Neustart im Tessin – mit Tränen

Auch Jahre nach dem Tod von Otto und Cäsar leidet die Artistin unter dem ­Verlust ihrer geliebten Seelöwen. Ehemann René gibt ihr viel Kraft. Mit ihm lebt sie nun erstmals in ihrer 30-jährigen Ehe unter einem Dach.

Hand in Hand schlendern Valentina (66) und René (70) Pellanda über die Piazza in Ascona. In den frühen Morgenstunden ist es am sonst belebten Lungolago noch angenehm ruhig. Wir treffen die beiden bewusst an diesem Ort. Das Paar erlebte hier sein grösstes Abenteuer in der Geschichte von «Valentinas Variété». 1994 büxten die Seelöwen Otto und Cäsar während des Gastspiels am See aus und sorgten als «Die Ausreisser vom Lago Maggiore» weltweit für Schlagzeilen. Nach Tagen und Nächten voller Angst und Panik fand der tierische Ausflug für die beiden ein glückliches Ende.

Die Erinnerung an dieses Ereignis ist das eine. Valentina Pellanda macht vielmehr die Tatsache zu schaffen, dass ihre geliebten Seelöwen nicht mehr leben. Beide starben an Altersschwäche – Otto im September 2018, sein Bruder Cäsar ein Jahr später im Juli. «Es gab weltweit nur vier Seelöwen, die älter als 30 Jahre wurden, zwei in Japan und unsere beiden», erzählt René Pellanda stolz. Über die ganzen Jahre hat Valentina sich stets liebevoll um sie gekümmert, mit ihnen gearbeitet. Sie waren ihr Leben. Die Artistin setzt sich am See auf eine Treppe, lässt den Blick in die Ferne schweifen. Sie vermisst ihre Tiere sehr. Traurig hält sie drei Bälle in der Hand, einstige Jonglier-Utensilien. Langsam kullern Tränen über ihre Wangen. «Ich spüre meine Babys intensiv und nahe bei mir», flüstert sie. Auch Jahre nach dem Tod von Otto und Cäsar schmerzt sie der Verlust ihrer Tiere unendlich. «Ich kann noch nicht darüber sprechen, es tut so weh», sagt sie leise. Später entschuldigt sich Valentina für ihre Emotionen. Es gebe sehr gute Tage, aber halt auch schwermütige Momente, stellt sie fest und atmet tief durch.

Wir sind inzwischen zu einem der Lieblingsplätze der Pellandas gefahren. Die Kraft- und Ruhe-oase im Wald liegt nur wenige Minuten unweit der kleinen 2 ½-Zimmer-Wohnung in Ascona, in der das Paar seit Oktober 2019 wohnt. Davor war es während 35 Jahren das Zuhause von Renés Mutter und diente der Familie nach ihrem Tod als Feriendomizil. René und Valentina Pellanda hatten schon immer den Wunsch, ihren Lebensabend im Tessin zu verbringen. Obwohl der Manager und die Entertainerin seit über 30 Jahren glücklich verheiratet sind, leben sie erstmals zusammen in einer Wohnung. Seit ihrem fünften Lebensjahr wohnte die Variété-Künstlerin immer in Wohnwagen, ihr Mann hauptsächlich im Domizil in Thalwil ZH.

Das Zusammenleben funktioniere prima und harmonisch, freut sich René. «Man muss vor dem Partner Respekt haben und sich gegenseitig Freiraum lassen», betont Valentina. Jeder habe sein eigenes Zimmer als Rückzugsort. Und bei Problemen sei es wichtig, dass man darüber rede. Das machen die beiden auch während ihrer täglichen Spaziergänge mit Hund Mischa. «Wir können sogar zusammen kochen», stellt René fest. «Na ja, wenn du das meinst», kommentiert Valentina und verdreht scherzhaft die Augen. «Im Gegensatz zu mir liebt mein Mann Nudeln mit viel Butter und zieht diese meinem Couscous mit Jogurt vor», sagt sie schmunzelnd.

Ihre Ernährung habe sich verändert, seit sie täglich Yoga mache. Dieses gebe ihr Kraft und helfe bei der Verarbeitung der Trauer. Auch Hund Mischa spendet ihr Trost. Er habe einen feinen Instinkt entwickelt und spüre, wenn es ihr nicht gut gehe. Freude mache ihr zudem das Jonglieren. Denn sie wolle für kleinere Auftritte in Form bleiben. «Es ist wichtig, nicht im negativen Denken zu versinken, sondern auch das Positive zu sehen.» Ehemann René unterstütze sie dabei. Dafür sei sie ihm sehr dankbar. «Er hat es im Moment nicht leicht mit mir», seufzt Valentina. Als Antwort nimmt René Pellanda seine Frau liebevoll in den Arm und hält sie fest. Sie weiss: Auf ihn kann sie sich jederzeit verlassen, egal, was auch passiert.