«Hier können wir den Alltag hinter uns lassen»

Weit weg vom Trubel: Im Glarnerland hat der Moderator mit seiner Frau einen geheimen Rückzugsort, wo sie abschalten können. Und etwas mehr Ruhe wünscht er sich auch für seine berufliche Zukunft.

Welch toller Empfang! Linzertorte und Kaffee servieren Röbi Koller (63) und Esther Della Pietra (58) auf ihrer Terrasse – den herrlichen Blick ins Tal und in die Berge gibt’s obendrauf. Wir sind in Braunwald im Glarnerland: idyllisch, autofrei und daher wunderbar ruhig. Hier besitzen der Mo­derator von «Happy Day» und seine Frau, Teamleiterin Regie bei SRF, ein Ferienhaus. «Es ist unser Rückzugsort und ein cooler Kontrast zu unserem Leben in Zürich», sagt Esther Della Pietra, die sich danach kurz verabschiedet, um den Fotografen am Bahnhof abzuholen. «Ja, wir kommen wirklich gerne her», bestätigt Röbi Koller.

 

GlücksPost: Warum gerade Braunwald?

Röbi Koller: Esther ist seit ihrer Kindheit mit dem Dorf verbunden, war hier ein paar Mal im Ferienlager. Und ich verbrachte schon mit meiner ersten Frau und meinen beiden Töchtern hier Ferien. Seit 2015 moderiere ich im BSINTI, dem Kulturcafé, einen Talk. Seither haben wir regelmässig die Wohnung von Freunden gemietet.

Seit 2019 besitzen Sie aber dieses Ferienhaus.

Ja, wir hatten riesiges Glück: Eigentlich haben wir keines gesucht, aber es hat uns gefunden. Wir sind zufällig auf die Anzeige gestossen, und alles passte. Mit einem Freund, der auch in Zürich im gleichen Haus wohnt, haben wir es dann gekauft. Ihm gehört die Einleger-Wohnung.

Und wie oft sind Sie hier?

So oft wie möglich, ich kann das nicht in Zahlen sagen. Ab und zu kommen wir nur einen Tag oder ein Wochenende hoch. Dazu sicher zwei-, dreimal im Jahr für eine oder zwei Wochen.

Und tun dann was?

Wir geniessen im Winter wie im Sommer vor allem die Natur: Schneeschuh laufen, Langlauf, wandern. Auch rund ums Haus gibt’s immer was zu tun. Esther kümmert sich um den Garten, ich bin eher fürs Handwerkliche zuständig.

Apropos Esther: Sie haben ein Jubiläum – 25 gemeinsame Jahre.

Ja, es kommt mir gar nicht so lange vor. Es war auch beruflich eine unglaublich intensive Zeit – für uns beide. Am Anfang habe ich noch «Quer» moderiert, dann «Happy Day», zeitweise sogar parallel zum «Club». Und sie hat als Regisseurin viel erreicht und erlebt. Diese berufliche Erfüllung spielt natürlich auch ins Private hinein. Es macht einen zufrieden. Wir haben ein tolles Umfeld, keine grösseren gesundheitlichen Probleme, finanzielle Sicherheit. Was soll man da jammern?

Trotzdem ist das keine Garantie, dass es funktioniert.

Nein. Ich glaube, es ist wichtig, eine Beziehung ernst zu nehmen,  immer daran zu arbeiten, einfach  zu wissen, was man am anderen hat. Und man muss es aushalten können, wenn es mal Chriz gibt oder chlöpft. Das ist normal.

Wann gibt’s das denn bei Ihnen?

Wir arbeiten im gleichen Metier, da kommt es vor, dass einer von uns es besser wissen will als der andere. Aber gleichzeitig ist es schön, dass jeder immer genau weiss, wovon der andere spricht.

Was macht Sie sonst noch zum perfekten Paar?

Ich habe nie gesagt, dass wir perfekt sind (lacht). Aber ich glaube, was hilft, sind die gemeinsamen Interessen: Musik, Theater, Filme, Bücher, Reisen, Freude an der Natur, und wir sitzen gerne mit Freunden an einem reich gedeckten Tisch. Es gibt ja Paare, die total unterschiedliche Dinge mögen. Das kann ich mir nicht vorstellen.

Auch wenn die beiden nicht perfekt sind, irgendwie scheinen sie doch nahe dran zu sein. Die Gründe, dass es mit ihnen seit 25 Jahren klappe, beschreibt Esther Della Pietra später ganz ähnlich: «An einer Beziehung muss man einfach arbeiten. Es ist nicht immer Sonntag», sagt sie. «Wir haben nicht immer die gleiche Meinung, den gleichen Geschmack. Gott sei Dank!» Am Ende zähle das Grundgefühl. Man müsse sich sicher und geborgen fühlen.

