«Das Beste, was mir passieren konnte»

2009 wurde er Vater von Zwillingsmädchen – ein Wendepunkt im Leben des Tennis-Stars! Seither ist die Familie das Wichtigste und hilft, dramatische Nieder­lagen wie jetzt in Wim­bledon zu vergessen.

Bis man Mirka (41) die Schwangerschaft ansieht, weiss nur der innerste Kreis von den bevorstehenden Nachwuchsfreuden im Hause Federer. Im März 2009 verkündet Roger (37) mit einer kurzen Nachricht auf
seiner Website: «Mirka und ich werden diesen Sommer Eltern!» Am 23. Juli ist es dann so weit. 

Ein halbes Jahr nach der Geburt ihrer Zwillingsmädchen stellen die stolzen Eltern ein Bild mit den Babys im Arm ins Netz. Es wird der erste von zahllosen Schnappschüssen sein: Sind Myla und Charlene mit im Tennis-Zirkus unterwegs, richten sich die Teleobjektive auf sie – wie später auch auf ihre fünf Jahre jüngeren Zwillingsbrüder. Eine Begleiterscheinung ihres Lebensstils, die Papa Federer nicht gefällt: «Wenn jemand, ohne zu fragen, Fotos von ihnen macht, kann ich schon mal gereizt reagieren.»

Doch er will seine Tennis-Karriere weiterführen und seine Familie trotzdem bei sich haben. «Ich halte es keine zwei Wochen ohne sie aus.» Die Familie ist ihm heilig, mit ihr Zeit zu verbringen, ist «unfassbar wichtig für meine mentale Gesundheit». Die Kinder hätten Priorität, wenn er nicht gerade Tennis spiele. «Komme ich nach Hause, mische ich mich unter sie. Was sie machen, dort bin ich auch dabei.»

Bislang haben die Kleinen Spass am Leben unterwegs. «Die Mädchen sind in einem Alter, in dem sie verstehen, dass sie Glück haben, dass sie extrem viel erleben, durch die Welt reisen und Dinge entdecken können.» Doch sollte er merken, dass es ihnen auf der Tour nicht gut gehe, sie unglücklich sind oder Mirka die Situation nicht mehr passe, «wäre das ein Grund aufzuhören». Bisher hätten die Mädchen, die privat unterrichtet werden, nur hie und da gewünscht, «dass sie in einer normalen Schule wären».

Roger ermutigt seinen Nachwuchs, Rackets zur Hand zu nehmen: «Alle unsere Freunde und deren Kinder spielen Tennis.» Es sei kein Zwang da. «Aber es wäre schön, wenn wir später ein wenig doppeln oder sie mit Freunden spielen und Spass haben können.» Die Kinder merken inzwischen selbst, dass es zu ihrem Guten ist: «Sport ist die beste Lebensschule.»

Die Buben haben Spass daran, der Ballsport fällt ihnen leicht. Charlene und Myla finden mehr Gefallen am Schwimmen, Reiten und Skifahren. Und zu Papas Stolz spielen sie Klavier. Auch wenn Vaters Leidenschaft nicht auf sie abfärbt, seinen Geschäftssinn haben die Mädchen geerbt. Das beweisen sie jedes Jahr an den Indian Wells Masters, wo sie selbstgemachte Limonade verkaufen und den Erlös an Papas Stiftung abgeben. «Ich bin so stolz», sagt dieser dazu.

Das verhaltene Interesse der Mädchen am Tennis zeige sich auch an ihren Reaktionen: «Manchmal, nachdem ich einen grossen Match gewonnen habe, sagen sie: ‹Nun gut, komm jetzt Lego spielen!›» Andererseits wollten sie nach einem verlorenen Match sofort wissen, wie es ihm gehe. Spielte er in ihren Augen nicht gut, liessen sie ihn das wissen: «Aber, Papa, warum hast du verloren? Das war nichts!»

Die Kinder lehrten ihn, Niederlagen schneller wegzustecken. Früher sei er noch am nächsten Tag traurig gewesen. «Heute dauert das maximal eine halbe Stunde. Und wenn ich nach Hause komme, ist es, als hätte der Match nie stattgefunden.»

Wie lange das Leben der Familie Federer noch so weiterläuft, ist abhängig davon, wie lange er noch auf diesem Niveau spielen kann und will. Für die Zukunft ist vorgesorgt: In Rapperswil-Jona SG hat der
Maestro ein 16’000-Quadratmeter grosses Grundstück mit Seeanstoss gekauft – für geschätzte 40 bis 50 Millionen Franken.

Auf dem Gelände soll es einen Bau mit mehreren Sport-Räumlichkeiten und etlichen Bädern geben, einen riesigen Rosengarten und ein Pförtnerhäuschen an der Strasse. Ebenfalls geplant ist ein Schulzimmer. Dabei hat King Roger immer wieder betont, dass er die beiden Zwillingspaare nach Karriereende in eine normale Schule schicken möchte. Sollte dies innerhalb der nächsten zwei Jahre der Fall sein, wären die Buben im richtigen Alter für die Einschulung und die Mädchen für den Start ins Gymnasium.

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Zuerst muss Federer seine bittere Niederlage vom Sonntag gegen Novak Djokovic (32) im Finale von Wimbledon verdauen. Auch hier werden ihm seine Kinder helfen, schnell wieder auf die Beine zu kommen: Nächsten Dienstag feiern Myla und Charlene ihren zehnten Geburtstag und ihre Eltern werden ihnen sicher ein schönes Fest ausrichten. Ob es ein spannender Trip wird? Oder eine gemütliche Feier in der Schweiz in ihrem Ferienhaus in Valbella GR?