Emotionaler Gipfelstürmer

Zum dritten Mal zieht es den Komiker für «SRF bi de Lüt – Hüttengeschichten Spezial» in die Berge. Ein Abenteuer, das zum Wechselbad der Gefühle wurde, inklusive Tränen.

Imposant thront der Grosse Mythen über dem Nebelmeer. Der Himmel ist grau, ab und an schimmern blaue Stellen durch die Wolkendecke. Manu Burkart (45) geniesst das beeindruckende Panorama auf dem Blüemlisberg im Kanton Schwyz, wo er als Botschafter des «Geissenwegs» tätig ist. Dann steigt der Nebel langsam empor und umhüllt den Divertimento-Star. «Ich liebe die Berge und die Kraft, die sie ausstrahlen – egal, welches Wetter herrscht.»

Ein Vorteil, der ihm auch bei «SRF bi de Lüt – Hüttengeschichten Spezial» zugute kommt. Am 21. Januar führt er zum dritten Mal als Moderator durch das Format. Wie in den Jahren zuvor besucht Burkart darin drei Hüttenwartinnen und Hüttenwarte, die zuvor eine Saison lang porträtiert wurden. So ging es zur Bergseehütte im Kanton Uri, zur Zapporthütte im Bündner Rheinwald und auf die Weissmieshütte im Wallis.

Gedreht wurde im September. Nicht nur das Team sei phantastisch gewesen, sondern auch die Landschaft. «Das farbige Laub der Bäume, die tiefblauen Bergseen, das alles war unfassbar schön», erzählt der Comedian. Und es gab auch adrenalingeladene Momente: «Die Redaktion schickte mich zum Ende der Woche auf eine Hochtour zu meinem ersten Viertausender. Das war krass.»

Besteigen musste er das 4010 Meter hohe Lagginhorn oberhalb von Saas-Fee VS. Zwar gilt es als einer der einfachsten Viertausender – für den Komiker, der im April mit Divertimento-Partner Jonny Fischer (43) das Programm «Sabbatical» beendete, dennoch kein leichtes Unterfangen. «Ich wusste nicht, ob ich das schaffe, meine Kondition ist nach der Dernière täglich zurückgegangen, ich hatte Bammel davor», gesteht er.

Zusammen mit Bergführer Roberto wagte er sich an die Besteigung. «Ein mega Erlebnis», bei dem ihm sogar die Tränen kamen, wie er in der Sendung erzählt. «Das letzte Mal, als ich an einem Seil auf einen Berg geführt wurde, war mit meinem Papi.» Er sei vor knapp zwei Monaten gestorben, es sei sehr emotional. «In den letzten Wochen habe ich oft verdrängt, was passiert ist. Hier ist der Kopf leer und der Himmel nah, da kommt es hoch.»

Dass Burkart in seinen TV-Projekten gerne mal Emotionen zeigt und an seine Grenzen geht, ist bekannt. Etwa im Format «Ein Manu für alle Fälle», in dem er diverse  Stunts ausübte. «Ich fand es eine coole Erfahrung, es war aber psychisch ein riesiger Stress.» Er habe die Hosen runterlassen, sich seine Ängste eingestehen, Freude und Begeisterung zeigen müssen. «Das hat ‹u huere› an mir gezerrt.» 

Anders bei den Hüttengeschichten. Wenn er an die Drehtage in den Bergen zurückdenkt, gerät er ins Schwärmen: «Die Luft dort oben ist anders und klarer. Ich erlebe es wie eine Reinigung.» Er schätze es, aus dem Trubel und dem Familienalltag auszubrechen. «So sehr ich meine Kinder und meine Frau liebe, aber es ist natürlich wohltuend und ein Privileg, mal ein paar Tage für sich zu haben.»

Ob Ehefrau Michèle (38), Tochter Alya (11) sowie die Söhne Josh (9) und Joan (5) gerne bei seinen Hüttentouren dabei wären? Er schüttelt den Kopf. «Für Michèle wäre das der Horror! Sie würde nie mitkommen, alleine schon wegen der Massenschläge», meint er und lacht. Aber mit den Kindern würde er schon gerne mal in einer Hütte übernachten. «Sie finden wandern zwar nicht so cool … Aber diese Erfahrung müssen sie einfach mal gemacht haben.»

Ein Gedanke, den sicher auch Michèle unterstützt. Generell ist sich das Ehepaar, das seit 2012 verheiratet ist, in Erziehungsfragen meistens einig. «Das ist sehr wichtig, gerade weil Alya in die Pubertät kommt.» Es sei «happig», Alya sage schon gerne, wo es langgeht. «Aber zum Glück ist alles noch im grünen Bereich.» 

Zoff daheim gab es trotzdem. Nicht wegen der Kinder, sondern wegen einer Schulter-OP, der sich der Komiker im Herbst unterzog. «Die Heilung dauert vier bis sechs Monate», erklärt er. Unglücklicherweise sei das seiner Frau nicht ganz klar gewesen. «Weil ich gar nicht mehr mit anpacken konnte, musste Michèle vier Wochen lang den Haushalt so ziemlich alleine schmeissen, sich um Kinder und Haustiere kümmern. Wir hatten einige Spannungen deswegen. Aber wir haben es gemeistert.»

An einem Strang zogen die Eheleute auch bei der Solidarität rund um den Ukraine-Krieg. Um zu helfen, nahmen sie eine Flüchtlingsfamilie bei sich auf. «Die Verständigung war sehr schwierig. Aber es war eine mega schöne Erfahrung für alle von uns», sagt Manu. Mittlerweile lebt die Familie in einer Wohnung. «Bei Bürokram und anderen Fragen stehen wir der Familie immer noch zur Seite.»

Der Krieg habe ihm sehr auf das Gemüt geschlagen, so Burkart. Am 24. Februar 2022, dem Tag, als dieser ausbrach, stand er mit Divertimento auf der Bühne. «Zum ersten Mal in meiner Karriere fiel es mir schwer, vor den Leuten den Clown zu machen», gesteht er. Im Nachhinein habe es ihm aber jeweils geholfen, das Leid und Elend kurz zu vergessen. «Das Lachen der Menschen zu hören, war wie eine Therapie.»

Und genau dieses Lachen hofft er auch bei dem neuen Programm zu hören, an dem er und Jonny derzeit schreiben. Premiere feiern soll es im Herbst 2023. «Der Druck ist da, man will an den bisherigen Erfolg anknüpfen», sagt Manu Burkart. Dann lächelt er und fügt an: «Aber ich bin sicher, das kommt gut!»