«Mein Künstlername gibt mir eine gewisse Freiheit»

Mit ihren melancholischen Songs begeistert sie sogar Hollywood-Stars. Und in London verwirklichte sie ihren Traum: von der Musik zu leben.

Von Irene Lustenberger

Das vergangene Jahr hätte für Kings Elliot nicht besser laufen können: Ihr Song «Dancing Alone» wurde von Hollywood-Star Reese Witherspoon auf Instagram geteilt, und die US-Rockband Ima-gine Dragons nahm sie mit auf Tour. Den Künstlernamen hat sich Anja Gmür (28) verpasst, «weil Kings genau das Gegenteil von mir ist: maskulin, plural, royal». Und Elliot sei ein Nach-name aus dem Stammbaum ihrer britischen Mutter. «Der Künstlername hat mir die Angst genommen, über meine wahren und aufrichtigen Gefühle zu singen. Er gibt mir eine gewisse Freiheit.» So sind die meisten ihrer Lieder autobiographisch. «Ich singe über meine Ängste und über das, was mich beschäftigt», erklärt die Sängerin, die offen zu ihrer Borderline-Störung steht.

«Bereits in der Primarschule wusste ich, dass ich Sängerin werden und eines Tages nach London oder New York umziehen möchte», erzählt die Schwyzerin. Nach der KV-Lehre mit Berufsmatura setzte sie ihren Traum in die Wirklichkeit um und lebt seither in der britischen Hauptstadt. «Da mein Plattenlabel in Deutschland und Amerika ist, bin ich viel unterwegs.» Auch kurz nach dem Interview mit der GlücksPost fliegt sie für ein Konzert in die Schweiz. «Da ich vier Hasen habe, bedarf es einer guten Organisation. Meist kümmert sich mein Freund um sie, wenn ich nicht zu Hause bin.» 

An die siebenwöchige Tour mit Imagine Dragons erinnert sie sich gerne. «Es war schon krass. Es war meine erste Tour, und diese führte mich auf Anhieb in grosse Stadien.» Sie sei – vor allem beim ersten Konzert in Bern – sehr nervös gewesen, habe aber versucht, jeden Moment zu geniessen. «Es lief von Konzert zu Konzert besser, und ich habe gelernt, wie man mit dem Publikum interagiert.»

Nachdem Kings Elliot im vergangenen Jahr für einen «Swiss Music Award» nominiert war, steht sie nun bei der «Prix Walo»-Verleihung am 14. Mai in der Sparte Newcomer zur Wahl. «Die Nomination bedeutet mir unendlich viel. Es ist für mich eine tolle Wertschätzung», freut sie sich. «Ich werde mit meinem Vater an der Gala teilnehmen, auch wenn ich wahrscheinlich nicht gewinnen werde.» Denn ihre Freundin Joya Marleen ist zugleich ihre Konkurrentin. «Joya hat in ihrem jungen Alter schon so viel erreicht. Ich mag es ihr von Herzen gönnen.»

Was vermisst Kings Elliot in ihrer neuen Heimat am meisten? «Die Familie, vor allem meinen Bruder, meine Freunde und die Lebensqualität. Was mich in London hält, ist die Musik», erzählt sie. Und was sind denn ihre
Träume? «Ich durfte zwar im vergangenen Jahr an der Energy Star Night auftreten, möchte aber gerne ein längeres Set im Hallenstadion spielen. Und langfristig von der Musik leben können.»