«Den jugendlichen Übermut habe ich heute noch»

Vor zehn Jahren moderierte er zum ersten Mal «Potzmusig». Erfahrener und sicherer sei er geworden, sagt der Volksmusiker. Eine besondere Eigenschaft hat er sich aber bewahrt.

Man sieht ihn schon von weitem: In seiner Appenzeller Tracht mit dem leuchtend roten Gilet ist Nicolas Senn wirklich nicht zu übersehen. Spätestens als er dann sein Hackbrett aufstellt und für den Fotografen ein Stück spielt, ist für die Spaziergänger am Seeufer von Wädenswil ZH klar, um wen es sich handelt.

Dass man ihn erkennt und anspricht, daran hat sich der 32-Jährige gewöhnt. Immerhin moderiert er seit zehn Jahren «Potzmusig» und feiert dieses Jubiläum am 27. August (18.15 Uhr, SRF 1). 2012 war er mit 22 Jahren einer der jüngsten Moderatoren von SRF, wurde damals so ziemlich ins kalte Wasser geworfen. «Definitiv», sagt er etwas später im Gartenbeizli an der Schiffsanlegestelle, blickt auf den See und meint lachend: «Womit wir wieder beim Wasser wären.» Er habe es damals einfach gemacht, fand es cool. «Aber auch als eine Chance gesehen, die ich nicht aktiv gesucht hatte. Es hat sich einfach ergeben», meint der in Gais AR lebende Musiker. Vielleicht war es auch sein jugendlicher Übermut («den habe ich heute noch»), der ihn einfach machen liess.

Wenn er so zurückschaue, sei er schon sehr froh, dass er heute einen gut gefüllten Rucksack dabei habe. «Es ist definitiv schöner, eine Sendung zu machen mit Erfahrung, als einfach ins kalte Wasser zu springen und die Fische nicht zu kennen.» Hat sich denn seither viel geändert? «Ja, und zwar auch in dem Sinn, dass ich nicht mehr fünf fremde Namen ansage, sondern Personen, die ich kenne, deren Musik und Geschichte. Ich habe dank ‹Potzmusig› so viele tolle, interessante Menschen kennenlernen dürfen.»

Apropos Veränderungen: Wie sieht er das bei sich selbst seit seinen Anfängen? «Abgesehen davon, dass ich zehn Jahre älter bin, Leute und Musikszene besser kenne, bin ich auch sicherer geworden.» Früher habe er sich am Ablauf festgeklammert und sich alle Fragen aufgeschrieben. «Heute lasse ich es auf mich zukommen, frage, was mich in dem Moment grad interessiert, denn das Publikum weiss ja nicht, was ich mir zuvor aufgeschrieben habe.»

Dank seinen Auftritten und «Potzmusig», das seit ein paar Jahren immer in einem anderen Volksmusik-Lokal aufgezeichnet wird, kennt der leidenschaftliche Wanderer wahrscheinlich schon die ganze Schweiz. «Die ganze nicht, aber ich war wirklich an vielen schönen Orten, nahm mir aber oft zu wenig Zeit, um sie geniessen zu können. Auch das muss ich noch lernen», meint der Ostschweizer. Er komme oft als Erster, gehe als Letzter. «Ich habe mir aber fest vorgenommen, etwas mehr Zeit einzuplanen, wenn ich mal in einer Region bin, die ich näher kennenlernen möchte.»

Doch zuerst will Nicolas Senn endlich mal wieder ins Verkehrshaus nach Luzern. «Ich war vor 20 Jahren das letzte Mal dort, das will ich wieder einmal sehen. Diesen kleinen ‹Buebetraum› habe ich seit einem Jahr vor Augen, und am nächsten freien Vormittag werde ich das tun.»