Das Familienleben kommt vor dem Comeback

Die Fans warten sehnlichst auf seinen nächsten Aufschlag. Doch die Prioritäten des Tennis-Idols haben sich verschoben. Das zeigt nicht nur die Absage an den Australian Open.

Für Federer-Fans war das vergangene Jahr ernüchternd. Gerade mal an den Australian Open im Januar 2020 hat der 39-Jährige gespielt. Dann kamen die Knieprobleme und damit das Saison-Aus.

Auch 2021 beginnt nicht gerade vielversprechend: King Roger hat seine Teilnahme in Down Under für dieses Jahr abgesagt! Bisher schien allen klar: Der Bald-40-Jäh­rige leidet noch an den Folgen der Knieoperationen von letztem Sommer und hatte zu wenig Zeit, in Top-Form zu kommen.

Doch kürzlich sagte André Sá, zuständig für die Verständigung zwischen Spielern und Veranstaltern an den Australian Open, die Absenz des Schweizers habe einen an­de­ren Grund: die Quarantäne-­Bestimmungen. Wäre Feder­er wie üblich mit der ganzen ­Familie gekommen, hätte er sich mit ihr zusammen abkapseln müssen. Wie alle Spieler hätte er während der zwei Wochen allerdings von Ausnahmen profitiert: «Er hätte rausgehen können, trai­nieren, und zurückkehren», erläutert Sá. «Das Problem ist, dass Mirka und die Kinder das Hotelzimmer nicht hätten verlassen dürfen. Sie hätten 14 Tage im Zimmer bleiben müssen. Mirka hat dieser Idee nicht zugestimmt.»

Die Alternative wäre eine Teilnahme ohne die Familie gewesen. Doch das ist für Federer keine Option. Mit der Quarantäne wäre er schnell fünf oder mehr Wochen von Mirka (42) und den elfjährigen Zwillingsmädchen Myla und Charlene sowie den sechsjährigen Zwillingsbuben Lenny und Leo getrennt gewesen. Roger meinte dazu laut Sá: «Ich bin 39, habe vier Kinder, 20 Grand-Slam-Siege. Die Zeiten, in denen ich fünf Wochen von meiner Familie getrennt sein will, sind vorbei.»

Mit dieser Einstellung und seinen Aktivitäten von letztem Jahr zeigt sich: Der Maestro ist längst vorbereitet auf ein Leben neben dem Court. So nutzte er die turnierfreie Zeit, um sein Marken­imperium zu vergrössern: Federer hat sich unter anderem endlich mit Nike geeinigt und vom Ausrüster die Rechte an seinem iko­nischen RF-Logo zurückerhalten. Pünktlich zu Weihnachten präsentierte Federer eine Kollektion von RF-Kappen. Die Rechte am Logo sind an Federers Tenro AG übertragen worden. Eine Firma, unter deren Dach er seine kommerziellen Aktivitäten zusammenfasst. Dazu gehören auch die Sneaker, die er für den Schweizer Laufschuhhersteller On entwickelt hat. Im Sommer präsentierte der Basler den Sneaker «The Roger». Dieses Jahr soll ein wei­teres Modell mit dem Namen «The Roger Clubhouse» folgen.

Bereits sind drei weitere Marken­namen bei der Tenro AG registriert. Ob dies alles Sportschuhe sind? Wohl kaum. Der Maestro hat ebenfalls im Frühling ein neues Markenlogo schützen lassen: ein R mit einem schwarzen Punkt. Experten vermuten, dass der Geschäftstüchtige damit eine eigene Produkte­linie auf den Markt bringen will: neben Sportartikeln, Kleidungsstücken und Schuhwaren auch Leder­waren, Reise- und Handkoffer und anderes.

Noch spricht aber niemand von einem Karriereende. Im Jahr 2017 sagte Federer: «Die Fans wünschen sich, dass ich bis 40 spiele. Aber irgendwann werde ich aufhören. Und vielleicht viel früher, als die meisten denken.» Sein 40. Geburtstag wäre kommenden August, kurz nach Wimbledon. Noch einmal am Londoner Pres­tige-Turnier anzutreten, steht an erster Stelle seiner To-do-Liste dieses Jahr, wohl noch vor der Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen in Tokio.

Doch vorerst geniesst Familie Federer den Komfort ihrer Wohnung in Dubai, wo sich der Champ jeweils auf die kommende Saison vorbereitet. Der britischen Zeitung «The Sun» zeigte er erstmals, wie es in seinem Zuhause in den Vereinigten Arabischen Emiraten aussieht: luxuriös wie im Märchen! Der bestverdienende Sportler der Welt residiert im exklu­sivsten Hochhaus der Stadt.

16 Millionen Franken kostete das 566-Quadratmeter-Appartement – natürlich zuoberst im Penthouse. Die Residenz verfügt über fünf Schlafzimmer mit jeweils einem eigenen Badezimmer, einer zusätzliche Gästetoilette und einem begehbaren Kleiderschrank.

Damit Federers sich zu Hause aus­toben können, gehört auch eine grosszügige 80-Quadrat­meter-Terrasse dazu sowie ein Pool auf dem Dach des Gebäudes und ein hochmodernes Fitnesscenter. Eine Limousine mit Chauffeur, ein Ferrari, ein Heli­kopter und gar ein Privatjet stehen jederzeit bereit – ebenso wie die hauseigene Security und ein fabelhafter Weitblick über den Hafen von Dubai und das Meer.

Mit diesen Aussichten hat Federer quasi den Fünfer und das Weggli: Er kann spielen, solange es ihm Spass macht, sich die Turniere aussuchen, die ihm etwas bedeuten. Sollte das vorbei sein, ist für seinen Eintritt in ein Leben als Geschäftsmann alles aufgegleist.​