«Meine grosse Lebensbilanz»

Der Sieg am «Grand Prix der Volksmusik» 1998 öffnete ihr Türen. Heute gehört sie nicht nur zu den beliebtesten Sängerinnen, sondern moderiert auch eine grosse Eurovision-Show. Aus Anlass ihres 25-jährigen ­Bühnenjubiläums blickt sie auf ihr berufliches und privates Leben zurück.

Von Irene Lustenberger

Mein Leben wurde komplett auf den Kopf gestellt. Innerhalb von fünf Monaten wurde ich von der normalen Francine zum Star. Ich war völlig überfordert», erinnert sich Francine Jordi. Damit spricht die 45-Jährige ihren Sieg beim «Grand Prix der Volks-musik» 1998 an. «Ich war wahnsinnig nervös», blickt sie zurück. «Das ganze Drumherum. Die vielen Kameras. Ich als Nobody inmitten der vielen Prominenten.»

Mittlerweile gehört die Schlagersängerin selbst zu den Stars und feiert ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum. Am Pfingstsonntag, 28. Mai, tritt sie gemeinsam mit den Argovia Philharmonic in der Alten Reithalle in Aarau auf (https://melody-aarau.ch). Gemeinsam mit dem Orchester gibt sie die berühmtesten Hits ihrer Karriere zum Besten, darunter «Träne» und «Füür vo dr Sehnsucht». «Es wird ein emotionaler Abend und ist etwas absolut Einmaliges», verspricht Jordi, die am Konservatorium Neuchâtel klassischen Gesang und Klavier studiert hat.

Angesprochen auf die Höhepunkte der vergangenen Jahre, sagt sie: «Da gibt es viele. Angefangen beim ‹Grand Prix› über die Teilnahme beim ‹Eurovision Song Contest› bis hin zu den Fernsehsendungen, in denen ich auftrat und die ich moderierte. Im vergangenen Jahr durfte ich am ESAF in Pratteln vor 50 000 Leuten singen. Und auch die vielen schönen Begegnungen mit meinen Fans möchte ich nicht missen.»

Gibt es denn auch etwas, das die Schlagersängerin bereut oder anders machen würde? «Nein. Ich habe immer mein Bestes gegeben und das gemacht, was ich für richtig hielt», führt Francine Jordi aus. Hochs und Tiefs würden zum Leben dazugehören. 

So musste sie vor allem privat einige Tiefschläge einstecken. Nach ihrer Ehe mit Radrennfahrer Tony Rominger und ihrer Beziehung mit Mundartrocker Florian Ast ist sie seit Jahren single. In Interviews betont sie stets, dass sie keinen Mann brauche, um erfüllt zu sein. «Ich bin selbst dafür verantwortlich, dass ich glücklich bin.» Auch ihr Kinderwunsch sei nie so ausgeprägt gewesen wie bei anderen Frauen: «Ich glaube, meine Bestimmung in diesem Leben ist es nicht, eigene Kinder zu bekommen. Für mich stimmt es, wie es ist.» Sie brauche viel Zeit für sich, um durchatmen und die Akkus wieder aufladen zu können. Dies macht sie bei Spaziergängen und beim Meditieren. «Ich geniesse die Stille und das Alleinsein total», sagt Francine Jordi. 

Auch von ihrer Brustkrebserkrankung, die im Mai 2017 diagnostiziert wurde, liess sich die Bernerin nicht unterkriegen. Sie verheimlichte die Erkrankung und stand weiterhin auf der Bühne – trotz Chemotherapie und Bestrahlung. «Die Konzerte gaben mir Kraft und Energie.» Ihre Krankheit machte sie erst ein knappes Jahr später öffentlich, als die Therapien abgeschlossen waren. 

Die Brustkrebserkrankung ist mit ein Grund, weshalb die Schlagersängerin keine grossen Zukunftspläne macht. «Was soll ich mir Gedanken machen, was in fünf Jahren ist? Ich lebe im Moment und versuche, positiv zu denken, besonders in der heutigen Zeit.» Einen Wunsch können wir ihr aber doch noch entlocken: «Ich bin ein total strukturierter Mensch und wäre manchmal gerne gelassener.»