Führte er eine Doppelehe?

Eine Biographie über seinen Werdegang lehnte der Entertainer stets ab. Aus gutem Grund: In seinem Leben gab es zu viele Geheimnisse. Eine offene Frage ist nun gelöst: Warum er die Heirat mit seiner zweiten Frau falsch datierte!

Unter der Überschrift «Wir sind die grosse Liebe» liessen Vico Torriani (†1998) und Ehefrau Evelyne (†2010) am 8. Mai 1989 von der «Schweizer Illustrierten» ihren 37. Hochzeitstag feiern. Am 21. Februar 1990 erzählte das Traumpaar im «Blick» davon, wie seine Ehe seit 39 Jahren funktioniert. Kurt Felix (†) datierte die Heirat in seinem Nachruf auf den Entertainer im «Blick» mit 1951.Kurios: Laut der«Schweizer Illustrierten» haben sich Vico und Evelyne 1952 das Ja-Wort gegeben. So steht es auch auf Wikipedia. Gemäss den «Blick»-Artikeln soll die Hochzeit 1951 stattgefunden haben. Es gibt unzählige weitere Beispiele, in denen das Datum der Eheschliessung mal mit 1951, mal mit 1952 angegeben wird.Doch es wird noch verworrener: Vicos ältesten Sohn Jürg (72) aus erster Ehe plagen die vielen offenen Fragen in seinem Lebenslauf sowie dem seines Vaters nach wie vor (die GlücksPost berichtete). Er hat recherchiert und sich Vicos Familienschein besorgt. Darauf ist ersichtlich: Die Scheidung von Jürgs Mutter Raymonde (†) ging erst am 11. Januar 1955 über die Bühne. Also vier – oder drei – Jahre nach der angeblichen Heirat mit Evelyne.Führte der berühmte Engadiner etwa eine Doppelehe? Das wäre kaum möglich gewesen, die Behörden führen schliesslich Buch. Ein weiteres amtliches Dokument, das Jürg gefunden hat, bringt Licht ins Dunkel: Es ist der Ehevertrag zwischen seinem Vater und seiner zweiten Frau. Darin steht: «Wir haben uns am 11. Mai 1955 in Hendon (England) verehelicht.»

Keine Doppelehe also. Weshalb dann die falschen Angaben gegenüber der Öffentlichkeit? Die einzige plausible Antwort: Vico wollte seine Tochter Nicole (67) schützen. Das erste Kind aus der Verbindung mit Evelyne kam 1953 zur Welt – zu einer Zeit, als Vico nachweislich noch mit Raymonde verheiratet war. Somit ist Nicole ein aussereheliches Kind.

Dazumal eine Schande, vor der die Eltern ihre Tochter und sich selbst schützen wollten. Nicole Kündig-Torriani bestätigt dies in der von ihr mitgeschriebenen Biographie über ihren Vater. Deshalb die heimliche Vermählung im fernen England, wo niemand wusste, wer der Mann mit dem südländischen Charme ist, und er den «Tolggen» im Reinheft seines Lebens beseitigen konnte. In der Heimat, so hoffte er zu Recht, würde niemand an seinen Angaben zweifeln.

Und zu seinem Glück hatte Raymonde das Kapitel Vico für sich abgeschlossen und kein Interesse, jemandem zu verraten, dass hier etwas nicht stimmte.