«Ich möchte meinen Grossvater stolz machen»

Seine Chancen, für die Schweiz den «Eurovision Song Contest» zu gewinnen, stehen gut. Aber genau das setzt ihn unter Druck – sowie sein Wunsch, den Opa glücklich zu machen.

Neuer Anlauf, neues Glück? Für Gjon’s Tears (22) scheint das zu stimmen! Am 22. 5.  (21 Uhr, SRF 1) vertritt der Sänger aus Broc FR die Schweiz am «Eurovision Song Contest» (ESC) in Rotterdam. Vorausgesetzt, er meistert das Halbfinale zwei Tage zuvor. «Ich freue mich und bin aufgeregt, dass es nun endlich vor Ort klappt», sagt er zur GlücksPost.

Denn: Schon 2020 hätte er in die Niederlande reisen sollen. Mit seinem damaligen Song «Répondez-moi» lag er in der Gunst des Publikums weit vorne. Doch dann kam Corona, die Veranstaltung wurde abgesagt. «Das hat mich frustriert, da ich die Live-Erfahrung unbedingt machen wollte», erinnert sich Gjon Muharremaj, wie er bürgerlich heisst. Nun tritt er erneut an – mit seinem neuen Lied «Tout l’univers».

Und auch dieses hat beste Chancen auf den Sieg! Aktuell steht er bei den Wettquoten fast ganz oben. «Das freut mich, es lastet aber auch viel Druck auf mir», sagt der Nachfolger von Luca Hänni (26), der 2019 auf Rang vier landete. Er wünscht sich darum, dass die Leute ihre Erwartungen eher klein halten. «Ein Platz in den Top 3 wäre aber toll!»

Letzteres ist dem Sänger mit der starken Kopfstimme, der u. a. bei «The Voice France» teilnahm, nicht nur wegen seiner Karriere wichtig, sondern auch wegen seinem Grossvater Hamit Leskaj (75). Von ihm hat er seinen Künstlernamen, weil er ihn als Achtjähriger mit einer Elvis-Presley-Imitation zu Tränen rührte. «Er bedeutet mir sehr viel, ich möchte ihn stolz machen», sagt Gjon, der albanisch-kosovarische Wurzeln hat und in einer umgebauten Garage neben seinem Elternhaus lebt. Vor allem, da er ihn nicht oft sehe. «Er wohnt in Kanada, wir telefonieren aber sicher einmal pro Woche.»

Ob sein Opa auch so musikalisch ist? «Nein, aber seine Tochter, also meine Tante», verrät Gjon, der eine Ausbildung zum Primarlehrer begann, diese bisher jedoch nicht beendete, obwohl es seiner Mama Elda (46) lieber gewesen wäre. Sie sei eine erfolgreiche Opernsängerin gewesen, hörte aber auf, weil sie Mutter wurde. Gjon: «Mein Opa hat sie zuvor stets ermutigt, Musik zu machen.» Er lächelt und ergänzt: «Vielleicht will er darum so gerne sehen, wie sein Enkel es nun in der Musikindustrie schafft?»

Und der ESC ist die perfekte Gelegenheit dafür! Hat er keine Angst, dass er nach der Show in Vergessenheit gerät, so wie viele Künstler zuvor? «Klar, es ist eine riesige Szene, es ist schwer, sich da hervorzuheben», sagt Gjon. Aber es habe sie gegeben, die Leute, denen das gelang. «Ich hoffe, dass es für mich auch so wird!»