«Getrennt von Mirka schlafen? Niemals!»

Das Leben neben dem Court, nach der Karriere wird immer wichtiger für den Maestro. Dass seine Familie und vor allem Ehefrau Mirka dabei die zentrale Rolle spielen werden, verdeutlicht er in einer romantischen Äusserung.

Er hat keinen bestimmten Zeitpunkt für seinen Rücktritt geplant. Das will Roger Federer (37) auch gar nicht. Er spielt, weil es ihm Spass macht. Und solange er so gut in Form ist, kann er das auch locker tun. «Was ich an meiner Karriere mag, ist, dass niemand weiss, was passieren wird», sagt er in einem Interview mit der «Sunday Times». «Zwei Jahre sind nicht viel im Leben vieler Menschen. Aber für mich ist der Unterschied zwischen 37 und 39 sehr gross. Es kommt darauf an, wie ich spiele, wie sich mein Körper anfühlt. Ich weiss, ich werde weiterhin spielen – auf Club-Niveau mit meinen Kindern. Aber darüber hinaus – wer weiss?»

Federer glaubt nicht, dass er besonders gesegnet ist mit Super-Genen. Seine Eltern sind zwar beide noch sehr aktiv, spielen regelmässig Golf. «Doch mein Vater hatte ständig Probleme mit Rücken, Knie und Schultern. Aber meine Mam ist superfit. Ich glaube, ich hatte einfach Glück am Anfang meiner Karriere und musste mich nicht schon mit 20 Jahren operieren lassen.»

Trotz allem – er macht Pläne. So hat er sich kürzlich einen alten Bus aus dem Jahr 1960 gekauft.

Er freut sich jetzt schon darauf, damit auf Reisen zu gehen. Anstatt wie jetzt mit dem Flugzeug von Stadt zu Stadt zu fliegen, möchte er Länder richtig entdecken, bei langen Fahrten durch Europa. «Ich möchte all die Städte und Länder noch einmal bereisen, in denen ich als Tennisspieler bereits war – ganz entspannt und ohne den Druck, den der Sport mit sich bringt.»

Seine Familie wird natürlich auch in Zukunft das Wichtigste sein für ihn. Momentan haben die Kinder noch einen Privatlehrer, der mit Federers um den Erdball reist. Dass das ständige Touren mit einem solch grossen Tross nicht immer einfach ist, versteht sich von selbst. Ein romantischer Grundsatz ist für den Tennis-Champ jedoch unverhandelbar: «Ich würde nie getrennt von meiner Frau schlafen wollen.» Sie hätten zwar immer Kinder haben wollen, er habe Mirka (40) aber immer gesagt: «Mein ursprünglicher Traum war es, mit dir zusammen zu sein. Und nicht in einem anderen Bett, in einem anderen Zimmer. Ich würde die Nacht lieber mit weinenden Kindern verbringen als ohne meine Frau.» Welch zauberhafte Liebeserklärung an seine Liebste! 

Wenn seine neunjährigen Zwillingsmädchen Myla und Charlene bald nach eigenen Instagram-Auftritten schreien würden oder gar Jungs in ihrem Alter treffen möchten, wäre er ganz auf ihrer Seite. «Ich war auch ein Kind, das immer die Grenzen ausloten musste.» Am Anfang seiner Karriere sei er berüchtigt gewesen für seine Wutanfälle. Weil er einen Vorhang auf der Seite eines Courts mit einem zerschmetterten Racket aufgeschlitzt hatte, musste er sogar eine Woche lang die Toiletten des Tennis Centers putzen. Unvorstellbar bei seinem heutigen, distinguierten Auftreten! Das habe sich jedoch nicht erst mit dem Vaterwerden geändert. «Ich brauchte keine Familie, um auf den Boden zu kommen. Ich war schon sehr gut unterwegs vor zehn Jahren mit meiner Frau und meinem Team. Natürlich muss ich mich als Vater noch mehr zügeln, darf mich nicht lange von einer Niederlage aus der Fassung bringen lassen. Ich möchte nicht, dass meine Kinder denken: ‹Jetzt ist Papa schlecht drauf, weil er in den Halbfinals gegen Zverev verloren hat.›»

Seit letztem Sonntag steht Federer wieder im Rampenlicht bei den ATP Finals in London, an denen jeweils die acht bestplatzierten Spieler der Weltrangliste gegeneinander antreten. Es könnte Federers hundertster Titel werden. Doch darüber mag er gar nicht gross nachdenken. Er wird wie immer sein Bestes geben. «Das Einzige, was mir wirklich etwas bedeutet, sind meine Frau, meine Kinder und meine Freunde. Tennis? Grossartig! Wenn ich weiter gewinne – fantastisch. Wenn nicht, ist trotzdem alles in Ordnung.»