Pizza & Cüpli – nach langen Drehs ein Muss

Sie lachen viel, haben Freude am Job. Dass sie wegen Corona nicht zu zweit ausgehen konnten, war das Schlimmste in ihrer Zeit beim «Tatort». Der Krimi machte die Schauspielerinnen zu Freundinnen.

Zum fünften Mal standen die beiden Schauspielerinnen Anna Pieri Zuercher und Carol Schuler für den Zürcher «Tatort» (30. 4., 20.05, SRF 1 und Play Suisse) vor der Kamera. Wie gut die zwei auf den ersten Blick ungleichen Frauen miteinander auskommen, zeigen sie in diesem Interview.

GlücksPost: Was sind die Stärken der Kollegin – beruflich wie privat? 

Anna Pieri Zuercher (APZ): Bestimmtheit und Freude an der Arbeit. Privat ist Carol grosszügig, talentiert, stark, intelligent und vor allem sehr, sehr lustig.

Carol Schuler (CS): Sie ist wahnsinnig aufgeschlossen, offenherzig und empathisch. Sie hat die tolle Fähigkeit, dass man sich in ihrer Gegenwart gleich wohl und frei fühlt. Was fürs Spielen essenziell ist. Sie hat sich das Spielerische und Kindliche bewahrt, und sie kann ein ganzes Set zum Lachen bringen, was an stressigen Drehtagen manchmal Gold wert ist. Ihr Lachen ist auch sehr ansteckend – es kam auch schon vor, dass deswegen der ganze Betrieb aufgehalten wurde.

Was sind die Schwächen der Kollegin – beruflich wie privat?

APZ: Sie ist so beschäftigt mit ihrer Arbeit, dass sie manchmal Mühe hat, sich Zeit für sich selbst einzuräumen.

CS: Wenn es 6 Uhr morgens ist, kann ich ihre gute Laune wirklich nicht nachvollziehen. Ich bin frühestens nach drei Kaffees ansprechbar. 

Welche Macken hat die Kollegin?

APZ: Wie ich hat sie viel Freude an der Arbeit und manchmal schwappt die Freude über. Dann muss sie gegen die Lachattacken ankämpfen.

CS: Sie hat diesen komischen Akzent. Und manchmal bringt sie allerlei Sprichwörter durcheinander. Was zugegebenermassen sehr amüsant ist und darum korrigiere ich sie manchmal absichtlich nicht (lacht). 

Nerven die Macken manchmal?

APZ: Wie könnte mich das nerven – ich bin ja genau wie sie.

CS: Na ja, gegen ihren charmanten französischen Akzent komm ich mit meiner breiten Züri-Schnauze natürlich nicht an. Wenn sie den Mund aufmacht, liegen ihr schon alle zu Füssen. Ich inklusive.

Sind Sie sich schon mal in die Haare geraten?

APZ: Niemals.

CS: Nein – klingt langweilig, ist aber so.

Was bewundern Sie an der Kollegin – und warum?

APZ: Ihre Freiheit, ihr rebellischer Geist, ihre eindrucksvolle Stimme. Sie ist eine freie Seele, und ich verspüre eine riesige Zuneigung gegenüber ihrem Wesen.

CS: Ihren Optimismus und ihre lebensfrohe Energie. Und mit welcher Leichtigkeit sie einer Figur Facetten und Tiefe geben kann.

Welche Eigenschaften sind speziell an der Kollegin? Und wie machen sich diese bemerkbar?

APZ: Carol ist in der Arbeit und im Leben äusserst aufmerksam. Oftmals brauchen wir gar nicht zu reden, und sie weiss, was los ist.

CS: Sie hat dieses italienische Temperament und die Angewohnheit, alles und jeden zu umarmen. Wenn man mit Anna unterwegs ist, kann das Begrüssungsritual schon mal länger dauern.

Was haben Sie von der Kollegin gelernt?

APZ: Die Liebe für Karaoke. 

CS: Den französischen Ausdruck «Le coup de foudre» (Blitzschlag).

Was hat Sie zuletzt an der Kollegin überrascht?

