«In unserer Ehe wird es niemals langweilig»

Das grösste Glück des Musikers ist seine Frau Marjorie. Seit Jahrzehnten ist sie an seiner Seite, und trotz vieler beruflicher Pflichten pflegt er die Ehe mit viel Hingabe.

Beim Star-Geiger hängt der Himmel wahrlich voller Geigen. «Romantic Moments II» heisst seine aktuelle CD, aber vor allem  ist André Rieu (69) von tiefer Liebe erfüllt – seit über 40 Jahren. So lange schon schlägt sein Herz für seine Frau Marjorie (69). Während er im Rampenlicht steht und von Frauen umschwärmt wird, hält sie sich im Hintergrund. Ohne Eifersucht, wie sie in einem seltenen Interview einmal erklärte. Sie weiss, dass sie seine Lebensliebe ist. Und Rieu, der am 18. 5. in Zürich auftritt, bestätigt es.

GlücksPost: Was sind Ihre persönlichen Tipps, damit eine Beziehung und eine Ehe möglichst ein Leben lang halten?
Andre Rieu: Viel auf Tour gehen! (Lacht.) Nein, das war natürlich ein Witz. Das Wichtigste sind Liebe, Respekt, gegenseitige Offenheit und Vertrauen. Ich persönlich habe mir immer eine Frau gewünscht, mit der ich nicht nur privat glücklich sein würde, sondern auch beruflich zusammenarbeiten könnte. Wir besprechen alles miteinander. Ohne Marjorie würde ich in der Gosse liegen.

Gibt es Rituale, die Ihnen helfen?
Ich gehe niemals länger als zwei Wochen am Stück auf Tour und bringe ihr auch gerne kleine Geschenke mit. Wenn ich zu Hause bin, sind wir den ganzen Tag zusammen. Wir sprechen bereits beim Frühstück über Musik: Privates und Berufliches geht bei uns Hand in Hand. Wir sind gemeinsam im Studio, und natürlich haben wir ein sehr enges Familienleben, auch mit den Söhnen und Enkeln.

Haben Sie viele Gemeinsamkeiten?
Ja, aber trotzdem hat jeder auch seine eigenen Interessen: Marjorie geht gerne tanzen und schwimmen, und ich renoviere und baue ständig etwas. Wenn ich nicht Musiker geworden wäre, dann vielleicht Architekt. Was wir aber sicherlich gemeinsam haben, ist ein grosses Interesse für Fremdsprachen. Und einmal pro Jahr fahren wir mit der ganzen Familie nach Rom, das ist auch ein Ritual.

Wie wichtig ist Ihnen Romantik?
Sehr wichtig! Ich bin ein sehr romantischer Mensch. Aber ich meine damit nicht die grossen Gesten. Ich glaube, es ist wichtig, sich viele kleine romantische Momente zu erhalten. Sich gegenseitig zu helfen, dem anderen etwas abzunehmen, den Alltag gemeinsam zu gestalten. Wir sind etwa das halbe Jahr auf Tournee, aber nie an Geburtstagen oder an Weihnachten. Ich finde es wichtig, diese besonderen Momente zu teilen.

Was sonst noch?
Meine Frau und ich sind in der glücklichen Lage, auch heute, nach über 40 gemeinsamen Jahren, noch sehr viel miteinander zu lachen. Also wenn es tatsächlich eine Erkenntnis geben sollte, dann sicher die, dass Humor unheimlich wichtig ist, und dass man sich immer wieder bewusst romantische Momente schaffen muss.

Kann Musik helfen, die Romantik zu bewahren?
Wir hören zusammen sehr viel Musik, wenn wir neue Programme für meine Konzerte oder eine neue CD oder DVD entwerfen. Ausserdem ist Marjorie bei allen Proben im Studio dabei und auch bei einigen Konzerten. Musik, und vor allem romantische Musik, ist unser Leben. Das heisst aber nicht, dass ich zu Hause stehe und Ständchen spiele. Da geniessen wir eher mal einen Donna-Leon-Krimi oder «Wer wird Millionär?» mit Günther Jauch.

Aber Ihre Ehe währt ja nun schon 43 Jahre. Müssen Sie da nicht auch für Abwechslung sorgen?
Oh, ja, das ist ganz wichtig. Uns ist nie langweilig. Wirklich nie. Wir haben immer etwas zu tun. Eine neue Tour, eine CD, ein Open Air. Aber da sind wir natürlich eine Ausnahme. Also ich denke, Abwechslung schafft man am besten, indem man neugierig ist, mal etwas Neues entdeckt – zum Beispiel ein neues Restaurant, neue Musik, ein fremdes Land.

Gibt es Schlüsselerfahrungen, die Sie zusammengeschweisst haben?
Ich würde sagen, die Geburt unserer Söhne und Enkel. Dann natürlich auch das Jahr 2008, als meine Firma mit der wunderschönen – und teuren – Kulisse von Schloss Schönbrunn pleite ging. Es gab nie einen Zweifel, dass wir das zusammen schaffen würden, und innerhalb eines Jahres sind wir aus 34 Millionen Euro Schulden wieder ins Plus gekommen. In dieser Zeit hat mich meine Frau 100-prozentig unterstützt. Sie hat mich geheiratet, als ich noch ein mittelloser Student war: Geld war ihr nie wichtig. Wenn morgen alles weg wäre, wären wir noch immer zusammen glücklich.

Streiten Sie sich jemals?
Wir streiten uns nie, aber das liegt daran, dass wir bei allen Unterschieden beide sehr friedliebend sind. Ich glaube, Streit ist Energieverschwendung. Wir sind beide im Grunde Optimisten. Sie ist noch etwas realistischer als ich, ich bin der Träumer. Marjorie sagt immer, ich sei wie ein Lipizzaner-Hengst: Entweder ich renne, oder ich schlafe. Sie ist ruhiger, und so ergänzen wir uns perfekt.