 

Zu Hause sind Sie beide in Zürich. Da dürfte diese Landidylle pure Entspannung sein.

Röbi Koller: Absolut, es ist ein Abschalten. Schon im Zug – wir haben kein Auto – können wir langsam runterfahren. Bis zu unserem Haus laufen wir dann noch eine halbe Stunde, und wenn wir schliesslich hier sind, liegt der Alltag schon weit hinter uns.

Fehlt Ihnen die Langsamkeit, die hier herrscht, in der Stadt manchmal?

Das kann ich so nicht sagen. Durch die Pandemie hat sich generell alles verlangsamt, auch unten. Das tat gut und machte mir bewusst, dass man dies mehr pflegen sollte – mehr hier hoch kommen, sich Zeit nehmen, einfach mal loslassen.

Hat das geklappt? Waren Sie tatsächlich öfter in Braunwald?

Ja. Manchmal haben wir auch hier Homeoffice gemacht. Oder nur einer von uns: Obwohl wir eine grosse Wohnung haben, hört man den anderen ja doch immer, bekommt die Telefonkonferenzen mit. Gerade weil wir im selben Metier arbeiten, tut da etwas Abstand manchmal gut.

Wie haben Sie die Pandemie mental erlebt?

Was soll ich sagen: Ich empfinde diese Einschränkungen als nicht so unangenehm, dass ich mich dagegen wehren würde. Sie sind notwendig. Ich begreife Leute nicht, die eine Maske als Verletzung der Grundrechte an­sehen. Das ist ein Affront gegenüber Menschen in Ländern, die harte Einschränkungen ertragen müssen oder an Leib und Leben bedroht sind.

Und dass Sie weniger Arbeit hatten, etwa durch abgesagte Moderationen, war kein Problem?

Nein. Ich muss ehrlich sagen: Ich möchte auch gar nicht mehr auf das Level von vorher zurück. Für mich ist das eine schöne Vorstufe, um es etwas ruhiger angehen zu lassen. Wenn ich meine Agenda von vor fünf Jahren anschaue, dann wird mir schwindelig.

Wobei sie immer noch ziemlich voll ist …

Das schon. Neben «Happy Day» moderiere ich noch etwa 10- bis 15-mal im Jahr auf SRF 2 die Radiosendung «Musik für einen Gast», dazu schreibe ich monatlich ein Porträt für die Ostschweizer Seniorenzeitschrift «Activ & Life», begleite Fernreisen, wobei es da natürlich auch eine Pause gab. Und ich arbeite an einem weiteren Buch. Aber da sage ich noch nicht mehr dazu. Es erscheint dann zu meiner Pensionierung.

Nächstes Jahr werden Sie 65 Jahre alt. Machen Sie sich da über den Ruhestand Gedanken?

Natürlich. Aber ich weiss nicht, wann es dann effektiv ein Ruhestand wird. Ich denke, der wird sich langsam ergeben, da ich ja selbständig arbeite. «Happy Day» läuft vorläufig auch weiter.

Wissen Sie, wie lange?

Nein, aber so lange es gut ankommt, freue ich mich, wenn wir weitermachen.

Es kommt nicht nur gut an, es liefert SRF Traumquoten. Was begeistert Sie nach 14 Jahren noch so sehr?

Auch wenn die Überraschungen sich vielleicht manchmal ähneln:  Es sind immer wieder neue Menschen mit ihren Geschichten. Und wie sie mit Schicksalsschlägen umgehen, trotzdem kämpfen, das ist vorbildlich. Wenn ich nur halb so viel Leid hätte erfahren müssen … ich weiss nicht, ob ich das alles ausgehalten hätte. Sie haben es verdient, dass wir ihnen unsere Aufmerksamkeit schenken.

Was können wir am 4. September erwarten?

Wir haben zum Beispiel eine Familie mit einer Reise nach Kreta überrascht – eine Art Mini-Ausgabe unseres «Ferienfliegers», den wir in der Vergangenheit hatten. Die Frau ist schwer krank und wollte, dass ihre Kinder mal das Meer sehen können. Es war sehr berührend. Dann tritt Loco Escrito im Star-Duett auf, Adrian Stern ist dabei – und vieles mehr. Ach ja, und hinter den Kulissen haben wir natürlich die beste Regisseurin des Schweizer Fernsehens: Esther Della Pietra! (Lacht.)