«Francine Jordi? Dazu äussere ich mich nicht!»

Für den Schlagersänger und Moderator geht eine Ära zu Ende: Am nächsten Samstag wird er zum letzten Mal durch den «Musikantenstadl» führen, dessen Aushängeschild er seit 2006 war.

Nach seinem Rauswurf beim «Musikantenstadl» spricht Andy Borg (54) erstmals ausführlich und offen über die Jahre als Moderator des «Musikantenstadls». Über seine Enttäuschung, über seine Pläne und über seine Nachfolger. Und wie sehr er die Zeit im «Stadl» genossen hat.

GlücksPost: Wie geht es Ihnen?
Andy Borg: Ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich war kürzlich mit meiner Frau Birgit auf einer «Musikantenstadl»-Kreuzfahrt in Spanien. Wir haben, zusammen mit vielen Fans, wunderbare Tage verbracht. Aber eigentlich hätte ich mich auf meine letzte Sendung vorbereiten sollen.

Sie findet ja in der wunderschönen Arena von Pula in Kroatien statt. Macht sich schon Wehmut breit?
Ich bin zweigeteilt in meinen Gefühlen. Erstens finde ich es wahnsinnig schön, die Sendung in einer solch faszinierenden Umgebung präsentieren zu dürfen. Zweitens aber weiss ich nicht, was mich dann bewegt, wenn ich laut Drehbuch nur noch einen Satz zu sagen habe.

Inwieweit haben Sie den Rausschmiss verkraftet?
Die Enttäuschung war natürlich sehr gross. Auch, weil ich mir keiner Schuld bewusst war. Ich finde, der traditionelle «Stadl» und ich, das war eine Symbiose. Mit der Zeit ist der Schmerz aber abgeklungen. Gerade in den zurückliegenden Monaten habe ich Schönes erleben dürfen.

Zum Beispiel?
Ich habe unzählige Briefe, E-Mails, Telefonate und aufmunternde Worte von Zuschauerinnen und Zuschauern erhalten. So etwas habe ich in dieser Intensität selten erlebt. Eine ältere Dame hat mir gesagt: «Herr Borg, wenn ein Türchen zugeht, öffnet sich bestimmt ein grosses Tor.» Da fühlt man sich schon gebauchpinselt. Wissen Sie, ich habe gewusst, dass ich in der Branche ein bisschen berühmt bin, aber dass ich so beliebt bin, das ist mir erst jetzt bewusst geworden. Und es macht mir Freude!

Spürten Sie schon länger, dass Sie beim «Stadl» auf der Abschussliste waren?
Ach, das Damoklesschwert hing schon lange über dem «Stadl». Das ganze Hin und Her mit den Verträgen, die Gespräche über den Programminhalt. Diese Sendung ist schwierig, weil drei Fernsehanstalten mitreden können und wollen. Wir haben über alles diskutiert. Zum Beispiel war auch die Doppelmoderation ein Thema, das wollte ich aber nicht. Dennoch, als man mir erläuterte, der «Stadl» fände zwar weiterhin, aber in Zukunft ohne mich statt, hat mich das schon schockiert.

Was hat Ihnen geholfen, sich ­wieder aufzubauen?
Ich habe mir überlegt: Neun Jahre durftest du das machen. Die Quoten sind zwar etwas hinuntergegangen, aber das ist bei allen Sendungen so. Ich habe nichts falsch gemacht. Ich bin stolz darauf, dass Millionen von Zuschauern denselben Musikgeschmack haben.

Fühlten Sie sich von den «Stadl»-Verantwortlichen am Schluss schlecht behandelt?
Sagen wir es so: Man hat mir menschlich nicht den wünschenswerten Respekt entgegengebracht. So empfinde ich es zumindest.

In Pula geht Ihre «Stadl»-Zeit zu Ende …
… ich hätte schon früher aufgehört.

Wieso?
Da gab es jene Woche, in der tragische Sachen passiert sind. Den Germanwings-Absturz, der Tod von Karl Moik und just an jenem Samstag, als Karl beerdigt wurde, fand der «Stadl» statt. Es wäre eine allerletzte Hommage an den Gründer gewesen, hätte man damals auch den «Musikantenstadl» beerdigt.

Könnte die positive Seite des «Stadl»-Endes nun die Tatsache sein, dass von Ihnen sehr viel Druck abfällt?
Das sehen Sie goldrichtig. Eine so grossartige und beliebte Samstagabend-Show moderieren zu dürfen, hat sehr viel Spass gemacht.Die Redaktionssitzungen, die unterschwellige Anspannung vor einer Sendung, das ist jetzt vorbei. Wenn ich früher an die diversen «Stadl»-Orte kam und die grossen Übertragungswagen sah mit den vielen Technikern, die mich angeschaut haben, dachte ich immer: «Andy, das passiert hier alles auch nur wegen dir. Du musst eine Supersendung hinbekommen, die Leute und deren Familien sind von dir abhängig. Sie erwarten von dir, dass du einen guten Job machst.»

Jetzt machen Sie Ferien? Nur das, was Sie wollen?
Wo denken Sie hin! Schon während meiner «Stadl»-Zeit durfte ich auf anderen Bühnen moderieren und singen, da ändert sich nicht viel. Langweilig wird es mir sicher nicht. Ich will hinausgehen und mit meiner Musik Leuten eine Freude machen. Bis Ende Jahr bin ich in acht verschiedenen Ländern engagiert, im September darf ich in der Arena von Verona moderieren und singen. Musik ist mein Leben!

Im September flimmert der verjüngte «Stadl» über die Bildschirme. Ein paar Worte zu Ihren Nachfolgern?
Alexander Mazza kenne ich nicht persönlich und habe ihn auch nie getroffen, darum masse ich mir kein Urteil an. Zu Francine Jordi möchte ich mich nicht äussern.

Jetzt beginnt für Sie das Leben nach dem «Musikantenstadl».
Ja, und ich freue mich. Vor allem zusammen mit meiner Frau Birgit, die mich auch in schweren Zeiten immer unterstützt, getröstet und aufgerichtet hat.

Planen Sie beim letzten «Stadl» eine Überraschung?
Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Darf ich Ihnen etwas empfehlen?

Natürlich!
Schauen Sie die Sendung bis zum Schluss, dann wissen Sie es. Und drücken Sie mir die Daumen!