Katja Stauber – Haben Sie keine Angst um Ihren Mann?

Tote und verzweifelte Menschen, Trümmer und Elend: Wenn der SF-Sonder-Korrespondent jeweils live aus der Hölle von Haiti berichtete, stockte dem TV-Publikum der Atem. Nur eine durfte keine Emotionen zeigen: seine Ehefrau, welche die «Tagesschau» moderiert.

 
Der Sonder-Korrespondent des Schweizer Fernsehens steht vor dem Tor zur Hölle von Haiti und berichtet Schreckliches. Offenes Hemd, Drei-Tage-Bart, die Arme von Moskitos zerstochen: Florian Inhauser (41) erzählt, wie Menschen wenige Kilometer von ihm entfernt leiden, hungern und vor Durst aggressiv werden.
Als Moderator in der «Tagesschau» muss Katja Stauber (46) ihren eigenen Mann über die haltlosen Zustände auf der Karibik-Insel befragen. Sie macht das distanziert in der Sie-Form, so, als ob ihr Ehemann ein Fremder wäre. Dabei muss sie doch um das Leben ihrer grossen Liebe bangen.
 
«Natürlich fühle ich mit Florian mit. Wir stehen auch sonst viel in Kontakt zueinander. Durch die Kolleginnen und Kollegen beim Fernsehen bin ich auch immer informiert, wo er gerade ist und wie es ihm geht», erzählt sie der GlücksPost auf Anfrage, ohne irgendwelche Emotionen zu zeigen. «Wir haben ja auch beruflich miteinander zu tun. Das ist natürlich beruhigend.»
 
Hat sie denn keinerlei Angst um ihn? «Angst um ihn habe ich nicht», sagt sie. «Florian ist ein besonnener und äusserst erfahrener Sonder-Korrespondent, der seine Intelligenz, seine grosse Erfahrung und seinen gesunden Menschenverstand einsetzt. Ich bin mir sicher, dass er keine unnötigen Risiken eingeht. Safety first, die Sicherheit kommt zuerst, das ist das oberste Gebot.»
 
Katja Stauber, eine starke Frau. Eine Frau, die weiss, was von ihr erwartet wird. Mögen die TV-Bilder auch so schrecklich sein: Für alle Nachrichten-Moderatoren überall auf der Welt heisst das wichtigste Gebot: Cool bleiben! Emotionen sind tabu.
 
Es ist nicht das erste Mal, dass der Moderator der Mittags- «Tagesschau» und der 18-Uhr- Nachrichten gefährliche Auslandeinsätze auf sich nimmt. Das weiss auch seine Frau. In der «Schweizer Illustrierten» sagte sie vor einem Jahr über ihren Mann: «Florian ist ein Vollblut-Journalist. Viel mehr als das Moderieren, liegen ihm Auslandeinsätze am Herzen – besonders in Krisengebieten. Einmal Auslandkorrespondent, immer Auslandkorrespondent. Auch wenn er weiss, dass ich mir Sorgen mache.» Diese Sorgen sind berechtigt. Katja Stauber in der SI: «Kurz nach unserer Hochzeit ist er nach Pakistan geflogen. Ein paar Tage nach seiner Rückkehr haben wir uns gemeinsam im TV angesehen, wie das Hotel, indem er in der Hauptstadt Islamabad abgestiegen war, in die Luft gejagt wurde. Bloss ein paar Tage, und ich wäre drei Wochen nach unserer Hochzeit Witwe gewesen.»
 
Eine Frau, die ihren Mann aus ganzem Herzen liebt, schaut darüber hinweg, auch wenn sie zuhause Höllenqualen leidet. «Florian lebt für solche Einsätze», sagt sie. «Und ich will ihm das nicht wegnehmen. Er liebt seinen Beruf.Und auch dafür liebe ich ihn. Entweder liebt man alles oder nichts. Ein bisschen – das geht nicht. Weder im Beruf noch in der Beziehung.» Auch für Florian Inhauser ist das Liebe. In der SI sagte er: «Dass Katja ihre Ängste für sich behält, wenn ich mal auf Auslandsreportage gehe, ist mir bewusst. Das ist ein grosser Liebes-Beweis.»