«Familie und Gesundheit – das zählt wirklich»

Zwei Operationen am Knie, eine schwierige «Trennung» während der Isolation: Der Tennis-Star hatte zuletzt mit unschönen Situationen zu kämpfen. Aber es gibt auch immer wieder Lichtblicke, die er sehr zu schätzen weiss.

Was für ein Jahr für die Welt, für die Schweiz, für jeden einzelnen Menschen. Und was für ein Jahr auch für Roger Federer (39) – nicht nur wegen Corona! 2020 war noch jung, als er glücklich verkündete: «Ein Traum ist wahr geworden!» Das war im Februar nach «The Match in Africa»: Tennis für den guten Zweck in Südafrika, der Heimat seiner Mutter Lynette. Auch sie schwärmte: Es sei für die ganze
Familie ein spezieller Moment.

Bald darauf aber stand Rogers Leben kopf. «Mit dem Corona-Virus und zwei Knie-Operationen musste ich mir wirklich überlegen, ob ich noch weitermachen will», sagte Federer im Magazin «GQ». Er will. Gibt aber zu: «Es sind für alle herausfordernde Zeiten.» Die allerdings auch Schönes für ihn bereithielten. Freud und Leid ganz nah beieinander.

Die Gesundheit:

Ende Februar gibt Roger Federer bekannt, dass er sich unters Messer gelegt hat. Nach der Knie-OP zeigt er sich zuversichtlich, dass er in Wimbledon wieder auf dem Rasen stehen werde. «Ich kann es kaum erwarten, zu spielen!» Doch es kommt anders – nicht weil Wimbledon ohnehin abgesagt wird, sondern weil seine Gesundheit schon wieder streikt. Im Juni teilt er mit: «Vor einigen Wochen musste ich, nachdem ich einen weiteren Rückschlag während meiner ersten Rehabilitation erlebt hatte, einen zusätzlichen Eingriff am rechten Knie vornehmen lassen.» Gegenüber dem SRF-«Sportpanorama» sagte er kürzlich: «Klar, war ich enttäuscht und traurig. Für die erste Operation habe ich mich quasi selbst entschieden, die zweite musste ich machen.» Auf die Frage, wie es dem Knie nun gehe, meinte er: «Gut ist anders, aber es geht so gut, wie es derzeit sein kann.»

Vaterzeit zu Hause:

In vielem Negativen steckt etwas Positives, so auch für Roger Federer. Statt rund um den Globus zu jetten, kann er – neben der Rehabilitation –  sein Zuhause in der Lenzerheide voll auskosten: «Ich bin das erste Mal seit 20 Jahren mehr als fünf, sechs Wochen am Stück an einem Ort!» Belastungen wie der Jetlag durch das Reisen und der Stress vor Spielen würden wegfallen. Dafür kann er daheim oder während kleiner Ausflüge in die Bündner Bergwelt die Seele baumeln lassen. Und das geniesst er, wie Bilder auf seinem Instagram-Account beweisen.

Noch schöner als jedes Heimatgefühl: Er hat viel Zeit für Gattin Mirka und seine beiden Zwillingspaare Myla und Charlene (11) sowie Leo und Lenny (6). «Natürlich kann ich das Familienleben noch mehr und besser geniessen. Der Familie geht es gut, die Kinder halten mich auf Trab», erzählte er. Der Lockdown sei erst ein Schock gewesen, den sie aber gut bewältigt hätten. Weil plötzlich die Skilifte geschlossen wurden, kam der «Sommerplan» zum Einsatz: Velofahren, Spaziergänge etc. Und eben gerade ging es mit der Familie ins Wallis. Dort besuchten die Kinder ein Tenniscamp, organisiert von Yves Allegro, Rogers ehemaligem Doppelpartner im Davis Cup. Dieser sagte in einem Interview: «Sie haben trainiert wie alle anderen, waren perfekt integriert.» Und sie seien – kein Wunder – sehr sportlich. Zur Freude aller Teilnehmenden zeigte sich auch Roger im Camp.

Trennung auf Zeit:

Das Leben von Federer, seiner Frau und den Kindern ist normalerweise ganz eng mit jenem seiner Eltern Lynette (68) und Robert Federer (74) verknüpft. Sie unterstützen ihren Sohn, begleiten die Familie zu vielen Turnieren. Früher, um ihn spielen zu sehen. Heute vor allem wegen seiner Kinder, wie seine Mutter erklärte: «Als stolze Grossmutter möchte ich eine intensive Beziehung zu meinen Enkeln pflegen.»  Durch Corona war ganz plötzlich Schluss mit der Nähe – sicherlich eine schmerzhafte Erfahrung für beide Seiten. «Ich habe meine Eltern drei Monate lang nicht gesehen, und wir kümmern uns alleine um die Kids, tun unser Bestes», sagte Roger im Juli im US-Magazin «Miami Living». Er und Mirka hätten den Lockdown «brutal ernst» genommen, was wichtig und richtig sei. Und all das sei auch noch nicht zu Ende.

Lichtblicke:

Obwohl die Situation noch nicht ausgestanden ist, geht es bergauf. Anfang 2021 will Federer zurück im Tenniszirkus sein: «Es ist ein langer Weg, aber ich bin bereit für ihn.» Und sein Coach Severin Lüthi machte zusätzlich Hoffnung: Er glaube nicht, dass Roger 2021 zurücktrete. Und die Familie wurde mittlerweile auch wieder zusammengeführt. Das verrät Vater Robert der GlücksPost am Telefon: «Wir haben sie kürzlich gerade gesehen.» Vorerst ist das Schlimmste also überstanden. Roger Federer zieht seine Erkenntnisse daraus: «Diese komische Zeit hat uns die Chance gegeben zu reflektieren, was wirklich zählt – Familie, Freunde, Gesundheit und Zufriedenheit.»