Ihre Wurzeln liegen tief im Engadin

Enge Bande halten die Familie der TV-Moderatorin zusammen. Regelmässige Treffen im Campell’schen Hotel im Bündnerland gehören deshalb dazu.

Der Zug schlängelt sich durchs enge Tal, hält in Cinuos-chel/Brail im Oberengadin – aber nur auf Verlangen. Beim Aussteigen sieht der Reisende steile, bewaldete Berge auf beiden Seiten, auf den höchsten liegt Schnee. Ein grosses Haus am Strassenrand sticht ins Auge: Das Hotel Veduta am Eingang des 150-Seelen-Dorfs Cinuos-chel.

In diesem Betrieb ist SRF-Moderatorin Annina Campell (32) aufgewachsen. Zusammen mit ihren Brüdern Cla Duri (34) und Gudench (31), der das «Veduta»  in dritter Generation führt. Er hat es 2014 von seinen Eltern übernommen. Mutter Christine (64) schmiss den Laden hauptsächlich und zog nebenbei die drei Kinder gross. Vater Riet (62) war und ist als Direktor von Swiss Snowsports in Bern tätig und bleibt unter der Woche in der Regel in der Hauptstadt. Wohnen tun er und Christine weiter oben, hinter dem Hotel. Seit Gudench den Betrieb führt, hat sich nicht viel geändert, und das ist auch gut so: «Ich möchte die Traditionen des Hauses beibehalten: einheimische Gerichte servieren und den Sozialaspekt, den das ‹Veduta› als Dorfbeiz und Treffpunkt hat, erhalten.»

Auch die eng verbundene Familie Campell schätzt es, im «Veduta» einen Ort zu haben, an dem sie sich treffen können. «Jeder von uns hat sein Zimmer und kann jederzeit kommen. Und mit dem Restaurant ist die Infrastruktur perfekt», sagt Annina. Dabei geht es nicht einmal unbedingt darum, immer die ganze Familie zu versammeln. Alle Campells haben einen engen Bezug zur Gegend und finden jederzeit Anschluss zu den Gästen aus dem Tal. «Man kann morgens zum Kaffee runterkommen und trifft stets jemanden, den man kennt, Leute, mit denen man langjährige Verbindungen hat», sagt Cla Duri, der wie Annina in Zürich wohnt und in einer Werbeagentur arbeitet.

Alle drei Kinder haben von klein an im Hotel mitgeholfen. Riet ist sicher, dass dies dazu beigetragen hat, dass seine Tochter so locker vor der Kamera agiert: «In einem Gastrobetrieb lernt man, auf die unterschiedlichsten Leute zuzugehen. Das muss man können in diesem Beruf – an jedem Tisch sitzt jemand anderer, man muss fähig sein, mit jedem ins Gespräch zu kommen.»

Es ist allerdings purer Zufall, dass Annina heute als Moderatorin arbeitet. Nach ihrem Studium hatte sie eine Stelle bei einer Produktionsfirma erhalten. Bei späteren Engagements moderierte sie die produzierten Beiträge zusätzlich. Über Red Bull TV ist sie schliesslich bei SRF als Aussenmoderatorin von «SRF bi de Lüt – live» gelandet. Inzwischen präsentiert sie immer wieder Spezialsendungen wie den Themenabend zur Klimaerwärmung «+3 Grad» (29.11., 20.05 Uhr, SFR 1) und ist seit 2016 Moderatorin von «Telesguard», der rätoromanischen Informationssendung (Mo–Fr, 17.40 Uhr, SRF 1).

Für «Telesguard» erhält Annina die meisten Zuschauer-Rückmeldungen. «Diese Sendung ist unglaublich wichtig für alle Rätoromanen. Auch solche, die nicht mehr in Graubünden wohnen.» Ohne die Hilfe ihrer Mutter ginge es allerdings nicht. «Meine Arbeitszeiten sind so unregelmässig, dass ich mein 2½-jähriges Töchterchen Anna Nina nicht in eine Krippe geben kann. Mein Mami holt jetzt nach, dass sie voll für ein Kind da sein kann. Und wenn Papi dann pensioniert ist, rechne ich fest damit, dass er auch zum Enkelhüten kommt», meint sie grinsend in Richtung Riet. Einer der vielen Momente, in denen Familie Campell unisono in Gelächter ausbricht und ein Spruch den anderen jagt: Mit dieser Aussage in schriftlicher und veröffentlichter Form sei der Vater genötigt, sich seiner Verantwortung als Opa zu stellen, frohlocken Cla Duri und Gudench. Nicht nur Annina lernte im Gastrobetrieb, schlagfertig zu sein.