Barbara Schilliger
«Ich fühle mich nie allein, Kurt ist bei mir»
Am 4. Oktober hätte der Moderator den 70. Geburtstag feiern können. In Erinnerung an Kurt Zurfluh trafen wir seine Partnerin und seinen Freund Carlo Brunner.
Es ist ein wunderschöner Herbsttag. Wir treffen Barbara Schilliger (56) und Carlo Brunner (64) im Pavillon am See in Weggis LU. Sie sitzen vertraut nebeneinander, plaudern angeregt, blicken dann wieder wehmütig in die Ferne. Freundlich werden die beiden von Passanten und Einheimischen gegrüsst. Man kennt den Ländlerkönig und die Lebenspartnerin des verstorbenen Kurt Zurfluh († 67) im Rosendorf. Es war jahrelang die Heimat des beliebten Radio- und TV-Moderators. Und Barbara, die Inhaberin eines Coiffeurgeschäftes, lebt auch weiterhin dort, wo sie mit ihrer grossen Liebe glücklich war.
Der Pavillon am See hat im Zusammenhang mit Kurt Zurfluh eine besondere Bedeutung. Dort findet seit Jahren das «Heirassa-Festival» statt, das der Volksmusikkenner moderierte und in dessen OK er tätig war. Dort verabschiedete er sich am 30. Juni 2012 mit einer Spezialsendung «Hopp de Bäse» von seinem TV-Publikum und ging danach in Frühpension. Und auf dieser Bühne fand fünf Jahre später die bewegende Gedenkfeier für den überraschend verstorbenen Innerschweizer statt. «Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an Kurt denke, an gemeinsame Begebenheiten und Erlebnisse, an unsere wundervollen Reisen», sagt Barbara Schilliger.
Auch Carlo Brunner denkt oft an seinen Freund. Kurt fehle ihm als Mensch, und er vermisse sein Lachen. Immer wieder holen ihn die Erinnerungen an den 15. April 2017 ein. Diesen Tag werde er nie mehr in seinem Leben vergessen. «Kurt reist mit mir nach Kuba in die Ferien und stirbt dort in meinen Armen an einer Lungenembolie. Unvorstellbar, ein Riesenschock», erzählt der Musiker aufgewühlt. Tröstlich sei für ihn bis heute, dass er in Frieden und ohne zu leiden von dieser Welt gehen konnte.
«Kurt hat sich den Tod immer genau so gewünscht. Mitten aus dem Leben, auf einer Reise», sagt Barbara. Der unglaubliche Einsatz von Sandrina, der Tochter von Brunners Lebenspartnerin Erika, machte es möglich, dass sie nur wenige Stunden, nachdem sie von Kurts Tod erfahren hatte, nach Kuba fliegen konnte. «Ich durfte ihn nochmals sehen und mich persönlich von ihm verabschieden, dafür bin ich unendlich dankbar.» Das Bild, das ihr von Kurt im Kopf bleibe, sei schön, sie könne es nicht anders sagen. Sie hätten damals alle viel geweint und getrauert, aber auch gelacht. Die vier Tage in Kuba seien für sie in der ersten Phase der Verarbeitung prägend gewesen. «Carlo, seine Familie und ich wurden durch diesen Schicksalsschlag Freunde für die Ewigkeit. Ich habe von ihm damals so viel Halt erfahren. Das vergesse ich nie», erzählt Barbara Schilliger weiter.
Die Luzernerin vermisst ihren geliebten Kurt jeden Tag. «Die 13 Jahre mit ihm waren für mich eine positive, intensive und wertvolle Lebensschule.» Die Erfahrungen, die sie gemacht habe, hätten sich tief in ihr Herz eingebrannt, erzählt sie. «Er fragte immer: ‹Ist es wichtig?›, wenn ich mich wieder über etwas genervt habe.» Carlo Brunner schmunzelt und nickt zustimmend.
Wir sitzen inzwischen im Gartenrestaurant des Hotels Gotthard in Weggis. Barbara hat für Carlo und sich je ein Glas Prosecco bestellt. «Wir stossen auf Kurt an. Und das werden wir auch am 4. Oktober tun», sagt sie. An diesem Tag hätte er seinen 70. Geburtstag gefeiert. Sie begleitet Brunner und seine Musiker auf ihrer traditionellen Flussfahrt, auf der Kurt Zurfluh früher immer als Moderator dabei war. Es sei auch eine Reise zu seinen Ehren. «Wir werden am Morgen früh auf Deck Blumen in die Rhône werfen und dann ein Glas auf Kurt trinken», sagt sie.
Barbara Schilliger hält einen Moment inne und schaut einem kleinen weissen Schmetterling nach. «Das war Kurt, er weiss, dass wir hier sind.» Die attraktive Frau wirkt stark und positiv. Sie werde im Alltag häufig auf Kurt angesprochen, und das sei ein schönes Gefühl. Der Name dürfe ihr gegenüber fallen, ohne dass sie in Tränen ausbreche. «Mich gibt es nur mit Kurt. Für mich ist er irgendwo noch da und begleitet mich», erzählt sie. Sie gehe auch oft zu seinem Grab. Es sei ihr wichtig, dass dort immer Kerzen brennen und frische Rosen in der Vase stehen. «Ich bin gerne dort. Es ist eine Art Zufluchtsort für mich. Ich fühle mich nie alleine, Kurt ist bei mir», sagt Barbara leise.