Für ihre geliebte Mama in «Halbquarantäne»

Sie soll nicht alleine zu Hause sein müssen! Damit ihre betagte Mutter regelmässig Gesellschaft hat, schottet sich die Alt-Bundesrätin mit ihr ab. Beide geniessen die gemeinsame Zeit.

Viele alte und ältere Leute sitzen derzeit einsam zu Hause. Sie gehen nicht nach draussen. Weil sie zur Gruppe mit dem höchsten Risiko gehören, fürchten sie eine Ansteckung mit dem Corona-Virus. Glück hat Ruth Leuthard (88): Ihre Tochter, Alt-Bundesrätin Doris Leuthard (57), hat sich mit ihr in Isolation begeben, um für sie da sein zu können. Mit ganz wenigen Ausnahmen – wie der Teilnahme am «Club» bei SRF letzte Woche – bewegt sich die Politikerin nur zwischen ihrem Haus und dem benachbarten Zuhause ihrer Mutter. Alles Berufliche erledigt sie im Homeoffice. «Sie kommt ‹all ander Tag› zum Turnen mit mir und bringt immer neue Übungen mit», erzählt die Witwe der GlücksPost.

Für die rüstige und gesellige Seniorin war die Abgeschiedenheit anfangs schwierig: «Ich habe gerne Menschen um mich, erhielt oft Besuch. Und dann sass ich plötzlich da, musste alleine essen. Das machte mir am meisten zu schaffen, das war hart.» Sie habe sich jedoch daran gewöhnt und komme jetzt gut mit der Situation zurecht. Dennoch vermisst sie ihre Jassrunde und den wöchentlichen Kirchbesuch.

Neben dem Turnen arbeitet sie mit ihrer Tochter gerne im Garten. «Wir können bereits die ersten Salate ernten», freut sie sich. Ruth Leuthard kocht immer noch selbst: «Das gibt einem etwas, man muss hirnen.» Mit den nötigen Dingen versorgen sie ihre drei Söhne. «Manchmal kommt einer von ihnen zum Kaffee. Dann sitzt halt jemand am oberen und der andere am unteren Ende des Tisches.»

Sie weiss, welches Glück sie hat, dass sich die Familie so um sie kümmert. «Ich habe schon Anrufe von Bekannten erhalten, die im Altersheim sind und einfach niemanden haben. Sie brauchten jemanden zum Reden.» Der Gedanke, selbst in einer solchen Situation zu sein, ist schlimm für sie: «Ich möchte meine letzten Tage weder im Spital noch im Heim verbringen. Deshalb wäre es mir gleich, wenn ich das Virus bekäme, da wüsste ich wenigstens, woran ich sterbe. Ich würde dann aber auch nicht behandelt werden wollen.» Sie habe ein wunderschönes Leben gehabt. «Man sollte zufrieden und dankbar sein.» Ihre Tochter höre solche Worte gar nicht gern. «Sie sagt: ‹Mama, so was darfst du nicht sagen, ich brauche dich!›»