APZ: Dass sie Käse mehr liebt als mich …

CS: Als sie plötzlich in vierbeiniger Begleitung am Set aufgetaucht ist. Ich war schockverliebt. Und ihr Hund Ejiro ist ab jetzt fester Teil des «Tatort»-Teams. Vielleicht schafft er es ja demnächst auch mal vor die Kamera.

Was war Ihr schönster gemeinsamer Moment in ihrer «Tatort»-Zusammenarbeit?

APZ: Es gibt so viele schöne Momente. Das Erste, das mir in den Sinn kommt, ist unser erstes Treffen vor dem Polizeigebäude für unser erstes Schiesstraining. Wir haben uns angeschaut, und ich wusste, dass wir uns beide verstehen und für lange Zeit vereint sein würden.

CS: Es ist der ganze Prozess, Anna und ich wachsen immer mehr zusammen, verstehen uns mittlerweile blind. Auch werden wir immer mehr in die Drehbucharbeit miteinbezogen und kennen unsere Figuren immer besser. Das ist alles eine spannende Reise – wer weiss, wo sie noch hinführt.

Was war der schwierigste gemeinsame Moment in Ihrer «Tatort»-Zusammenarbeit?

APZ: Die Zeit während der -Covid-Pandemie, in der wir uns als Vorsichtsmassnahme ausserhalb der Arbeit nicht sehen konnten.

CS: Das Drehen während der Pandemie war sehr anspruchsvoll. Als Schauspielerin sind Mimik, Körperkontakt und die Verbindung zu andern das Wichtigste überhaupt. All das wurde plötzlich eingeschränkt. Das war schwierig, aber natürlich waren wir froh, dass wir, zwar unter strikten Massnahmen, trotzdem arbeiten durften.

Dann unternehmen Sie auch – abseits vom Set etwas zusammen.

APZ: Ja, natürlich – sehr oft sogar, aber jedes Mal, wenn Carol mich zu sich nach Hause einlädt, kocht sie mir Käsefondue oder Raclette …

CS: Klar, Pizza und Prosecco! Nach langen Drehtagen muss das sein.

Warum ist die Kollegin die richtige Besetzung für ihre Rolle?

APZ: Weil niemand es so gut machen könnte wie sie. Und die Rolle wurde zum Teil für sie geschrieben.

CS: Weil unsere Chemie einfach vom ersten Moment an gestimmt hat und ich mir keine andere Grandjean vorstellen könnte.

Wäre die Kollegin eine gute Polizistin?

APZ: Das weiss ich nicht – aber was sicher ist, ist, dass es in dem Kommissariat grossartige Karaoke-Abende geben würde.

CS: Ich glaube schon, da sie sehr empathisch ist, sich gut in andere Menschen hineinversetzen kann und keine Vorurteile hat. Ich finde, das sind mit die wichtigsten Eigenschaften, die eine Polizistin haben sollte.

Ist «Tatort»-Kommissarin immer noch ein Traumberuf?

APZ: Für mich? Ich liebe unsere Figuren Isabelle Grandjean und Tessa Ott – beide sind mir wirklich ans Herz gewachsen, und es ist immer ein riesiges Vergnügen, Isabelle zu verkörpern.

CS: Ich hatte nie davon geträumt, «Tatort»-Kommissarin zu werden und hätte auch nie gedacht, dass es mich in diese Position verschlägt. Ich bin immer wieder überrascht, bei wie vielen Leuten der «Tatort» fester Bestandteil ihres Wochenendes ist. Der «Tatort» ist und bleibt ein Kult-Format mit einer langen Geschichte, und ich freue mich sehr, Teil davon sein zu dürfen. 

Was gefällt der Kollegin am «Tatort»?

APZ: Alle Szenen mit mir natürlich! (Lacht.)

CS: Oh, das müssen Sie sie selbst fragen – aber ich glaube, sie hat Freude an den Action-Szenen und Verfolgungsjagden.

Was gefällt ihr nicht so?

APZ: Wenn ich nicht in der Szene bin – und wenn es keinen Käse im Mini-Catering gibt.

CS: Wir sind beide sehr energiegeladen und brauchen viel Auslauf, deswegen sind die Szenen im Kommissariat, wo wir Schreibtischarbeit leisten müssen, die schwierigsten für uns.