
 
Verständnis hat Dr. med. Esther Chesga Bringold. Die Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie hat ihre Doktorarbeit über Zwillinge geschrieben und arbeitet oft mit Zwillingseltern und Zwillingen, die Rat suchen. «Es ist schon anspruchsvoll, ein einzelnes Kind grosszuziehen, bei Zwillingen ist es noch aufwändiger», sagt sie. «Oft haben sich die Eltern ja nicht zwei Babys gewünscht, müssen sich erst einmal mit der unerwarteten Situation auseinandersetzen, und es fehlen Vorbilder.»
 
Pop-Star und Schauspielerin Jennifer Lopez gibt in einem Interview offen zu: «Als Alleinerziehende würde ich untergehen. Es ist heftig mit Zwillingen. Ich hatte anfangs immer das Gefühl, dass ich ein Baby vernachlässige,wenn ich mich um das andere kümmere.» Wenn sie einem ein Küsschen gebe, bekomme das andere auch immer eines. «Eltern müssen versuchen zu spüren, was das einzelne Baby braucht, die Bedürfnisse sind ja nicht immer die gleichen, nur weil es Zwillinge sind», sagt Esther Chesga Bringold. «Das Allerwichtigste ist, dass sie jedes Kindals Individuum sehen, sie zu eigenständigen Menschen erziehen. Deshalb halte ist es hilfreich, die Kinder unterschiedlich zu kleiden und regelmässig mit jedem einzeln etwas zu unternehmen. Es ist ja auch für sie kränkend, wenn sie nur als Zwillinge, nicht als eigenständige Persönlichkeit bewundert und anerkannt werden.» Natürlich ist es für Zwillinge toll, immer einen Spielkameraden zu haben, aber sie wollen hin und wieder auch die ungeteilte Aufmerksamkeit von Mama, Papa oder einer anderen Bezugsperson, was im übrigen allein für die Sprachentwicklung der Kleinen wichtig ist.
 
Doch leicht ist es sicher nicht, zwei Kindern immer gerecht werden zu müssen. Esther Chesga Bringold: «Eltern sollten sich nicht scheuen, professionelle Beratung zu suchen, wenn sie überfordert sind. Es ist nicht schlecht, zuzugeben, dass es zwar wunderschön ist, Zwillinge zu haben, aber auch anstrengend sein kann. Schön, haben viele Eltern ein Umfeld, das sie unterstützt.» So ist es bei Roger Federer.«Wir haben unglaublich viel Hilfe», gesteht er. Und man sieht es ja auch auf den Bildern: Da sind viele Leute, die sich mit ihm und Mirka um Myla und Charlene kümmern.
So hat Ehepaar Federer sicher auch ab und zu etwas Zeit nur für sich, um die Liebe zu pflegen. «Bei engagierten Eltern passiert es, dass die Beziehung zu kurz kommt, ob sie eines oder zwei Babys haben. Bei Mehrlingen ist die Gefahr natürlich noch grösser.» Aber nebst allen Anstrengungen, die Zwillinge so mit sich bringen, sind sie für ihre Eltern natürlich vor allem eines: Sonnenscheine, die sie zwar unglaublich auf Trab halten, aber in erster Linie sehr glücklich machen.Und sollte es wieder mal an Schlaf oder einer helfenden Hand fehlen, meistern das die Stars. Denn in einem Punkt pflichten Jennifer, Angelina und Co. Papa Roger sicher bei: «Wir sind glücklich und stolz, Eltern von zwei wundervollen, süssen Kindern zu sein.»